Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
anderer Meinung.
Und auch Miriam duldete darüber keine Debatte: »Wenn ich hier schlafe, dann will ich mich auch waschen können. Wenigstens
Zähne putzen!«
Zumindest besaß das Museum einige Damen- und Herrentoiletten, die natürlich mit Waschbecken ausgestattet waren. Jennifer vermutete,
dass das Museum auch eine Werkstatt hatte, in der sie mit etwas Glück Duschen finden würden.
Da durch das Chaos in der Stadt viele Läden nicht besetzt waren, schlug Ben vor, keine Zeit zu verlieren und sofort einen
Trupp loszuschicken, der aus diesen Geschäften Lebensmittel holen sollte.
Norbert erklärte sich bereit, mit dem Bus und einer Handvoll Helfern diese Aufgabe zu übernehmen.
Auf dem Weg konnte er ja vielleicht auch Zahnbürsten, Zahnpasta und Handtücher mitbringen. Es fehlten noch Decken, Schlafsäcke
und Taschenlampen. Natürlich hätten die Kinder all diese Dinge von zu Hause holen können, doch Ben hielt das für zu gefährlich.
»Solange wir nicht genau wissen, wie jemand als Figur ins Spiel gezogen wird, sollten wir hierbleiben, wenn es irgend geht«,
meinte er.
Miriam schaute auf ihre Uhr. Mittlerweile war es neun Uhr abends und sie hatten lange nichts von Max und Kathrin gehört. Bei
den vielen turbulenten Ereignissen dieses einen Tages hatten sie Max und den Zoo völlig vergessen. Sie wies die anderen darauf
hin.
Ben biss sich auf die Lippe. »Mist! Das haben wirwirklich vergessen!«, ärgerte er sich. »Können die nicht hierherkommen?«
»Der kleine Max?«, entrüstete sich Jennifer. »Vom Zoo allein hierher? Unter normalen Bedingungen vielleicht, aber du weißt
doch nie, welchen Irren er unterwegs begegnet, die gerade wer weiß was für eine Funktion im Spiel ausüben!«
Ben sah es ein. Man durfte Max nicht sich selbst überlassen. Viel zu lange hatten sie ihn schon im Stich gelassen. Er fragte
sich sogar, weshalb Max sich im Laufe des Tages nicht viel öfter gemeldet und nachgefragt hatte, wo sie blieben. Mit einem
Mal überkam ihn ein sehr flaues Gefühl. Hatte Max nicht berichtet, Kathrin wäre durchgeknallt und hätte die Tiere jeweils
in falsche Käfige gelockt? Hatte sie vielleicht sogar Tiere freigelassen? Und waren gefährliche Tiere darunter?
Ben wollte seine düsteren Gedanken für sich behalten, aber Jennifer sah ihm sofort an, woran er dachte. Ihr Gesichtausdruck
wurde ernst.
Ben griff zu seinem Handy – aber er hatte Max’ Nummer nicht.
Er hatte doch angerufen! Seine Nummer aber war nicht übermittelt worden.
»Verflucht!«, ärgerte sich Ben.
Es stellte sich heraus: Niemand besaß Max’ Telefonnummer.
»Es hilft nichts, wir müssen zu ihm!«, sagte Jennifer.
So, wie sie es sagte, war klar: Das war kein Vorschlag, das war ein Befehl!
Nur Miriam, Jennifer, Frank und Ben sollten fahren, Thomas und Achmed im Museum die Stellung halten. Miriam verschwand, um
ein Auto zu besorgen, und fuhr keine fünf Minuten später mit einem silberfarbenem Kombi vor. Ben und Frank stiegen hinten
ein, Jennifer setzte sich auf den Beifahrerplatz.
Ohne weitere Verabschiedung gab Miriam Gas.
»Hoffentlich geht das gut, ey!«, betete Achmed.
»Wird schon!«, machte Thomas ihnen Mut.
»Was soll schon groß passieren?«, fragte sich Norbert.
Aber Achmed ließ sich nicht beruhigen. »Solange Kolja in der Stadt ist und nicht zu uns gehört, solange lauert Gefahr, ey!«,
unkte er. Und damit sollte er recht behalten.
Nachts im Zoo
Miriam fuhr vorsichtig. Hinter jeder Ecke befürchtete sie eine Gefahr oder eine unangenehme Überraschung. Die Stadt war dunkel.
Gespenstisch dunkel. Die Straßenbeleuchtung war ausgeschaltet, die Geschäfte waren ohne Beleuchtung, auch aus den meisten
anderen Häusern drang kein Licht. Viele schliefen sicherlich, weshalb in den Wohnungen kein Licht mehr brannte. Aber weshalb
waren auch Straßenbeleuchtung und Schaufenster dunkel?
»Das passt zu Kolja!«, fand Frank.
Das Stichwort fuhr Jennifer durch die Glieder wie ein Stromschlag.
»Kolja?«, fragte sie. Sollte Kolja in der kurzen Zeit so viel Macht in der Stadt erlangt haben, dass er auf Befehl eine ganze
Stadt verdunkeln konnte?
Der Gedanke daran machte die Fahrt noch unheimlicher. Sie wussten, Kolja agierte im Moment als Spielfigur, unberechenbar und
gefährlich. Sie kamen nicht an ihn heran, sie kannten seine Pläne nicht, aber allen war bewusst: Mit Kolja als Gegner war
nicht zu spaßen.
»Pass auf!«, schrie Ben plötzlich.
Miriam bremste scharf.
Der
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