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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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was m an einen Freund nennt. Und nun das! Ich wusste, dass es für ihn ebe n so u nerträglich war, wie es für m i ch in m einer W elt gewesen wäre.
    » W as immer auch g eschehen ist«, fügte ich hinzu, »du m achst es nur noch schlim m er, wenn du jetzt durchdrehst und dein ganzes Leben wegwirfst.«
    Mir fiel nichts ein, w as ich sonst noch hätte sagen können. Mehr konnte ich nicht für ihn tun. Ich versuchte, seine Gedanken zu lesen, aber der Zorn und die Verwirrung, die seinen Verstand überfluteten, m achten es m i r un m öglich. Also ließ ich ihn in Ruhe.
    Nach einer Weile gab er sich einen Ruck und riss sich zusam m en – und ich muss zugeben, es war eine wirklich heldenhafte Anstrengung. Er schob das leere Glas von sich und rutschte vom Hocker. »Ich werde es versuchen«, sagte er laut, ohne nachzudenken, und setzte sich in Richtung Ausgang in Bewegung.
    »Tun Sie das«, sagte der Barkeeper und blickte dabei nicht ein m al von seiner Zeitung auf.
     
    An diesem Abend gingen sie ge m eins a m zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der Oper. Als Anne nach Hause ka m , war Richard unter der Dusche. Als sie ins Bad ging, war er im Ankleidezim m er und schlüpfte in seinen Sm oking. Als sie sich anzog, sah er sich im Schlafzimmer die Nac h ric h ten an, aber als s i e herein k am und sich vor ihren Spiegel s e tzte, war er bereits ins Wohnz i mmer übergesiedelt. D azwischen begegneten sie sich ein m al kurz, gaben sich einen flüchtigen Kuss und belogen sich gegenseitig darüber, wie ihr Tag gewesen war.
    Im Auto legte Richard eine CD von Vivaldi ein. Nach außen hin wirkte er ruhig, die Aussicht auf den Abend schien ihn ein wenig zu langweilen, wie es nicht anders zu erwarten gewesen wäre. Innerlich staunten so w ohl er als auch ich über Annes perfekte Selbstbeherrschung. Da saß sie nun neben ih m , frisch (falls das das ric h tige W ort ist) zurück von den libidinösen Genüssen in Balth a za r ’s Motel, in G edanken wahrscheinlich noch imm e r in jenen zurückliegenden Stunden h e mmungsloser, ehebreche- rischer Fleischeslust schwe l gend, und redete belangloses Zeug über Mabel Dodge-Bryans Sitzordnung, die fünf Mal hatte geändert werden müssen, weil in letzter Minute noch einige großzügige Spenden für das neue Opernhaus eingetroffen waren.
    Ich e rtap p te m i ch tats ä chlich bei dem Gedanken, dass wir uns a ll e s vi e ll e icht nur eingebildet hatten: »Kann es sein«, so fragte ich m i ch, »dass zwischen den beiden bisher noch gar nichts gesch e h en i s t ? Zi eh e n w i r n i cht voreilige S chlüsse aus im Grunde genomm e n relativ fadenscheinigen Indizien ? «
    Das war eine private Überlegung m einerseits und nicht für Richard bestim m t , a ber als er plötzlich ganz unbewusst ein verächtliches Schnauben ausstieß, erkannte ich, dass er langsam ebenso geschickt darin wurde, m eine Gedanken zu lesen, wie u m gekehrt.
    Anne sah ihn überrascht an, und er versuchte, seinen Ausbruch als Hustenanfall zu tar n e n .
    »Geht’s dir gut ? «, fragte sie und schien dabei wirklich besorgt.
    Er versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei, und schnäuzte sich unnötigerweise die Nase, während er m i ch innerlich anbrum m t e: »Wenn du das wirklich glaubst, bist du noch verrückter als ich.«
    Ich entschuldigte m i ch rasch für den Gedanken und grat u lierte ihm zu seiner Geistesgegenwart. Er hatte die brenzlige Situation wir k lich g u t g e m eistert. »Ü brigens«, fuhr ich fort, »da gibt es etwas, über das wir reden sollten, bevor wir ankom m en. Harold wird heute Abend auch da sein.« Das wusste ich nur, weil Richard es wusste, und m i r war klar, dass er den Gedanken absichtlich verdrängt hatte. Aber ich hielt es für besser, die Sache im Vorfeld zu klären und uns auf die bevorstehende Begegnung vorzubereiten.
    »Ich habe es nicht verg e ssen«, info r m ierte er m i ch barsch.
    » W illst du dir dann n i c ht lieber ü b erle g en, wie du di c h ihm gegenüber verhältst ? «
    »Ich werde m i ch ihm g e genüber wie im m er verhalten.«
    »Okay. Ich bin m i r sicher, du schaukelst die Sache.« Ich hätte gerne nachgehakt, hielt es aber für besser, sein Selbstvertrauen zu stärken, statt es zu unter m i nieren, indem ich weiter auf dem Punkt heru m ritt.
    Im Nachhinein m uss ich sagen, da s s er tatsäc h lich sein Wort gehalten hat. Glücklicherweise blieb Harold und ihm nur ganz wenig Zeit, sich zu begrüßen, bevor Mabel Dodge-Bryan k a m und Richard

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