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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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dem die ganze Welt zusieht.« Dies geschah. Dann machten sich Kaspian, seine Leute und Lord Bern mit ein paar von seinen Männern in drei Booten auf den Weg nach Enghafen. Die Flagge des Königs flatterte am Heck von Kaspians Boot, und der König wurde von seinem Trompeter begleitet.
    Als sie in Enghafen an der Mole anlegten, wartete dort eine beträchtliche Menschenmenge, um sie zu empfangen. »Dies war meine Nachricht von gestern abend«, sagte Bern. »Es sind alles Freunde von mir und ehrliche Leute.« Als Kaspian an Land trat, begann die Menge zu jubeln und rief: »Narnia! Narnia! Lang lebe der König.« Im gleichen Augenblick–und auch dafür war Berns Nachricht verantwortlich–begannen in vielen Teilen der Stadt die Glocken zu läuten. Dann befahl Kaspian, sein Banner vorauszutragen und seine Trompete zu blasen, und alle Männer zogen das Schwert, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von freudiger Unnachgiebigkeit. Sie marschierten die Straße hinauf und brachten sie zum Erbeben, und ihre Rüstung gleißte so sehr (es war ein sonniger Morgen), daß man die Augen abwenden mußte.
    Zuerst jubelten nur die Leute, die der Bote Lord Berns informiert hatte und die wußten, was da geschah, und die damit einverstanden waren. Doch dann gesellten sich alle Kinder dazu, die noch nicht zur Schule gingen, denn ihnen gefielen Umzüge, und sie hatten bisher nur wenige gesehen. Und dann gesellten sich alle Schulkinder dazu, denn ihnen gefielen Umzüge ebenfalls, und je mehr Lärm und Aufruhr es gab, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, daß sie an diesem Morgen zur Schule gehen mußten. Und dann streckten alle alten Frauen den Kopf zu den Türen und den Fenstern heraus und begannen zu klatschen und zu jubeln, weil es ein König war–und was ist schon ein Gouverneur, verglichen mit einem König? Und aus dem gleichen Grund fielen alle jungen Frauen mit ein und auch deshalb, weil Kaspian und Drinian und die anderen so gut aussahen. Und dann kamen alle jungen Männer, um zu sehen, was die jungen Frauen sich da anschauten, und als Kaspian am Schloßtor angekommen war, jubelte fast die ganze Stadt; und Gumpas, der im Schloß saß und in seinen Abrechnungen, Formularen und Gesetzen herumwühlte und herumpfuschte, hörte den Lärm.
    Am Schloßtor blies Kaspians Trompeter einen Tusch und rief: »Öffnet dem König von Narnia, der gekommen ist, seinen zuverlässigen und geschätzten Diener, den Gouverneur der Einsamen Inseln, zu besuchen.« Zu dieser Zeit wurde auf den Inseln alles auf eine nachlässige und schlampige Art und Weise erledigt. Nur die kleine Seitentür wurde geöffnet, und heraus kam ein zerzauster Kerl, der statt eines Helms einen schmutzigen alten Hut aufhatte. In der Hand trug er einen rostigen alten Spieß. Er blinzelte, als er die funkelnden Gestalten vor sich sah. »Sanlänglichkeit–snich–zprech–«, murmelte er (das war seine Art zu sagen: »Seine Hinlänglichkeit ist nicht zu sprechen«). »Keine Audienz ohne Voranmeldung, außer zwischen neun und zehn jeden zweiten Samstag des Monats.«
    »Zieh den Hut vor dem König von Narnia, du Hund!« donnerte Lord Bern und versetzte ihm einen Schlag mit seiner behandschuhten Hand, der den Hut des Mannes zu Boden beförderte.
    »Eh? Was’n los?« begann der Torwächter, aber niemand schenkte ihm Beachtung. Zwei von Kaspians Männern traten durch die Seitentür und rissen nach einem kurzen Kampf mit Schlössern und Riegeln (denn alles war rostig) das Tor weit auf. Dann marschierte der König mit seinem Gefolge auf den Schloßhof. Dort standen einige Wachposten des Gouverneurs herum, und ein paar weitere (die sich gerade den Mund abwischten) kamen aus verschiedenen Türen gestolpert. Obwohl ihre Rüstungen in einem jämmerlichen Zustand waren, so waren doch sie es, die gekämpft hätten, wenn man ihnen das befohlen haben würde oder wenn sie gewußt hätten, was da los war. Deshalb war dies ein gefährlicher Moment.
    Kaspian gab ihnen keine Zeit zum Nachdenken. »Wo ist der Hauptmann?« fragte er.
    »Das bin mehr oder weniger ich, wenn Ihr wißt, was ich meine«, sagte ein träger und geckenhafter junger Mann ohne Rüstung.
    »Wir wünschen«, sagte Kaspian, »daß unser königlicher Besuch im Reich der Einsamen Inseln für die Untertanen des Königs ein Anlaß zur Freude und nicht zur Angst sein soll. Wäre es anders, so hätte ich über den Zustand der Rüstungen und Waffen Eurer Männer einiges zu sagen. Doch so, wie es ist, gewähre ich Euch Vergebung.

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