Level X
hergestellt werden könnte. Nimm zw e i Met a llplatt e n, jeweils a m Ende einer langen Röhre. Jage eine davon durch einen Ring, und zwar m it annähernder Lichtgeschwindigkeit, zurück bis zu ihrem Ausg a ngspunkt – und m an wird feststellen, d a ss für diese Metallplatte weniger Zeit vergangen ist als für ihre U m gebung. Eine Zeit m aschine!«
»Theoretisch. Man muss nur noch ein paar kleine praktische P roble m e lösen – zum Beispiel, wie m an eine Met a llplatte m it annäh e rnder L i cht g eschwindig k eit d u rch einen Ring jagt.«
» W eißt du, was ihr W i ssenschaftler bei euren Überlegungen nie berücksichtigt?« Erregung hatte m i ch gepackt. Ich hörte, wie m eine Stim m e in eine höhere Tonlage wechselte, ei n dringli c her, ja, beinahe belehrend klang. »Ihr träu m t immer von diesen fantastischen Maschinen, m it deren Hilfe m an m it Lichtgeschwindigkeit reisen oder in zwei Realitä t en zugleich arbeiten könnte. Dabei überseht ihr die f anta s tischste Maschine überhaupt – eine, die wir bereits in Betrieb haben!«
Er sah mich fragend an, unsicher, worauf ich hinauswollte.
»Das m enschliche Gehirn!«, sagte ich.
»Ich bin m i r nicht sicher, ob ich dir ganz folgen kann.«
»Bei all den ko m plexen m athe m atischen F o r m eln, die ihr aufstellt, m it Para m e te r n, die in beide Zeit-Richtungen weisen, bei all euren Theor i en und Gedankenexperi m enten m it ihren nic h t z u re a lisierenden physikalischen Anforderungen überseht ihr v o llkommen die Möglichkeit, dass all dies vielleicht nur Varianten von Dingen sind, zu denen der menschliche Geist von sich aus fähig ist – ohne irgendwelche äußere Hilfe.«
»Nun, das ist Ansichtssache«, kom m entierte er ein wenig kühl. Offensichtlich wollte er sich nicht m it ein e m Mann streiten, der au f grund eines tragischen Verlustes Unsinn daherredete.
»Ich m eine es er n st«, sagte ich. »Nie m and weiß, wie das m enschliche Gehirn genau funktioniert. W i r wissen, dass es – wie der Rest der W elt – aus diesem mysteriösen Korpuskel-Welle-Dualis m us besteht. Und es ist der m enschliche Verstand selbst, der diesen Dualis m us zu untersuchen begonnen hat – der ihn erforscht, infrage stellt, also eben jene Materie zu verstehen versucht, aus der er selbst beschaffen ist. W er also kann sagen, was diesem m e nschlichen Gehirn nicht alles innewohnt, diesem neugierigen, erfindungsreichen Ding, das wir ›Verstand‹ oder gar › S eele‹ nennen? W er kann sagen, ob es nicht dazu in der Lage ist, den Sprung von einem Universum in das näch st e zu tu n ? Im m erhin gibt es in den untersc h i e d lichsten alten Reli g ionen Hinweise auf andere Welten. Das ist keine Erfindung der modernen W i ssenschaft.«
»Und wie genau sollte dieser gehei m nisvolle Hirn- Mechanis m us funktioniere n ?«
»Vielleicht m ithilfe von Drogen, vielleicht m i thilfe von Meditation oder Hypnose. Vielleicht kann er m anch m al auch einfach nur durch besonders starke Em otionen ausgelöst werden.«
»E m otionen? W i e soll das gehen, Rick ? «
»Zum Beispiel durch Sch m erz und Verdrängung nach einem furchtbaren Schicksalsschlag – wie zum Beispiel dem Verlust eines geliebten Menschen. Vielleicht setzt das unter den richtigen U m ständen genügend … ich weiß nicht was … Energie frei, um zu m i ndest einen Teil des Selbst durch das Rau m -Zeit-Kontinuum in ein Parallelu n i v ersum zu schleudern, in eine Realität, in d e r der geliebte Mensch nicht gestorben ist … aber wo es einen an de ren Pr e i s zu zahlen gilt, wo es and e re Veränderungen gibt, die genauso hart, w e nn nicht noch härter zu ertragen sind.«
Ich be m erkte, dass er m i ch anstarrte, ohne m it den Augen zu blinzeln. Seine Hand, die die Gabel zum Mund führte, verharrte reglos. Ich hatte m i ch hinreißen lassen und m i ch – selbst ihm gegenüber – der gleichen Gefahr ausgesetzt, die m i r in der an d eren W elt fast zum Verhängnis geworden wäre. Nur m it Mühe gelang es m i r, m i ch gelassen zurückzulehnen und ihn unbekümmert anzuläc h eln.
»Hey, Mike, ich weiß, was du denkst«, sagte ich. »Ich seh’s dir am Gesicht an. Glaub m i r, ich spiele in Gedanken nur ein paar Möglichkeiten dur c h, das ist alles. Du bist doch derjenige, der immer sagt, m an solle für alle Ideen offen sein. Genau das versuche ich, m ehr nicht.«
»Klar, Rick, ich weiß.« Er führte die Gabel m it der Portion »Aiguillettes de Canard« zum Mund und begann,
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