Leviathan - Die geheime Mission
Motoren können wir froh sein, wenn wir es bis nach Frankreich schaffen.«
»Deshalb bin ich gekommen«, sagte Alek. »Unser Läufer ist ebenfalls schwer beschädigt.«
»Bist du sicher?« Dylan deutete auf die Schubladen, die den Raum füllten. »Wir könnten euch unsere überzähligen Teile geben. Für uns sind sie jetzt nutzlos.«
»Wir brauchen mehr als Teile, fürchte ich«, sagte Alek. »Wir können den Läufer allein nicht aufrichten.«
»Brüllende Maschinen!«, rief Dylan. »Habe ich es dir nicht gesagt? Ich habe noch nie ein Tier gesehen, das nicht allein wieder auf die Beine gekommen wäre. Na ja, außer einer Schildkröte. Und eine der Katzen meiner Tante.«
Alek zog eine Augenbraue hoch. »Aber die Katze deiner Tante hätte bestimmt diese Fliegerbombe überlebt, oder?«
»Du wärest überrascht. Das Biest ist ganz schön fett.« Dylans Augen leuchteten auf. »Warum kommt ihr nicht mit uns?«
»Das ist eben das Problem«, sagte Alek. »Ich denke, die anderen werden nicht mitkommen, weil wir uns dann den Franzosen ergeben müssten. Aber falls wir uns bei der Landung davonschleichen könnten, vielleicht …«
Vielleicht könnte er seine Männer überzeugen, ihr Leben zu retten. Und vielleicht könnte er sich bei Volger wieder ein wenig Respekt verdienen.
Dylan nickte. »Wir werden irgendwo an einer abgelegenen
Stelle bruchlanden und da wird sicherlich keine Ehrengarde auf uns warten. Es ist leider ein riskantes Unternehmen, mit einem Wasserstoffatmer als Freiballon zu reisen. Da kann alles passieren.«
»Wie stehen eure Chancen?«
»Nicht so schlecht.« Dylan zuckte mit den Schultern. »Einmal bin ich mit einem Huxley über halb England geflogen – und das ganz allein!«
»Ernsthaft?«, fragte Alek. Für einen Jungen seines Alters hatte Dylan schon ziemlich viel erlebt. Einen Augenblick lang wünschte sich Alek, er könnte seine adlige Geburt vergessen und einfach er selbst sein, ein normaler Soldat ohne Ländereien und Titel.
»Das ist an meinem ersten Tag im Service passiert«, begann Dylan. »Da zog unerwartet ein Sturm auf, und zwar einer der schlimmsten, die London je gesehen hat. Er hat ganze Gebäude umgeworfen, darunter auch -«
Plötzlich flog die Tür auf und Dr. Barlow schwebte herein, in der Hand eine Kartentasche und im Gesicht puren Zorn.
»Der Kapitän ist ein Dummkopf«, donnerte sie, »und überhaupt gibt es nur Idioten auf diesem Schiff!«
Dylan salutierte. »Aber die Eier sind warm wie Buttertoast, Ma’am.«
»Na, wenigstens etwas, obwohl uns das unter diesen Umständen auch nichts einbringt. Er will zurück nach Frankreich!« Dr. Barlow drehte die Kartentasche in ihren Händen und sah dann abwesend auf. »Ach, Alek. Hoffentlich
ist Ihre Laufmaschine in besserem Zustand als dieses rückständige Luftschiff.«
Er verneigte sich. »Leider nicht, Doktor. Meister Klopp meint, er würde den Läufer nicht wieder auf die Beine bekommen.«
»So schlimm?«
»Ich fürchte, ja. Eigentlich bin ich hergekommen, um zu fragen, ob wir mit Ihnen fliegen können.« Alek betrachtete seine Stiefelspitzen. »Wenn Sie das zusätzliche Gewicht von fünf Männern aufnehmen könnten, würde ich tief in Ihrer Schuld stehen.«
Dr. Barlow schlug mit der Kartentasche in die Fläche ihrer freien Hand. »Aufsteigen ist nicht das Problem. Wir verfüttern unsere und Ihre Vorräte an die Tiere.« Sie starrte aus dem Fenster. »Außerdem hat sich unsere Besatzung verkleinert.«
Alek nickte. Er hatte die verhüllten Leichen draußen gesehen und die Männer, die im harten Eis unter dem Schnee Gräber aushoben.
»Aber Frankreich ist kein neutrales Territorium«, sagte Dr. Barlow. »Dort würden Sie in Gefangenschaft geraten.«
»Deshalb wollte ich Sie um einen Gefallen bitten.« Alek holte tief Luft. »Sie werden vermutlich an einem abgelegenen Ort landen, sagt Dylan. Wir könnten uns sofort nach der Landung davonschleichen.«
»Und niemand würde etwas bemerken«, fügte Dylan hinzu.
Dr. Barlow nickte langsam. »Das könnte gelingen. Wir stehen sicherlich in Ihrer Schuld, Alek. Aber ich bedauere, die Entscheidung darüber liegt wohl nicht bei mir.«
»Wollen Sie sagen, der Kapitän würde nicht kurz einmal beiseiteschauen?«, fragte Alek.
»Der Kapitän ist ein Idiot«, wiederholte sie verbittert. »Er weigert sich, unsere Mission zu Ende zu bringen. Er will es nicht einmal versuchen! Wenn man ohne Motoren Frankreich erreichen kann, schafft man es doch bestimmt auch bis ins Osmanische Reich. Es
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