Level 6 - Unsterbliche Liebe
bei jemandem bedanken, der mein Leben zum Besseren verändert hatte?
„Der Shuttle kommt um Punkt drei Uhr. Bleibt im Haus, bis es zwei Minuten vor drei ist. Habt ihr verstanden? Oben liegen frische Kleider, falls ihr euch umziehen möchtet. Ich bin mir sicher, dass ihr diese lächerlichen Outfits gern loswerden würdet.“
„Es scheint fast so, als wären Sie auch übersinnlich begabt“, erwiderte ich. Daraufhin lachte er kurz auf.
„Auf Wiedersehen, ihr beiden. Und viel Glück.“
Er drehte sich um und verließ die Küche. Im nächsten Moment hörte ich, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Rogan schaute mich an.
Ich starrte zurück. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und mein Herz raste. Ich zweifelte daran, dass mein Herz seit dem Moment, als ich angekettet an die Wand in dem silbernen Raum aufgewacht war, überhaupt einmal wieder in normaler Geschwindigkeit geschlagen hatte.
„Mein Schädel bringt mich noch immer um“, erklärte Rogan „Ich habe keine Ahnung, wieso.“
„Könnte daran liegen, dass dir gerade ein großes Stück Metall aus der Birne entfernt wurde.“
Er schnaubte, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ja, das könnte einer der Gründe sein.“ Er blickte in die Richtung, in die Jonathan gerade verschwunden war. „Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Ich sollte ihm helfen.“
„Du hast ihn gehört. Er hat einen Plan.“
„Ich wünschte, er hätte mir verraten, wie der Plan aussieht.“ Seine Miene wirkte grimmig. „Aber nach allem, was wir durchgemacht haben, möchte ich so schnell wie möglich fort von hier.“
„Das mit deinem Vater tut mir leid.“ Es schien so, als wären wir beide Waisen. Obwohl sein Vater theoretisch noch am Leben war, hatte Rogan ihn doch vor zwei Jahren verloren.
Er nickte. „Ja, mir auch.“
Ich griff mir an den Hinterkopf und spürte die harte, ausgebrannte Narbe. „Ich kann nicht fassen, dass das Implantat weg ist.“
„Ich weiß.“
„Und ich dachte schon, ich müsste mich daran gewöhnen, dass du für den Rest meines Lebens nie weiter als dreißig Meter von mir entfernt bist.“
Er lächelte mich an. „Gut, dass sie weg sind, oder? Jetzt bist du mich endlich los. Du wirst in der Privatschule glücklich werden, Kira. Davon bin ich überzeugt.“
„Ich hoffe, dass sie mich dort mögen.“
„Was gibt es an dir nicht zu mögen?“
Ich verdrehte die Augen und versuchte, nicht zu grinsen. „Ich gehe nach oben und schaue mir mal die Klamotten an, die Jonathan erwähnt hat.“
„Mach das.“
Ich drehte mich um und verließ die Küche. Hinter der nächsten Ecke verbarg sich ein Treppenaufgang in den ersten Stock.
Sobald wir unser Ziel erreicht hätten, würden sich unsere Wege trennen. Hatte ich gedacht, dass wir für immer zusammenbleiben würden? Es gab wirklich keinen Grund, warum wir das tun sollten. Ich würde das Iris-Institut besuchen – was zugleich beängstigend und toll klang. Und Rogan würde genau wie sein Bruder zur Universität gehen. Die Kolonie war riesig – eine aufstrebende Stadt mit einer Million Einwohnern. Wir würden uns in der Menge der Menschen dort verlieren.
Wenn mein Vater meine Testergebnisse gesehen und gewusst hatte, dass ich eine sehr ausgeprägte paranormale Gabe besaß, dann hatte er vielleicht vorgehabt, mich zu dem Institut zu schicken, damit ich meine Fähigkeiten entwickeln und lernen könnte, sie zu kontrollieren. Wie hätte mein Leben wohl ausgesehen, wenn es so gekommen wäre? Wenn ich in den letzten zwei Jahren statt auf der Straße in dieser gefährlichen, trostlosen Stadt in der Kolonie gelebt hätte?
Dann hätte ich Rogan niemals kennengelernt.
Wir waren einfach zusammengesteckt worden. Keiner von uns hatte die Wahl gehabt. Wir hatten die Situation so gut gemeistert, wie es möglich gewesen war, und das Beste daraus gemacht. Nun war es vorbei. Sobald wir in der Kolonie angekommen waren, würde ich ihn vermutlich nie mehr wiedersehen.
So sollte es sein.
Und obwohl mir das klar war, tat es höllisch weh.
18. KAPITEL
Die Sachen hingen in der oberen Etage in einem Kleiderschrank. Sie waren nicht perfekt. Wer auch immer den Schrank bestückt hatte – vermutlich Jonathan –, hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass ein Mädchen auftauchen würde. Ich schnappte mir eine Jeans in der kleinsten Größe, die ich finden konnte, und beschloss, sie einfach mit einem Gürtel festzuhalten. Anschließend suchte ich mir ein T-Shirt raus, das ich einfach
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