Lewis, CS - Narnia 5
Gebt Befehl, ein Faß Wein zu öffnen, damit Eure Männer auf unsere Gesundheit trinken können. Aber morgen um Mittag sollen sie sich hier im Schloßhof versammeln, und ich wünsche, daß sie dann wie Soldaten aussehen und nicht wie Vagabunden! Tragt dafür Sorge–oder es wird Euch sehr leid tun!«
Der Hauptmann stand mit offenem Mund da, doch Bern rief sofort: »Drei Hochrufe für den König!«, und die Soldaten, die zumindest das mit dem Faß Wein verstanden hatten, auch wenn sie sonst nichts begriffen, fielen mit ein.
Dann befahl Kaspian der Mehrzahl seiner Männer, im Schloßhof zu bleiben. Er selbst, Bern, Drinian und vier andere betraten das Schloß.
Hinter einem Tisch am anderen Ende des Saals, umgeben von mehreren Sekretären, saß seine Hinlänglichkeit, der Gouverneur der Einsamen Inseln. Gumpas war ein mißlaunig aussehender Mann. Sein Haar war einstens rot gewesen, doch jetzt war es fast vollkommen grau. Er blickte auf, als die Fremden hereinkamen, doch dann senkte er den Blick wieder auf seine Papiere und sagte automatisch: »Keine Audienz ohne Voranmeldung, außer zwischen neun und zehn Uhr jeden zweiten Samstag des Monats.«
Kaspian nickte Bern zu und trat zur Seite. Bern und Drinian machten einen Schritt nach vorn, und jeder ergriff ein Ende des Tisches. Sie hoben ihn hoch und warfen ihn durch die Halle. Er kippte um, und ein wildes Durcheinander von Briefen, Dossiers, Tintenfässern, Federn, Siegelwachs und Dokumenten regnete zu Boden. Dann–nicht grob, aber so fest, als wären ihre Hände stählerne Zangen–hoben sie Gumpas aus seinem Stuhl und stellten ihn einen Meter vor dem Tisch ab. Kaspian setzte sich auf den Stuhl und legte sein blankes Schwert über die Knie.
»Mein Herr«, sagte er und richtete den Blick auf Gumpas. »Ihr habt uns nicht den Empfang bereitet, den wir erwartet hätten. Ich bin der König von Narnia.«
»Davon stand nichts in der Korrespondenz«, sagte der Gouverneur. »Und nichts im Protokoll. Wir wurden über nichts Derartiges informiert. Völlig regelwidrig. Ich werde aber gerne jegliches Gesuch …«
»Und wir sind gekommen, um uns über die Amtsausübung Eurer Hinlänglichkeit zu informieren«, fuhr Kaspian fort. »Ich verlange vor allem in zwei Punkten eine Erklärung. Als erstes finde ich keinerlei Unterlagen darüber, daß in den letzten hundertfünfzig Jahren der Tribut, welcher der Krone von Narnia von diesen Inseln gebührt, bezahlt worden ist.«
»Das wäre ein Punkt, der nächsten Monat im Rat besprochen werden müßte«, erwiderte Gumpas. »Wenn jemand beantragt, daß eine Untersuchungskommission gebildet wird, die bei der ersten Sitzung nächstes Jahr einen Bericht über die finanzielle Geschichte der Inseln abgibt, dann …«
»Es steht auch ganz eindeutig in unseren Gesetzen«, fuhr Kaspian fort, »daß die volle Schuld vom Gouverneur der Einsamen Inseln aus eigener Tasche beglichen werden muß, wenn dieser Tribut nicht bezahlt wird.«
Jetzt wurde Gumpas aufmerksam. »Oh, das ist völlig ausgeschlossen!« sagte er. »Das ist eine finanzielle Unmöglichkeit–eh–, Eure Majestät muß scherzen!«
Im geheimen fragte er sich, ob es wohl eine Möglichkeit gab, diese unliebsamen Gäste loszuwerden. Hätte er gewußt, daß Kaspian nur über ein Schiff und eine Schiffsmannschaft verfügte, so hätte er ihn jetzt mit süßen Worten besänftigt, in der Hoffnung, seine Gäste während der Nacht überwältigen und töten lassen zu können. Aber er hatte tags zuvor ein Kriegsschiff durch die Meerenge segeln sehen, das Signale ausgesandt hatte, die, wie er vermutete, an dessen Geleitschiffe gerichtet waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht gewußt, daß es das Schiff des Königs war, denn der Wind war zu schwach gewesen, um die Flagge aufzublähen und den goldenen Löwen sichtbar werden zu lassen, und deshalb hatte er die weitere Entwicklung abgewartet. Jetzt war er der Meinung, Kaspian müsse eine ganze Flotte bei Bernhof liegen haben. Gumpas wäre nie der Gedanke gekommen, daß jemand Enghafen betreten könne, um die Insel mit weniger als fünfzig Mann einzunehmen. Auf jeden Fall war es ganz und gar nicht das, was er selbst in einem solchen Fall getan hätte.
»Zweitens«, sagte Kaspian, »möchte ich wissen, warum Ihr diesen abscheulichen und widernatürlichen Sklavenhandel hier habt entstehen lassen, der im Widerspruch zu den alten Gebräuchen und Gepflogenheiten unserer Herrschaftsgebiete steht!«
»Notwendig, unvermeidlich«, sagte seine
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