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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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e nic h t, m i ch zu trö s ten, sprach mir nic h t Mut zu, ergriff nicht meine Hand. Sie ließ m i ch einfach eine W eile gewähren, bis ich m i ch wieder einiger m aßen beruhigt hatte, und sagte dann: »Das reicht fürs Erste. Sie sind m üde. Ich werde morgen wiederkom m en, dann wird es Ihnen schon leichter f allen.«
    Sie war schon auf halbem W eg zur Tür, den Stock vor sich schwenkend, um Hindernisse rechtzeitig auszu- m achen, bevor ich W orte fand:
    »Em m a … ? «
    »Ja ? « Sie blieb stehen und drehte sich halb u m , wandte sich m i r, wie ich f estst e llte, m it einem Ohr zu, nicht m it den Augen.
    »Sagen Sie m i r nur ei n s. W erde ich hier fe s t g ehalte n ? Ich m eine, gegen m einen W ille n ? «
    Ihre Antwort war schlicht und direkt, und ich war ihr ausgesprochen dankbar dafür: »Ja, in gewissem Sinne. Dies hier ist keine psychiatrische Klinik, nur eine Spezialabteilung in einem allge m einen Krankenhaus. W i r haben Ihre Frau davon überzeugt, dass es nur zu Ihr e m eigenen Be s t en ist, Sie h i er einzuweisen. Aber m achen Sie sich keine S orgen, das Gesetz e rla u bt uns nic h t, Sie län g er als drei Tage hier zu behalten. Dann m uss ein Gre m ium Ihren Fall bewerten, und ich glaube nicht, dass m an genügend Gründe finden würde, Sie nicht zu entlassen. Sie leiden an einem Trauma, verursacht durch einen Schock. Das ist nichts Neues, obwohl die For m en, die es bei Ihnen angenom m e n hat, schon ein wenig ungewöhnlich sind. Am besten schlafen Sie erst ein m al. Ich werde m orgen früh wiederkom m en. Wenn Sie irgendetwas brauchen – neben Ihrem Bett befindet sich eine Klingel.«
    »Ja, in Ordnung, danke.«
    Sie verließ das Zim m e r . Nach einer kurzen Pause hör t e ich, wie je m and die Tür hinter i h r abschloss. Plötzlich f ühlte ich mich e l ender als je zuvor in m ein e m Leben. Ich starrte zum Fenster hinaus. Alles, was ich sehen konnte, war ein St ü ck Him m el. Das Fenst e r war nic h t vergitt e rt, aber sein Glas war dick, und S c harniere verhinderten, dass m an es m ehr als ein paar Zenti m eter öffnen konnte. Ein Gefühl überwältigte m i ch, eine Mischung aus Erschöpfung, Verzweiflung und den Nachwirkungen dessen, was m an in m i ch hineingepu m pt hatte, wie der na m enlose Arzt m it d e m Bürstenschnitt es ausgedrückt hatte. Ich sank in einen unruh i gen S chlaf, der einzige m i r noch verbliebene Fluchtweg aus dem Albtraum, zu d e m m ein Leben geworden war.
     
    D e m Licht nach zu urteilen, das durch das Fenster fiel, musste es früher Abend gewesen sein, als ich wieder erwachte. Ich klingelte, um j e m anden herbeizurufen, der m i r in das winzige, angrenzende Bad half. Wenigstens wurde m i r die D e mütigung erspart, in Flaschen zu urinieren und m i ch auf Bettpfannen abzuquälen. Danach brachte m an m i r etwas zu essen – ich war erstau n l ich hungrig –, und schließlich kam eine Krankenschwester m it einem fahrbaren Medizinschrank, aus dem sie eine Hand voll Pillen in eine klei n e Plasti k sc h ale abzä h lte. Sie f üllte ein Glas m i t W asser, hielt m i r beides hin und forderte m i ch auf, die Pillen zu schlucken. Ich überlegte kurz, ob ich m i ch weigern s o llte, entsc h ied m i ch dann aber, lieber keinen Ärger zu m achen. Also tat ich etwas, was ich schon hundert Mal in Fil m en gesehen hatte, aber von dem ich nie gedacht hätte, dass es in d e r Realität f unktio n i e r te: Ich behielt die Pillen im Mund, schluckte nur das Wasser und wandte, um m eine dicken Backen zu verbergen, der Schwester d en Rücken zu, als wolle ich weiterschlafen. Ich hörte, wie sie das Zim m er verließ und die Tür hinter sich ab s chloss; offenbar hatte si e keinen Verdacht geschöpft. Ich spuckte die Pillen in m eine Hand und versteckte sie unter d er Matratze.
    Dieser k l ei n e Sieg ver s chaffte m e i nem Selbstbewusst- sein den bitter nötigen Auf t rieb. L angsam – ganz, ganz langsam – fing ich an, m i ch w i eder als Herr der Lage zu fühlen. Jetzt, im N a chhinein betrachtet, war dies ironischer w eise wahrscheinlich der Augenblick, in dem ich das bisschen Kontrolle, das ich noch hatte, vollständig zu verlieren begann.
    Ich warf die Decken zurück, schwang die Füße aus dem Bett und versuchte, allein und ohne Hilfe zu stehen, was m i r tatsächlich auch gelang. Diese E ntdeckung jagte einen Adrenalinstoß durch m einen Körper. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als könne mich nic h ts und nie m and aufhalten. Ich kannte nur einen

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