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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gefüh l voller, niedergeschlagener Ton schwang in diesem Gedank e n m it. Plötzlich und unerwartet empfand ich Mitleid m it ih m .
    »Da gab es nichts zu heilen«, erwiderte ich, so entschieden ich konnte. »Du bist so gesund wie jeder x- Beliebige, und ich bin es auch.«
    »Davon würde ich Roger Killanin nicht gerne überzeugen müssen.«
    »Das wirst du auch nicht – nicht, wenn du v e rnünftig bleibst.«
    »Und was genau bedeutet ›vernünftig‹ in diesem Zusammenhang? Heißt es, dass ich nie m andem erzä h len soll, ich sei durchgeknallt ? «
    »Du bist nicht durchgeknallt! Von diesem G e danken solltest du dich ganz schnell lösen!«
    »Ich re d e m it einer Sti mm e in m ein e m Kopf. I m Allge m einen nennt m an das durchgeknallt.«
    »Nicht unbedingt. Im Augen b lick, zum Beispiel, übe ich einen eher hem m enden Einfluss auf dich aus. Die Stim m en, die Verrückte hören, sp o r n en sie nor m alerweise an, Menschen zu töten oder Gebäude in die Luft zu jagen. Hast du je gehört, dass je m and davon erzählt hat, er verneh m e die Stim m e der Vernunft in seinem Kopf; eine Stim m e, die ihm davon abrät, etwas Gewalttätiges zu tu n ? «
    Er m usste mir, wenn auch nur widerwillig, zustimmen.
    »Ich neh m e an, du hast Recht. W e nn du nicht gewesen wärst, hätte ich sie wahrscheinlich beide u m gebracht.«
    »Und würdest jetzt bereits im Gefängnis sitzen und zusehen, w i e dein Leben den B ach runtergeht.« Ich be m ühte m i ch, den gewonnenen Vorteil zu nutzen und ihn wieder ganz unter m eine Kon t rolle zu bringen, ohne dabei seinen W i derstand zu wecken.
    »Aber du hast m i ch do c h erst so weit gebracht«, m einte er plötzlich anklagen d . »Du hast m einen Verdacht geweckt. Das warst doch du, oder ? «
    »In gewissem Sinne schon«, gab ich zu. Mir war sehr daran gelegen, die Rolle, die ich in dieser Angelegenheit gespielt hatte, zu verhar m l osen. »Ich war derjenige, der das Telefongespräch gehört hat, nicht du. Ich gebe zu, dass ich dich in eine bestimm t e Richtung gedrängt habe. Vielleicht war das ein F ehler. S o llte es so s ein, dann tut es m i r Leid. Aber versetz dich in m eine Lage. W as hättest du getan ? «
    Darüber m u sste er nachdenken. Es war ein vernünftiger Einwand, und trotz all m einer Vorbehalte ihm gegenüber: Er war ein vernünftiger Mensc h . »Ich schä t ze, ich hätte dasselbe getan. W i e auch im m er, geschehen ist geschehen. Jetzt stellt sich die Fra g e: W as m achen wir nu n ?«
    » W as die beiden betrifft? Meiner Meinung nach: nichts. Vor allem nichts Übereiltes. W eißt du, was ich glaube? Ich glaube, diese Aff ä re ist eine von denen, wie sie m anch m al z w ischen zwei Freunden passieren, die sich zu nahe kommen … irgendetwas gerät außer Kontrolle. Anne lie b t dich. Und ich bin mir s i cher, Harold lie b t dich auch – auf seine W eise. Ich wette m it dir, d a ss beide e i n verdam m t s chlechtes Gewissen bei der ganzen Sache haben.«
    »Und d a m it ist alles in O rdnung ? «
    »Natürlich n i cht. Aber m anch m al brauchen solc h e Dinge einfach ihre Zeit. Lass etwas Gras über die Sache wachsen. Menschen können i r rational, verrückt und, ja, m anch m al auch grau sa m sein. Sie verletzen dieje n igen, die sie am m eisten lieben. Und m a nch m al sind es gerade diese, die Opfer, die Verständnis an den Tag legen m üssen – und vor allem Diskretion.«
    »Mir ist unbegreiflich, wie du erwarten kannst, dass ich das Ganze vergesse. Oder verzeihe.«
    »Das erwarte ich auch nicht. Ich sage nur: Gib ihnen etwas Zeit. Gib dir sel b st etwas Zeit. Ich garantiere dir: W ozu auch im m er du dich üb e r e ilt h i n r eiß e n läs s t, du wirst es dein Leben lang bereuen.«
    Er trank aus und saß eine W eile stumm da, während sein Verstand wild arbeitete. D e r Barkeeper war Gott sei Dank so teilnah m slos, dass er nicht ein m al fragte, ob er nachschenken dürfe. Richard hätte sicher Ja gesagt, einen Doppelten, und das wäre keine gute Idee gewesen.
    »Bitte g l au b e m i r«, f uhr ich f ort, »ich will wir k lich n u r dein Bestes.« Und das traf in der Tat zu. Ich hatte erkannt, dass er An n e auf seine Weise (die nicht d i es el be war wie m eine, ihr aber im m erhin so nahe ka m , dass ich ihn verstehen konnte) … dass er Anne auf seine W eise genauso liebte wie ich. Ihre Untre u e traf ihn tief. Er hatte sie für eine Verbündete, eine Seelengefährtin gehalten, genauso wie Harold immer der Inbegriff dessen für ihn gewesen war,

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