Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
der Huxley tiefer ging. Die Halteleine wirkte mit jeder verstreichenden Sekunde weniger steil, wie die Schnur eines sinkenden Drachens.
    Jetzt kam der heikle Teil: Sie musste das Pilotengurtzeug in eine Notfallrutsche umbauen.
    Während Deryn das Tier weiterhin anbrüllte, nahm sie nach und nach den Harnisch auseinander. Sie löste die Riemen um ihre Schultern und wand sich zuerst aus der einen und dann aus der anderen Schlaufe. Als sie den Gurt um ihre Taille abnahm, überfiel sie zum ersten Mal Schwindelgefühl. Jetzt hielt sie nichts mehr im Sattel außer ihrem Gleichgewichtssinn.
    Deryn dachte plötzlich daran, dass sie bereits seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war – wenn man die Zeit, die sie bewusstlos im Schnee gelegen hatte, einmal außer Acht ließ, denn die durfte man ja kaum als Schlaf bezeichnen. Vermutlich war es nicht der beste Zeitpunkt für riskante Manöver …
    Sie starrte auf die Riemen und Schnallen, die sie gelöst hatte, und versuchte sich zu erinnern, wie man sie wieder
verbinden musste. Und wie sollte sie das hinbekommen, während sie sich an ihren Sitz klammerte?
    Seufzend entschied sie, beide Hände zu benutzen – obwohl der Huxley dann nur einmal kurz zucken musste, um ihr einen langen Fall zu bescheren.
    »Vergiss, was ich eben gesagt habe, Tierchen«, murmelte sie. »Wir schweben jetzt mal ganz ruhig dahin, ja?«
    Die Tentakel blieben aufgedreht, aber wenigstens ging das Tier weiter abwärts. Die Halteleine hatte fast einen Winkel von fünfundvierzig Grad erreicht.
    Nachdem sie eine endlose Minute herumgebastelt hatte, sah die Notfallrutsche gut aus: Die Schnallen bildeten eine Art Karabinerhaken in der Mitte. Deryn zerrte einmal kräftig mit den Händen an der Konstruktion und sie hielt.
    Jetzt kam der wirklich Furcht einflößende Teil.
    Sie nahm den Gurt fest zwischen die Zähne und zog sich mit beiden Händen hoch. Als ihr Po den Sattel verließ, überkam sie erneut Schwindelgefühl. Doch im nächsten Augenblick stand Deryn halb geduckt da und ihre Gummisohlen fanden Halt auf dem geschwungenen Ledersitz.
    Nun langte sie nach oben, hängte die Schnallen an der Halteleine ein, packte jeweils ein Ende des Riemens mit einer Hand und schlang sich das Leder mehrmals um den Unterarm.
    Deryn schaute nach unten auf den Gletscher. »Pusteln und Karbunkel!«

    Während sie sich mit den Vorbereitungen beschäftigt hatte, war der Huxley halb zum Luftschiff zurückgeschwebt und dadurch war der Winkel der Halteleine wieder steiler geworden.
    Der Wind zerrte den Huxley in die Höhe. In diesem Winkel würde sie beim Hinuntergleiten viel zu schnell werden. Im Handbuch fanden sich die grausigsten Geschichten über Piloten, die diesen Fehler begangen hatten.
    Deryn richtete sich zu voller Größe auf, wodurch ihr Kopf beinahe die Membran des Huxleys berührte.
    » Buh!«, brüllte sie.
    Das Flugtier zitterte und stieß ihr bitter riechenden Wasserstoff mitten ins Gesicht. Der Sattel schwankte unter Deryn und ihre Schuhe rutschten vom abgewetzten Leder …
    Einen Sekundenbruchteil später kniffen ihr die Lederriemen in die Unterarme und sie spürte einen kräftigen Ruck in den Schultern. Dann glitt sie abwärts, direkt auf die riesige Gestalt des Luftschiffes zu.
     
    In ihren Ohren toste es, als würde sie auf dem Rückgrat stehen und in den Gegenwind schauen. Tränen strömten ihr über das Gesicht und gefroren auf den Wangen. Sie stieß einen lauten Schrei aus.
    So war das richtige Fliegen, besser als auf Luftschiffen oder Aufsteigern. Sie sauste abwärts wie ein Adler, der auf seine Beute zustieß.

    Einige fürchterliche Augenblicke lang wurde der Winkel der Halteleine steiler, doch auch das hatte im Handbuch gestanden. Es war der Huxley, der hinter Deryn in die Höhe stieg, weil sich ihr Gewicht nach unten bewegte.
    Sie warf einen Blick auf ihr Gurtzeug. Die Metallschnallen zischten hörbar und ein Micker Rauch stieg auf wegen der Reibung. Aber sie war zu schnell, das Seil konnte nicht durchbrennen. Alles lief perfekt.
    Solange nicht eine Böe den Huxley weiter in die Höhe trieb …
    Das Luftschiff vor ihr wurde immer größer. Die Mannschaft hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, ein Wirrwarr kleiner Punkte, die im Schnee umherschwärmten. Das war gut. Sie hatte keine Zeit, Meldung zu machen, wie es sich gehörte, sondern sie musste sofort in den Maschinenraum rennen und wieder draußen sein, bevor der Läufer eintraf …
    Aber was war das? Wie aus dem Nichts erschien eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher