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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Händchen wie zwei verliebte Schulkinder, die sich Ärger eingehandelt hatt e n, weil sie zu s pät nach Hause gekom m en waren, und die nun auf die Urteilsverkündung ihrer Eltern warteten. W i r sprachen allerdings nicht viel. Ich glaube, sie hatte Angst davor, m it m i r zu reden, weil sie befürchtete, aus Verse h en Dinge anzusprechen, die m i ch wie d er aus dem Gleichgewicht bringen könnten; und ich weiß, dass ich Angst davor hatte, weil ich i h r m ögliche rw eise die Wahrheit gesagt hätte. Also versic h erte ich ihr, dass ich sie lie b t e – was eben f alls die W ahrheit war. S i e sagte, dass sie m i ch auch liebe und dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Ich erwiderte, das stünde außer Frage und sie solle sich keine Sorgen m a chen. Es tat gut, zu sehen, wie sie sich daraufhin ein wenig entspannte.
    Dann kam Harold m it einem leitenden Bea m ten ins Zimmer, der aussah, als befürchte er, ich könne jeden Augenblick ein Rasier m esser hervorzaubern und ihm da m it die Kehle durchschneiden. E s sei alles arrangiert, m einte Harold. Der Bea m te, der froh schien, uns so schnell wie möglich loszuwe r den, stellte uns einen W agen zur Verfügung, der uns nach Hause brachte.
    Als wir uns Castle H eights m it seinen i m posant e n Häusern zu beiden Straßenseit e n näherten, spulte sich vor m ein e m inneren Auge m ein ganzes Leben ab. Es war, als besuche m an nach langer Zeit die Stätten seiner Kindheit wieder, wo noch alles genauso war, wie m an es in Erinnerung hatte, und doch all e s ganz anders wirkte. Und dieser Unterschied lag allein in einem selbst begründet.
    W i r nah m e n den Lift hinauf zu Apart m ent 4b. Anne schloss die Tür auf, die m it einer schweren, reich verzierten Täfelung versehen war, von der ich sofort wusste, dass sie m i r nie gefallen hatte und es auch nie tun würde. Harold folgte uns in die Wohnung. I ch gab m i r Mühe, m i ch nicht allzu au ff ällig umzusehen: M ein Blick schwei f t e k urz üb e r so r g f ältig a rra n gie r t e Desi g ner-Möb e l in einem großen W ohnzim m e r , eine Sammlung m oderner Kunst an den W änden und weiche Teppiche auf dem Boden. Ich war froh, als Harold m i ch daran erinnerte, dass der Polizeiwagen noch wartete, um die gestohlenen Kleider zurückzubringen, die ich noch im m er trug.
    Ohne zu zögern, ging ich in Richtung Schlafzim m er, fand den S c halter, m it dem m an d i e kunstvoll verteilten La m pen einschalten konnte, die nicht nur das gesa m t e Art- déco-Schlafzim m er, sondern auch d as große a n grenzen d e Badezim m er erleuchteten, und zog m i ch aus. Nur ein Mal erschrak ic h : als ich m einen n ackten Körper im Spiegel erblickte. Es ist m i r ein wenig peinlich, es zuzugeben, aber es schüttelte m i ch regelrecht, als ich sah, dass ich keinerlei Muskeln hatte. Das hier war nicht der Körper von Rick H a m ilton, der gnadenlos drei Mal die Woche im Fitness c ent e r tr a i ni e rte. Diese Schultern hi e r wölbten sich träge nach vorne, und der Bauchumfang wetteiferte heftig m it d e m Umfang des Brustkorbs: Dies hier war der Körper von Richard A. H a m ilton – und er war sc hlaff und kra f tlos.
    Doch selbst diese E rkenntnis v e rl or ih r e Tr a gweite, sobald m ein Hirn sie v e rarb e itet hatte. Es war lange Zeit her, dass ich – dieses »Ich« h i er, Richard – sich sportlich betätigt hatte. Ich schlüpfte in einen Haus m antel, der in m ein e m Kleiderschrank hing, ein schwarz-rotes Ding aus Seide, das aus … Indien stam m t e. Aus Delhi, wenn ich m i ch nicht täuschte. Ja, das war es. Ich erinnerte m i ch genau daran, wie ich da m als m it Anne in Indien gewesen war und dort bei Freunden (deren Na m en m i r später sicher noch einfallen würden) in Delhi gewohnt hatte.
    Die gestohlenen Sachen stopfte ich in eine Einkaufstasche von »Nie m an Marcus« und überreichte sie Harold. Anne hatte Tee geko c ht und brachte ihn gerade aus der Küche, doch Harold leh n te ab, sa g t e, er m üsse gehen, und steuerte in Richtung Tür. Aus den Augenwinkeln beobachtete i c h die beiden, wie sie sich kurz im Flur berieten. Anne s c hien Harold zu versic h ern, dass alles in Ordnung sei. Er k r itzelte etwas auf ein Blatt Papier, das er auf den klein e n chi n esischen T i s ch neben der Tür legte, rief m i r noch Gute Nacht zu und verschwand.
    Anne stellte sich hinter das Sofa, auf das ich m i ch gesetzt hatte, beugte sich hinunter, legte die A r m e um m i ch und hielt m i ch für eine W eile fest u m

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