Leviathan - Die geheime Mission
atmete erleichtert auf. Wenigstens hatte er niemanden zu Tode gebracht.
Er drehte sich zu Klopp um. »Tut mir leid wegen des Sturzes.«
Der Mann schnaubte nur. »Hat ja lange genug gedauert, bis es so weit war, junger Herr. Jetzt können wir Sie endlich einen richtigen Piloten nennen.«
»Wie?«
»Glauben Sie, ich hätte noch nie einen Läufer ruiniert?« Klopp lachte. »Das gehört dazu, wenn man das Steuern lernt, junger Herr.«
Alek blinzelte und war nicht sicher, ob sich der Mann über ihn lustig machte.
Ein metallisches Ping ertönte in der Kanzel. Klopp sah auf, als das nächste folgte, dann noch eins, bis es schließlich auf die Panzerung niederhagelte.
»Flechets«, erklärte Dr. Barlow.
»Hoffen wir, dass sie diese Zeppeline erwischen«, sagte Klopp leise. »Sonst wird Graf Volger nicht mit uns zufrieden sein.«
»Ich wage mal einen Blick nach draußen«, sagte Alek. »Vielleicht können wir wieder aufstehen und uns am Kampf beteiligen.«
Klopp schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich, junger Herr. Bleiben Sie hier, bis die Sache vorüber ist.«
»Das klingt mir wie ein kluger Rat«, meinte Dr. Barlow auf Deutsch.
Doch der Flechethagel ließ bald nach und Alek hörte aus der Nähe das Geräusch von Luftschiffmotoren.
»Ich muss nachschauen, was los ist«, sagte er. »Wir
haben immerhin noch ein funktionierendes Maschinengewehr.«
Klopp wollte widersprechen, doch Alek beachtete ihn nicht, schob mit den Händen Schnee beiseite und zwängte sich durch den Sehschlitz nach draußen.
Der sonnenbeschienene Schnee blendete ihn zuerst, wenn man von dem dunklen Krater absah, den die Fliegerbombe des Zeppelins hinterlassen hatte. Beinahe ein Volltreffer. Die Fußabdrücke des Sturmläufers führten genau in das schwarze Loch und dann im Zickzack weiter bis zu der Stelle, wo er nun als kümmerlicher Schrotthaufen lag.
Alek ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder und erinnerte sich, wie sehr er darum gekämpft hatte, den Läufer auf den Beinen zu halten. Fast hatte er es geschafft. Aber fast half ihm jetzt auch nicht weiter. Die Motorhaube war gebrochen; heißes Öl floss dampfend in den Schnee. Eines der Metallbeine war unnatürlich verdreht. Die Maschine würde vermutlich nicht mehr stehen können.
Alek wandte den Blick ab und schaute zum Himmel. Der Kondor, der sie bombardiert hatte, war kaum hundert Meter entfernt. Er flog mit flatterndem Gassack über den Schnee und war von Flechets durchlöchert.
Von der Oberseite hörte er Rufe. Zwei Flieger hatten ihn entdeckt und drehten ein Maschinengewehr herum.
Dann begriff Alek, wo er stand – genau vor dem Brustpanzer des Läufers und das Wappen der Habsburger verkündete, wer und was er war …
Ein entsetzlicher Dummkopf.
Ehe er sich rühren konnte, wurde auf dem Kondor das Feuer eröffnet. Kugeln prallten pfeifend vom Stahlrumpf des Läufers ab und schlugen in den Schnee um seine Füße herum ein. Alek erstarrte und wartete darauf, dass heißes Metall in sein Fleisch eindringen würde.
Aber dann schien sich die Luft um den Zeppelin herum zu kräuseln. Der blendende Mündungsblitz des Maschinengewehrs breitete sich aus und flammte nach unten zu den Flanken des Luftschiffes. Zu spät begriffen die deutschen Flieger, was vor sich ging. Das Geschütz verstummte.
Doch die Flamme war entfacht und tanzte wild in dem Wasserstoff, der aus dem zerschossenen Rumpf in die Luft austrat. Der Kondor stürzte ab, die Gondel schlug auf den Schnee. Der Gassack zog sich zusammen, presste weiteren Wasserstoff aus den Löchern und hundert brennende Geysire loderten auf.
Alek blinzelte und schirmte seine Augen mit der Hand ab. Das gesamte Luftschiff leuchtete aus sich heraus und stieg wieder auf, weil die Brandhitze es in die Höhe hob. Das Aluminiumgerippe im Inneren schmolz. Der Kondor verdrehte sich, brach in der Mitte und aus dem Spalt wallte ein riesiger Feuerpilz in die Luft.
Dann trudelten die beiden Teile wieder abwärts.
Sie schienen ganz sanft aufzusetzen, doch der Schnee zischte dampfend auf, wo das geschmolzene Metall und der brennende Wasserstoff niedergingen. Weiße Wolken wallten über die beiden Hälften des Wracks hinweg.
»Im Angesicht des Feindes.«
»Ihr Mechanisten solltet Luftgewehre benutzen.«
Alek wandte sich um. »Dylan! Alles in Ordnung mit dir?«
»Aye, du kennst mich doch«, antwortete der Junge. Seine Stirn war verbunden, die Augen leuchteten hell, während er das Inferno beobachtete. »Ein bisschen Riechsalz und ich
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