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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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zu erschießen, und sta r rte voll e r Misstrau e n zu m i r herüber. Ich wollte ihm verständnisvoll zuläche l n, von Mann zu Mann, kein Grund, jemandem etwas nachzut r agen und so weiter. Er wandte den Blick ab.
    Die Unterredung m it dem von H a rold angekündigten Psychologen, dem ich nie zuvor begegnet war, fand in einem kahlen Z i m m er a uf d e m Polizei r evi e r st a tt. Nur wir beide nah m en daran teil, ich auf der einen Seite des Tisches, er auf der anderen. Er war um die sechzig, hatte schütteres Haar, ein müd e s Gesicht und trug eine Hornbrille. Er stellte m i r hauptsächlich Routinefragen – nach Na m e, Geburtsdatu m , Geburtsort, Na m en der Eltern etc. –, die ich wohl zu seiner Zufriedenheit beantwortete. Doch dann überraschte er m i ch m it etwas, worauf ich nicht v o rbereitet war: E r fragte m i ch nach m einer Adresse.
    Ich m uss ihn wohl verständnislos angeblickt haben, denn er sah m i r tief in die Augen und wiederholte die Frage. Und plötzlich, als wäre es die s elb st verstän d lic h ste Sache der W elt, antwortete ich: »Apart m ent 4 b , Belvedere House, Castle Heights.«
    Woher zum Teufel wusste ich das?
    Der Rest der Unterredung verging wie im Traum – und zwar buchstäblich! In f or m a tionen sprudelten aus m i r heraus, von denen ich überhaupt nicht gewusst hatte, dass ich sie besaß. Selbst ganz si m ple Fragen, wie zum Beispi e l , wer der Pr ä sident der V e rei n igten Staaten s e i, konnte ich mühelos beantworten, obwohl ich den Na m en, den ich nannte, nie zuvor gehört hatte – aber die Antwort war richtig. Meine Sozialversicherungsnumm e r kam m i r über die Lippen, als hätte i c h sie auswendig gelernt, obwohl sie v öllig n eu f ür m i ch war.
    Etwas schwieriger war da s c hon die Frage, was ich denn im Garten des Hauses zu suchen gehabt hätte, in d e m man m i ch festgenom m en hatte. Da ich diese Fra g e jedoch vorausgeahnt hatte, konnte ich d i e A ntwort, glaube ich, zu m ein e m Vorteil nutzen. Ich hätt e , so erklärte ich, versucht, aus einem Hospital zu entkom m e n, in dem ich, m einer Auffassung nach, unrecht m äßig festgehalten wurde. Es war klar, dass m an m i ch, sobald m eine Flucht entdeckt worden wäre, zuerst zu Hause gesucht hätte – zu Hause, das hieß in diesem Fall die Adresse im wohlhabenden Castl e -Hei g hts-Vi e rt e l . Also hatte ich m it d e m wenigen Geld, das ich hatte stehlen können, ein Taxi in die entgegenge s etzte Ric h t u ng genommen. Glücklicherweise lag Long Ch i m neys vom Krankenhaus aus gesehen tatsächlich m ehr oder weniger entgegengesetzt zu Castle Heights. Ich hätte das T axi beza h lt, fuhr ich fort, und wäre dann, um meine Spuren zu verwischen, ein Stück zu Fuß gegangen. Später wollte i c h ein anderes Taxi zum Bahnhof oder zum Flughafen neh m en. W i e a uch im m er, ich hätte m ehr Geld gebrauc h t und hatte, offen gestanden, gehofft, etwas aus dem Haus, in dem ich erwischt wurde, stehlen zu können.
    D e m Doktor schien diese Erklärung zu genügen, denn er wechselte das The m a und begann, Fragen über Charlie zu stellen. Auch darauf war ich vorbereitet und wusste genau, was ich zu sagen hatte. Es gelang m i r sogar, ein wenig verlegen dreinzuschauen und eine Art gleich m ütiges Grinsen au f zusetzen. Ich erklärte ih m , dass ich zum Zeitpunkt des Autounfalls hinter dem Lenkrad gesessen hätte, m it Anne als Bei f ahrerin. W i r wären auf dem W eg zum anderen Ende der Stadt gewesen, wo wir zum Essen m it den W e bbers verabredet waren (nie zuvor von ihnen gehört!). Ich m usste einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, denn als ich wieder zu m i r ka m , hätte ich nicht gewusst, wo oder wer ich war. Ebenso wenig, wie ich jet z t wüsste, wer Charlie sein sollte, o bwohl ich doch so viel Aufhebens um ihn g e m acht hätte. »Ein Produkt m einer Fantasie, schätze ich. Verdam m t , ich weiß doch nicht, wie das Gehirn fun k tio ni ert. E rklären Sie’s m i r – Sie sind der Experte.« Das sagte ich m it de m selben gleich m ütigen Lächeln und ohne auch nur im Geringsten aggressiv oder herausfordernd zu klingen. Ich wusste, wenn es m i r nur gelänge, dieses Auftreten beizubehalten und die Wahrheit, zusam m en m it m e i nen wahren Gefühlen, zu verbergen, dann wäre ich ein freier Mann.
    Und ich sollte Recht be h alten.
     
    Anne lei s t e te m i r f ür z e hn M i nuten Gesellschaft, während der Arzt den Raum verließ, um sein e n Beric h t a b zulie f ern. W i r hielten

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