Leviathan - Die geheime Mission
Kampffalken über sie hinwegzog, deren messerscharfe Krallen in der Sonne glitzerten.
Einige der Soldaten sahen den Läufer auf sich zukommen, und Deryn fragte sich, was sie nun tun sollte. Doch dann bebte der Sturmläufer unter ihr. Eine Rauchwolke stieg aus dem Bauch auf, wallte über Deryn hinweg und füllte ihr den Mund mit einem beißenden Geschmack.
Ihre Augen brannten, doch sie zwang sich, sie zu öffnen, als die Granate einschlug. Sie explodierte zwischen den Soldaten und schleuderte Männer in alle Richtungen.
»Brüllende Spinnen!«, krächzte Deryn.
Als Rauch und Schneegestöber nachließen, bewegte sich nichts mehr außer ein paar Kampffalken, die zurück zur Leviathan flatterten. Deryn schaute zurück zu dem Feldgeschütz. Der Teil der Mannschaft, der überlebt hatte, flüchtete und ein Kondor kam herunter, um sie vom Eis an Bord zu nehmen.
Die Mechanisten zogen sich zurück!
Aber wo war der andere Zeppelin?
Sie suchte den Himmel ab – nichts. Dann zog ein Schatten über den Schnee in Richtung Westen und Deryn sah nach oben. Das Luftschiff befand sich genau über ihnen und die Bombenhalterung starrte vor Waffen. Eine Wolke Flechet-Fledermäuse flog weit in die Höhe und sie sah, wie eine Erschütterungsbombe von der Leviathan abprallte.
Sie packte den Griff der Luke, zog sie zu und ließ sich fallen.
»Bomben!«, rief sie. »Und brüllende Flechets!«
»Sehschlitz auf Viertelstellung!«, sagte Alek ruhig und Klopp drehte auf seiner Seite der Kabine an einer Kurbel. Deryn entdeckte eine weitere Kurbel neben sich und überlegte, in welche Richtung sie drehen sollte.
Als sie die Hand ausstreckte, explodierte die Welt um sie herum …
Ein greller Blitz erleuchtete die Kanzel, darauf folgte ein Donnerschlag, der Deryn wieder einmal von den Füßen warf. Der Boden neigte sich, alles rutschte nach Steuerbord. Das Quietschen der Zahnräder und Tazzas Heulen gellten Deryn in den längst halb tauben Ohren, und sie stieß mit der Schulter gegen Metall, als die Kanzel ruckte.
Dann wälzte sich eine Lawine aus Schnee über den Sehschlitz und sie waren unter Kälte und plötzlicher Stille begraben.
33. KAPITEL
Alek versuchte sich zu bewegen, aber seine Arme waren in der eisigen Umarmung des Schnees gefesselt.
Er kämpfte einen Moment gegen die Lähmung an, bis ihm dämmerte, dass er noch immer an den Pilotensitz gegurtet war. Nachdem er die Schnallen geöffnet hatte und aus dem Sitz gerutscht war, schien sich die Welt neu auszurichten.
Der Sehschlitz befand sich an der Seite, wie der senkrechte Schlitz einer Katzenpupille.
Jetzt, wo er genauer hinschaute, merkte Alek, dass die ganze Kanzel auf der Seite lag. Die Steuerbordwand bildete den Boden, die Handriemen hingen durcheinander.
Er blinzelte und wollte es nicht glauben: Er hatte den Läufer in einen Schrotthaufen verwandelt.
In der Kanzel herrschten Dunkelheit – das Licht war erloschen – und eigenartige Stille. Die Motoren mussten beim Sturz automatisch ausgegangen sein. Alek hörte neben sich jemanden keuchen.
»Klopp«, sagte er, »sind Sie verletzt?«
»Ich glaube nicht, aber irgendetwas …« Der Mann hob
einen Arm. Tazza krabbelte winselnd darunter hervor, schüttelte sich und verspritzte Schnee in der Kanzel.
»Tazza, aus!«, sagte Dr. Barlow aus der Dunkelheit.
»Alles in Ordnung bei Ihnen, Ma’am?«, fragte Alek.
»Ja, aber Mr Sharp scheint verletzt zu sein.«
Alek kroch näher heran. Dylans Kopf lag in Dr. Barlows Schoß und der Junge hatte die Augen geschlossen. Ein Schnitt zog sich über die Stirn und Blut lief in das blaue Auge, das er noch vom Absturz hatte. Abgesehen von der Prellung wirkte seine Haut blass. Alek schluckte. Das war alles seine Schuld, denn er hatte den Läufer gesteuert.
»Wir müssen Verbandszeug finden, Klopp.«
Sie schaufelten Schnee beiseite und konnten schließlich den Vorratsspind öffnen. Klopp holte zwei Erste-Hilfe-Kästen heraus und reichte Alek einen davon.
»Ich kümmere mich um Mr Sharp«, sagte Dr. Barlow und nahm ihm den Kasten ab. »Ich bin gar keine so schlechte Krankenschwester, wie ich behauptet habe.«
Alek nickte und wandte sich Klopp zu, um ihm beim Öffnen der Bauchluke zu helfen, die nun in der Wand der umgekippten Kanzel lag. Der Riegel wehrte sich einen Moment lang, dann öffnete er sich mit einem fiesen Kreischen.
Hoffmann, der im Gurt seines Schützensitzes saß, rief herüber, dass er und Bauer ein paar blaue Flecken bekommen hätten, ansonsten jedoch heil seien. Alek
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