Level 6 - Unsterbliche Liebe
du ein unglaubliches Potenzial hast – mehr, als du dir selbst je zugetraut hättest. Es werden einige Aufnahmetests nötig sein, allerdings habe ich dort bereits angerufen und die Situation erklärt, ohne alle unschönen Details zu erwähnen.“
„Dann mussten Sie ja jede Menge auslassen.“
Jonathan zog eine Braue hoch. „Seien wir ehrlich: Geld spricht Bände, wenn man genug davon zur Verfügung stellt. Die Schule ist informiert, dass du möglicherweise vorbeischauen wirst, und sie sagten mir, sie würden sich darauf freuen.“
Ungläubig starrte Rogan auf die Fahrkarte in seiner Hand. „Mein Vater hat sich das hier für mich gewünscht?“
„Ja. Er liebt dich, Rogan. Er hat dich immer geliebt, auch wenn du das manchmal nicht gesehen hast.“ Jonathan presste die Lippen aufeinander. „Du solltest wissen, dass er mich gebeten hat, ihn umzubringen, als er noch die Kontrolle über seinen Körper hatte. Aber ich konnte es nicht. Jetzt vertraut er mir nicht mehr – dieses technologische Monster, das ihn steuert, glaubt, dass ich gegen ihn arbeite. Bisher hat er allerdings noch keine Beweise. Er hat Mitarbeiter, die mich auf Schritt und Tritt beschatten.“
Angst erfasste mich. „Wie konnten Sie dann heute unbemerkt entkommen?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Nach eurer Flucht war Gareth außer sich vor Wut. Im Hauptquartier herrschte Chaos. Ich hatte das Gefühl, dass ihr hierhergekommen sein könntet. Und nachdem ihr den Summer gedrückt habt, schaffte ich es, ungesehen zu entwischen. Ich fürchte allerdings, dass ich nicht viel länger bleiben kann. Eigentlich sollte ich sogar augenblicklich verschwinden. Sie werden nach mir suchen.“
„Ich begleite Sie“, erklärte Rogan entschieden.
„Nein, das wirst du nicht. Mein Plan schließt dich nicht ein. Ich muss es allein tun.“
„Wie lautet ihr Plan?“
Seine Miene wirkte angespannt, während er in die vordere Tasche seiner Hose griff und eine kleine Karte hervorholte. „Nimm das hier. Ich werde einen Weg finden, um in einer Woche Kontakt zu euch aufzunehmen, um euch zu berichten, ob ich erfolgreich war. Falls ihr jedoch nichts von mir hört, bin ich gescheitert. Wartet dann einen Monat lang, bis alles sich beruhigt hat, und benutzt danach diese Karte, um euch mit einem Mann namens Joe in Verbindung zu setzen. Ich bin mir sicher, er kann euch helfen, diese Sache in Ordnung zu bringen, wenn ich es nicht schaffe.“
Rogan schien nicht überzeugt, dennoch griff er nach der Karte. „Aber warum kann ich Sie jetzt nicht unterstützen?“
„Weil sie dich, sobald sie dich sehen, töten werden. Sie werden euch beide umbringen, weil ihr das Spiel abgebrochen habt und entkommen seid. Das Risiko besteht auch nach eurer Ankunft in der Kolonie noch, doch es ist längst nicht so groß wie die Gefahr, wenn ihr hierbleibt – das kann ich euch versichern.“
Bei dieser unverblümten Einschätzung der Lage erschauderte ich. Dann warf ich einen Blick auf die Karte. Ich erkannte ein Logo, das wie ein H aussah, und eine Adresse in der Stadt. Das Logo kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte es nicht genau einordnen.
„Was ist das für ein Ort?“, fragte ich.
Jonathan presste die Lippen aufeinander. „Ein kleiner Hoffnungsschimmer nach Jahren der Dunkelheit. Nach all der Zeit bin ich noch immer voller Zuversicht, dass die Dinge sich ändern können – auch, wenn alles besonders trostlos erscheint.“
Ich sah ihn an. „Also, das ist ziemlich vage. Können Sie uns nicht mehr verraten?“
„Tut mir leid. Ich habe sowieso schon viel zu viel gesagt.“
Rogan machte einen Schritt auf Jonathan zu. Ich war mir nicht sicher, was ervorhatte, bis er unvermittelt die Hand ausstreckte. Jonathan schüttelte sie ausgiebig.
„Danke für das, was Sie uns gesagt haben – und was Sie riskiert haben, weil sie uns geholfen haben“, meinte Rogan knapp. „Und viel Glück für Ihren geheimen Plan, wie auch immer der aussehen mag. Bitte, tun Sie, was Sie können, um meinen Vater zu retten.“
„Pass auf dich auf, Rogan.“
Als Jonathan mich ansah, schenkte ich ihm ein aufrichtig gemeintes Lächeln. „Sehen Sie? Ich wusste, dass Sie doch ein guter Mensch sind.“
„Nein, das hast du nicht gewusst.“ Er lächelte ebenfalls, doch seine Augen wirkten traurig.
„Stimmt, Sie haben recht. Ich wusste es nicht. Jetzt weiß ich es allerdings. Danke für das Ticket und für die … die Sache mit der Schule.“ Mir fehlten die Worte. Wie sollte ich mich
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