Level 6 - Unsterbliche Liebe
Plage.“
„Auf eine Art stimmt das. Ich glaube allerdings nicht, dass es etwas Schlechtes ist. Vielmehr denke ich, dass es ein unglaubliches Geschenk ist.“
„Ich kann nicht einschätzen, ob meine Fähigkeiten wirklich stark ausgeprägt sind. Immerhin habe ich gelesen, dass Sie aufrichtig sind – dabei haben Sie mich wieder und wieder belogen.“
Seine Miene verdüsterte sich, und er wandte den Blick ab. „Das tut mir alles sehr leid.“
„Aber … Aber das heißt nicht, dass sie nicht aufrichtig sind. Sie haben uns geholfen. Und Sie waren auch derjenige, der mir überhaupt erst von meiner Gabeerzählt hat. Und Sie wollten das Virus stoppen. Ein paar Lügen und falsche Entscheidungen ändern nichts an dem, was Sie tief in Ihrem Inneren sind.“
„Ich weiß es nicht mehr. Ich hoffe, du hast recht. Das hoffe ich wirklich.“ Jonathan erhob sich. „Ich habe euch beiden zwei Fahrkarten für den nächsten Shuttle in die Kolonie besorgt.“
Mir stockte der Atem. Damit hätte ich nicht gerechnet. „Ist das Ihr Ernst?“
Er nickte. „In dieser Stadt seid ihr nicht mehr sicher – im Augenblick nicht und auch in Zukunft nicht mehr. Ihr müsst in die Sicherheit der Kolonie flüchten. Dort gibt es weniger Korruption – zumindest auf absehbare Zeit – und dort leben eine Menge Menschen, sodass ihr dort untertauchen könnt.“
Am Tisch herrschte Schweigen.
„Wann fährt der Shuttle?“, fragte Rogan. „Wie erreichen wir ihn?“
„Hinter diesem Haus verlaufen Gleise. Ich habe es so vereinbart, dass der Shuttle um genau drei Uhr hier hält, um euch mitzunehmen. Er wird wie ein normaler Zug aussehen. Ihr werdet ihn allerdings an diesem Symbol erkennen – ein Maiglöckchen –, damit ihr sicher sein könnt, dass es die richtige Bahn ist.“ Er griff in seine Jackentasche und zog zwei Tickets mit unseren Namen hervor. In der oberen Ecke erkannte ich eine weiße Blume mit Blütenblättern. „Der Zug wird euch zu einer anderen Bahn bringen, mit dem ihr die Reise in die Kolonie fortsetzen könnt.“
Wir nahmen jeweils ein Ticket an uns. Ich starrte es an und war mir fast sicher, dass meine Augen mir einen Streich spielten. Ich hatte es mir schon so lange gewünscht, dass es mir unwirklich erschien, nun tatsächlich eine Fahrkarte in der Hand zu halten. Das war alles, was nötig war? Dieses kleine Stück glänzendes Papier reichte aus, um mein Leben für immer zu verändern?
„Ich habe bereits Kontakt zum Iris -Institut aufgenommen, Kira. Das ist eine Privatschule für Mädchen, die genauso paranormale Fähigkeiten haben wie du. Ich weiß, dass es schwer war für dich – vor allem ohne Übung. Ich verspreche dir, dass es, je öfter du deine Gabe anwendest, immer weniger schmerzhaft wird. Es ist, als würde man seine Muskeln trainieren, begreifst du? Du wirst stärker, und die Lehrer im Institut werden dir dabei helfen. Ich habe dir die Adresse der Schule auf die Rückseite der Fahrkarte notiert.“
Ich drehte sie um und betrachtete die präzise Handschrift. „Das ist … Es ist … zu gut, um wahr zu sein.“ Abrupt blickte ich auf. „Wo ist der Haken?“
Ein Lächeln erschien auf dem ansonsten todernsten Gesicht. „Ich verstehe deine Zweifel. Doch es ist alles wahr und es gibt keinen Haken.“
Eine Schule, die jemandem wie mir helfen konnte. Wo ich andere Mädchen treffen konnte, die ebenfalls Psi-Fähigkeiten besaßen. Wo ich Freunde finden, Kurse belegen und ein Zuhause haben würde – nachdem ich so lange keinen Ort gehabt hatte, an den ich gehörte.
Zittrig atmete ich ein. Meine Kehle war wie zugeschnürt. „Danke.“
Er nickte. Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf Rogan richtete, bemerkte ich, dass Jonathans Augen bedächtig schimmerten. „Was dich angeht, Rogan, so kann ich nicht in Worte fassen, wie leid es mir tut, dass du so viel Schmerz ertragen musstest.“
Rogans Adamsapfel zuckte, da er schwer schluckte. „Das ist jetzt vorbei.“
Jonathan nickte wieder. „Wie gesagt, dein Vater hatte ein paar bewusste Momente. Er konnte noch dafür sorgen, dass ein Bankkonto für dich eingerichtet wird. Sobald du in der Kolonie bist, werden sämtliche Einträge aus deiner Strafakte gelöscht, sodass dir dein Name keine Probleme bereiten wird, wenn du dort auftauchst. Die Kontonummer steht auf deinem Ticket. Dein Vater wollte, dass du bis an dein Lebensende genug Geld zur Verfügung hast. Er hat sich gewünscht, dass dudich an der Schule einschreibst, die auch Liam besucht hat. Er glaubt, dass
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