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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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w ar. M e inem Gefühl nach war Anne – meine Anne – bereits seit vielen Wochen tot. Ich hatte m i ch an die Leere gewöhnt, die sie zurückgelassen hatte. Und ich wusste, dass diese Leere nie wieder ver s chwinden würde; sie war zu einem Teil m e i nes Lebens geworden. Der Sch m erz war noch im m er da, aber trotz des Schocks, den m i r die Rückkehr an den Unfallort an diesem Morgen versetzt hatte, hatte die W unde bereits zu heilen begonnen.
    Die nächsten Tage waren die übliche Vorhölle, wie sie ein Tra u er f all m it s i ch brin g t: all die For m alit ä ten, d i e Beerdigung, der Schmerz, den man m it F a m ilie und Freunden teilt, die verlegenen, aber ehrlich g e m einten Beileidsbekundungen, die ich m it stillem Dank entgegennahm. Ich hatte darum g e beten, dass m an auf Blu m en zugunsten von Annes Obdachloseninitiative verzichtete, was sicher in ihrem Sinne gewesen wäre. Als einzi g er Blu m ensch m uck l a gen zwei große Kränze von m i r und ihren Eltern auf ihrem Grab. Ich war erstaunt und gerührt über die Sum m e , die zusam m enkam, ebenso wie über die kurze Rede des Geistlichen, der sehr bewegende Worte fand, obwohl w eder Anne noch ich regel m äßige Kirchgänger gewesen waren.
    Ich hielt es für besser, dass Charlie bei der Beerdigung nicht m it dabei war. Das Kinder m ädchen, das Harold engagiert hatte, war ein Ges c henk des Himmels. Ich hatte sie in einem unserer Gäs t ezim m er unter g ebracht. Sie besaß eine große Herzenswär m e und bewies ein außergewöhnliches Taktgefühl in alle m , was sie tat. Auch Harold war eine große S t ütze. Wann i mmer ich ihn brauchte, war er da, jedes Wort des Dankes zurückweisend.
    Und doch lastete ständig das Ge f ühl der völli ge n Isolation auf m i r, bis ich fast daran zu ersticken drohte. Ironi s cher w eise w a r d i e ses Gefühl in dieser, m einer W elt noch stärker als in der Richards. Einst m als Vertrautes war m i r fr e m d geworden.
    Ich ertappte m i ch dabei, wie ich s o gar die ein f achsten Gegenstände m it ihren Gegenstücken dort drüben verglich. Waren sie dieselben, oder untersc h i eden sie sich voneinander? Ich kam mir wie je m and vor, der – aufgrund eines Unfalls oder einer Krankh e it – den Sinn selbst für die alltäglichsten Dinge verlo r en hatte, Dinge, die jeder andere Mensch auf der W elt als selbstverständlich erachtet, und der nun jeden kleinen Handgriff m i t äußerster V orsicht und nur nach gründlichem Überlegen tat.
    Während ich nachts schlaflos im Bett lag, fragte ich m i ch, ob ich m i r vielleicht alles, was nach Annes Tod geschehen war, nur eingebildet hatte. Gab es möglicher w eise andere Menschen, die dasselbe durch- ge m acht hatten? Hatte ich nur unter einem seltenen, aber der W i ssenscha f t durc h aus bekannten Sy m ptom gelitten, verursacht durch einen e x t r e m en Schoc k ? Alles i s t möglich, wenn der Verstand, das Bewusstsein des Menschen betroffen ist – aber ich konnte es nicht glauben. Ich war m i r sicher, dass ich alles wi r klich e r le b t hatte. Und ich m usste m it j e m andem darüber reden.
    Dann, eines Morgens, als ich erschrocken aus einem unruhigen S chlaf auffuhr, fiel m i r ein, dass es tatsäc h lich einen Menschen gab, m it d e m ich reden konnte. Ich rief ihn an und verabredete m i ch m it ihm zum Mittagessen im »Chez Arnaud«.
     
    Tickelbakker saß m i r gegenüber am Tisch. Die Szene ähnelte auf unhei m liche W eise jener, die ich erst vor kurzem in der anderen W elt erlebt hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, dass ich dies m al m it einem alten Freund sprach und nicht m it einem Fr e m d e n. Er gab sich sehr z u rückhaltend, aus Respekt vor m einer Trauer, und m ein anfängliches Z ögern, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, wirkte wohl nicht so befre m dlich, wie es unt e r anderen U m ständen der Fall gewesen wäre. Er saß schließlich einem Mann gegenüber, der einen tragischen Verlust zu überwinden versuchte und Ablenkung in einer jener abstrakten Diskussionen zu finden hoffte, wie wir sie in der Vergangenheit so oft geführt hatten.
    »Parallelwelten ? «, fragte er und griff d a m it das The m a auf, das ich wie beiläufig ins Gespräch gebracht hatte. »Es muss fünf J ahre her sein, dass ich den Artikel darüber für ›Particle/ W a ve‹ geschrieben habe.«
    »Ich bin g estern Abend zufällig wieder a u f die alte Ausgabe gestoßen«, log ich. »Faszinierend. Gibt es inzwischen neue E rkenntnisse, die die Theorie widerle

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