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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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einem Fuß auf den anderen, damit das Blut wieder zu zirkulieren begann, und fragte sich, ob das auch den Schwindel vertreiben würde. Ihr Oberstübchen hatte ganz gewiss an Dichte eingebüßt. Sie konnte sich nicht mehr an den genauen Zeitpunkt des Aufpralls erinnern, nur an den Sinkflug – an den Schnee, der ihnen entgegenkam, daran, wie sich das
Luftschiff auf die Seite drehte und sie zu zerquetschen drohte, sodass sie ganz schnell klettern musste …
    Deryn blickte an ihrer Sicherheitsleine entlang: Sie war ausgefranst, jedoch immer noch mit den Webeleinen verbunden. Offensichtlich war sie mitgezogen worden, als das Tier über den Schnee gerutscht war. Wenn sich das Schiff nur ein wenig weiter gedreht hätte, wäre von ihr nur noch ein fettiger Micker unter dem Wal geblieben.
    »Nur ein bisschen benommen, das ist alles«, fügte sie hinzu und betrachtete die durchlöcherte Membran. Der Bittermandelgeruch des ausströmenden Wasserstoffs stieg ihr in den Kopf. »Mir geht’s nicht halb so schlecht wie unserem Tierchen.«
    »Ja, euer Schiff sieht übel aus«, befand Alek. Er riss die Augen auf, als hätte er noch nie eine Tierschöpfung gesehen. Vielleicht erklärte das seine Nervosität. »Glaubst du, man kann es wieder reparieren?«
    Deryn trat zurück, um sich das Wrack genauer anzusehen. Hier an der Steuerbordflanke arbeitete fast niemand. Doch oben auf dem Rückgrat hoben sich Männer von Scheinwerfern angestrahlt gegen den Himmel ab. Die Gondeln mussten auf der anderen Seite gelandet sein und deshalb hatte die Reparatur dort drüben begonnen.
    Eigentlich, so wusste Deryn, sollte sie den anderen helfen und vor allem herausfinden, ob Newkirk und Mr Rigby etwas zugestoßen war, doch ihre Hände fühlten sich zu schwach zum Klettern an. Die Kälte war ihr in die Knochen gekrochen, während sie bewusstlos dagelegen hatte.

    »Geht bestimmt, dauert nur.« Sie suchte die leere Umgebung ab. »Aber am liebsten würde ich nicht lange hierbleiben! Vielleicht könnten uns die Leute aus deinem Dorf helfen.«
    Der Junge riss die Augen noch ein wenig weiter auf. »Mein Dorf ist ziemlich weit entfernt. Und wir kennen uns mit Luftschiffen gar nicht aus.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber das sieht nach viel Arbeit aus. Wir brauchen jede Menge Seile, vielleicht auch Maschinenteile. Die Motoren auf dieser Seite sind bestimmt völlig zerschmettert. Ihr Schweizer seid doch gute Mechaniker, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, wir können nicht helfen.« Alek nahm die Lederranzen von seiner Schulter. »Aber die hier kann ich dir geben. Für eure Verwundeten.«
    Er reichte Deryn die Taschen. Sie öffnete eine und schaute hinein: Verbandszeug, Scheren, ein Thermometer in einer Lederhülle und ein Dutzend kleiner Flaschen. Wer auch immer Aleks Leute waren, sie hatten ordentliche Vorräte hier oben in den Bergen.
    »Danke«, sagte sie. »Aber woher hast du das?«
    »Ich muss jetzt leider gehen.« Der Junge machte einen Schritt rückwärts. »Ich werde zu Hause erwartet.«
    »Warte, Alek!«, rief sie, woraufhin er zusammenzuckte. Vermutlich war er nicht an Fremde gewöhnt. Aber sie konnte ihn nicht einfach so von dannen ziehen lassen. »Kannst du mir nicht erklären, wo dein Dorf liegt?«

    »Auf der anderen Seite des Gletschers.« Er deutete vage in Richtung Horizont, ohne eine genauere Richtung anzugeben. »Ziemlich weit entfernt.«
    Deryn fragte sich, ob er etwas zu verbergen hatte. Bestimmt wurde man ein bisschen wunderlich, wenn man in so einer eisigen Wüste leben musste. Oder waren seine Leute Gesetzlose?
    »Ein ganz schön seltsamer Ort für ein Dorf«, sagte sie vorsichtig.
    »Na ja, ist ja auch kein großes Dorf. Nur ich … und meine … Großfamilie.«
    Deryn nickte langsam und lächelte weiterhin. Alek korrigierte also seine Geschichte. Gab es nun ein Dorf oder nicht?
    Er machte noch einen Schritt rückwärts. »Also, ich sollte eigentlich gar nicht so weit von zu Hause weggehen. Zufällig war ich wandern, als ich euer Schiff bei der Bruchlandung gesehen habe.«
    »Wandern?«, fragte Deryn. »Bei diesem brüllenden Schnee? Nachts?«
    »Ja. Ich mache oft Nachwanderungen über den Gletscher.«
    »Mit Erste-Hilfe-Taschen?«
    Alek blinzelte. »Na ja, das war nur, weil …« Es entstand eine längere Pause. »Hm, ich fürchte, ich weiß das Wort nicht auf Englisch.«
    »Welches Wort?«
    »Habe ich doch gesagt: Ich kenne es nicht!« Er wandte
sich um und stapfte auf seinen seltsamen Riesenschuhen los. »Ich muss jetzt mal

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