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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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beschränkte, bekam man am Ende womöglich Gürtler, die mehr Zeit außerhalb ihrer Schiffe und Stationen verbrachten als darin.
    Vielleicht war das der Grund dafür, dass sie so grausam besteuert wurden. Der Vogel war aus dem Käfig entkommen, aber man konnte nicht zulassen, dass er die Flügel zu weit ausbreitete, denn sonst würde er am Ende vergessen, wem er gehörte.
    »Trauen Sie diesem Fred?«, wollte Miller wissen.
    »In gewisser Weise schon«, antwortete Holden. »Er hat uns beim letzten Mal gut behandelt, als uns alle anderen umbringen oder einsperren wollten.«
    Miller grunzte, als beweise das überhaupt nichts.
    »Er ist doch bei der AAP, oder?«
    »Genau«, bestätigte Holden. »Aber vermutlich bei der echten AAP. Nicht bei den Cowboys, die es mit den Inneren ausschießen wollen, und nicht bei den Irren, die über Funk zum Krieg aufrufen. Fred ist Politiker.«
    »Was ist mit denen, die jetzt Ceres im Griff haben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Holden. »Die kenne ich nicht. Aber Fred verkörpert den besten Weg, den wir überhaupt gehen können. Oder denjenigen, der am wenigsten falsch ist.«
    »Na gut«, sagte Miller. »Aber für Protogen wird es keine politische Lösung geben.«
    »Stimmt.« Holden löste die Gurte, als die Rosinante klappernd in die Andockbucht glitt. »Andererseits ist Fred nicht nur Politiker.«
    Fred saß an seinem riesigen Holzschreibtisch und las die Notizen, die Holden über Eros, die Suche nach Julie und die Entdeckung des Stealthschiffs angefertigt hatte. Miller saß ihm gegenüber und beobachtete Fred, wie ein Entomologe eine neue Käferart beobachten und sich dabei überlegen mochte, ob sie vielleicht stechen konnte. Holden befand sich ein Stück entfernt rechts neben Fred und gab sich Mühe, nicht zu offensichtlich auf die Zeitanzeige seines Handterminals zu schielen. Auf dem großen Bildschirm hinter dem Schreibtisch zog die Nauvoo vorbei wie die Metallknochen eines schon lange toten, verfallenden Leviathans. Holden betrachtete die winzigen blauweißen Punkte, wo die Arbeiter mit Schweißbrennern die Teile der Außenhülle auf dem Gerüst verankerten. Um sich zu beschäftigen, zählte er sie.
    Er war bei dreiundvierzig, als in seinem Gesichtsfeld ein kleines Shuttle auftauchte. Mit den beiden schweren Greifarmen hielt es ein Bündel Stahlstreben, die es zum halb vollendeten Generationenschiff beförderte. Das Shuttle schrumpfte zu einem Punkt, der nicht größer war als eine Bleistiftspitze, bis es anhielt. Die Nauvoo veränderte sich für Holden von einem großen Schiff, das sich in der Nähe befand, zu einem gigantischen Schiff, das weiter entfernt war. Ihm wurde beinahe schwindlig.
    Sein Handterminal piepste fast im gleichen Moment wie Millers Gerät. Er blickte nicht einmal darauf, sondern tippte nur auf die Fläche, um es verstummen zu lassen. Inzwischen hatte er sich an die Routine gewöhnt. Er zog ein Fläschchen hervor, schüttelte zwei blaue Pillen heraus und schluckte sie trocken. Miller folgte seinem Beispiel. Das Expertensystem des Schiffs gab sie ihnen in wöchentlichen Abständen und prophezeite ihnen stets einen schrecklichen Tod, falls sie auf das Mittel verzichteten. Er nahm sie. Er musste sie den Rest seines Lebens schlucken. Wenn er auch nur ein paar ausließ, musste er damit rechnen, dass dieser Rest nicht sehr lang werden würde.
    Fred war mit Lesen fertig und warf sein Terminal auf den Schreibtisch, dann rieb er sich ausgiebig mit den Handrücken die Augen. Er kam Holden älter vor als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Ich muss schon sagen, Jim, ich habe keine Ahnung, was ich davon halten soll«, gestand er schließlich.
    Miller betrachtete Holden und hauchte: Jim? Holden ignorierte die wortlose Frage.
    »Haben Sie Naomis Zusatz am Ende gelesen?«, fragte Holden.
    »Den Teil über das Netzwerk von Nanoviren, die zunächst nach mehr Rechenleistung streben?«
    »Genau«, bestätigte Holden. »Es klingt plausibel, Fred.«
    Fred lachte humorlos und tippte mit einem Finger auf das Terminal.
    »Das da«, sagte er, »ist nur für einen Psychopathen plausibel. Kein geistig gesunder Mensch könnte so etwas tun. Ganz egal, was er dadurch zu gewinnen hofft.«
    Miller räusperte sich.
    »Haben Sie etwas beizusteuern, Mister Muller?«, fragte Fred.
    »Miller«, berichtigte ihn der Detective. »Ja. Zuerst – bei allem Respekt – sollten Sie sich nichts vormachen. Völkermord ist nichts Neues. Zweitens stehen die Fakten nicht infrage. Protogen hat die Eros-Station mit

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