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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Schlüssel aus der Handtasche fischte und direkt zu der Tür m it der Num m er 9 ging.
    W i e Rich a rd befürchtet hatte, eignete sich dies e r Treffpunkt wohl ebenso wenig für das Organisationsko m itee eines W ohltätigkeitsballs wie für die Präsentation der neusten Herbstmode – und mochte sie auch noch so freizügig sein.
    Er wartete. Sein Herz klopfte heftig, und sein Atem ging schnell. Die Ka m era m it dem Teleobjektiv lag griffbereit neben ihm auf d e m Beifahrersitz.
    Fünf Minuten und achtundvierzig Sekunden später näherte sich ein zweiter W agen und hielt nur wenige Schritte neben dem von Anne. Richard erkannte den glänzenden B M W sofort. Für den Bruchteil einer Sekunde klam m erte er sich an einen letzten Strohhal m : dass Harold seinen W a gen einem Kollegen oder einem Freund ausgeliehen hatte und nichts von dem schändlichen Zweck wusste, zu dem dieser ihn benutzte.
    Doch vergeblich. Der F ahrer war H arold. E r stieg aus, schloss den W agen ab und ging zielstrebig, ja, geradezu ungeduldig auf die Tür m it der Nummer 9 zu und trat ohne anzuklopfen ein.
     

5
     
    »HALT! S T OPP! Um Gottes wil l en, nicht!« Ich schrie, so laut ich ko n nte. Di e s m a l m it meiner Stim m e, ohne m i ch irgendwie zu tarnen. Richard wusste, wer ich war. Er begriff, dass ich zurückgekehrt war. Er wusste, was vor sich ging. Und ich hatte jegliche Kontrolle über ihn verloren.
    Davor hatte ich m i ch am m e isten gefürchtet. Mir war klar, d ass es kritisch werden würde, wenn er die Wahrheit über seine F rau erfuhr. Aber i c h hatte darauf vertraut, dass es m i r geli n gen würde, die Zügel in die Hand zu neh m en und ihn in die Richtung zu lenken, die ich für richtig hielt. Wo m it ich nicht hatte rechnen können, war Harolds Auftauchen. W i e hätte ich ahnen sollen, dass er eine Rolle in die s em Dra m a spielte?
    Möglich, dass ich m eine Kontrolle über Richard im entscheide n den Mo m ent zu s ehr ge locke r t h a tte, war ich doch genauso überrascht und ent s etzt wie er. Im nächsten Augenblick jedenfalls fühlte ich m i ch bereits wie ein ungeübter Reiter auf einem scheuenden, durchgehenden Pferd. Die blinde W ut, die Richard durchströ m t e, traf m i ch wie ein Schlag. W i e eine m ächtige blutrote Springflut begrub sie alles unter sich – m i ch eingeschlossen. Als ich endlich m eine fünf Sinne wieder beisam m en und m i r einen Überblick über die Situation verschafft hatte, war Richard bereits aus dem Auto gesprungen und hastete über d i e Straße, einen schweren stählernen S chraubensc h lüssel in d e r Faust.
    »Tu’s nicht! Du m achst alles nur noch schlim m er!«
    »Halt verdammt noch mal dein M aul!«, sc h rie er zurück. Die Fußgänger auf der anderen Straßenseite sahen verängstigt zu dem sich wild gebärdenden Mann hinüber, der da auf sie zueilte und laut vor sich hin brüllte. Sie beschleu n i gten ih r e Sch r itte, um aus seiner Reic hw eite z u gelangen.
    »Richard, du weißt, wer ich bin! Ich bin dein Freund! Vertrau m i r!«
    »Verpiss dich!«
    Einige der Passanten begannen zu laufen.
    »Hör m i r zu! Das bringt dich doch nicht weiter. Du wirst nur verli e r e n! W illst du ein Verlie r er sei n ?«
    »Ich werde ihn u m bringen! Ich werde sie beide u m bringen!«
    »Und dann?«
    »Das ist m i r scheiße g al ! «
    »Sie werden dich wieder i n s Irrenhaus sperren. Dies m al für immer!«
    Das wirkte. Er blieb m itten auf dem Bürger s t eig stehe n , der inzwi s c h en m enschenleer war.
    »Aber du hast es doch gesehen! Du hast sie gesehen!«, w i m m erte er klä g lich. Für e i nen A ußenstehenden sah es aus, als s p reche er m it einem Punkt auf dem Boden, ein paar Schritte vor seinen Füßen. In W i rklichkeit sah er nirgendwo hin. Mit einem Mal konzentrierte er seine gesa m t e A u f m erks a m keit auf seine innere Stimme, ohne deren Existenz dabei auch nur eine Sekunde lang infrage zu stellen. Er wehrte sich gegen das, was sie sagte, aber nicht m ehr gegen die T atsache ihrer Existenz. In diesem Augenblick erkannte ich, dass ich im Grunde genommen err e icht h a tte, was ich wollt e : W i r hatten ei ne n Dialog eröffnet.
    »Schau«, sagte ich, »lass uns von hier verschwinden, bevor je m and auf die Idee kom m t , die Bullen zu rufen. Du benim m st dich wie ein Irrer. Und dann der Schraubenschlüssel, m it dem du da herumfuchtelst!«
    Er blickte auf seine Hand, als gehöre sie je m and andere m , dann ließ er den Schlüssel an der niedrigen Mauer

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