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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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»Ich höre, wie sie an den Schiffswänden emporkrabbeln.«
    »Es läßt sich gerade auf dem Mast nieder«, sagte Kaspian.
    »Ohhh!« sagte ein Matrose. »Jetzt beginnt der Gong zu schlagen. Ich wußte, daß das geschehen würde!«
    Kaspian versuchte, nirgendwohin zu blicken (und vor allem nicht nach hinten), und ging nach achtern zu Drinian
    »Drinian«, sagte er mit sehr leiser Stimme. »Wie lange haben wir gebraucht, um hineinzurudern–ich meine bis dorthin, wo wir den Fremden an Bord genommen haben?«
    »Vielleicht fünf Minuten«, flüsterte Drinian. »Warum?«
    »Weil wir schon länger dabei sind, wieder hinauszurudern.«
    Drinians Hand auf der Ruderpinne zitterte, und der kalte Schweiß rann ihm über das Gesicht. Allen anderen an Bord war schon derselbe Gedanke gekommen. »Wir werden nie hinausgelangen, nie!« stöhnten die Ruderer. »Er steuert uns in die falsche Richtung! Wir fahren im Kreis herum!« Der Fremde, der zusammengekauert an Deck gelegen hatte, setzte sich auf und brach in schreckliches, kreischendes Gelächter aus.
    »Nie!« schrie er. »Das ist es! Natürlich! Wir werden nie hinausgelangen! Welcher Narr ich war, anzunehmen, sie würden mich so einfach ziehen lassen! Nein, nein, wir werden nie hinauskommen!«
    Lucy lehnte den Kopf gegen das Geländer der Kampfplattform und flüsterte: »Aslan, wenn du uns je geliebt hast, dann schick uns Hilfe!« Die Dunkelheit ließ nicht nach, aber Lucy begann, sich ein wenig–ein klitzekleines bißchen–besser zu fühlen. Immerhin ist uns bis jetzt eigentlich nichts passiert, dachte sie.
    »Seht!« erklang die heisere Stimme Rynelfs vom Bug. Vor ihnen lag ein winziger Lichtfleck, und während sie darauf starrten, fiel ein breiter Lichtstrahl auf das Schiff. Die umliegende Dunkelheit veränderte sich nicht, aber das ganze Schiff war wie von einem Suchlicht erhellt. Kaspian blinzelte, blickte um sich und sah die wilden, unbeweglichen Gesichter der anderen. Alle sahen in die gleiche Richtung; hinter jedem lag ein schwarzer, scharf umrandeter Schatten.
    Lucy schaute in die Richtung des Lichtstrahls, und plötzlich entdeckte sie dort etwas. Zuerst sah es aus wie ein Kreuz, dann wie ein Flugzeug, dann wie ein Drachen, und zuletzt–mit einem Flügelflattern–war es genau über ihr. Es war ein Albatros. Er umflog dreimal den Mast, dann hockte er einen Moment lang auf der Spitze des vergoldeten Drachen am Bug. Mit einer kräftigen und wohlklingenden Stimme rief er etwas. Es klang so, als wären es Worte, doch niemand verstand es. Dann breitete er die Schwingen aus, erhob sich und begann langsam vorauszufliegen. Er hielt leicht nach steuerbord. Drinian, der nicht daran zweifelte, daß der Vogel sie führen wollte, steuerte ihm nach. Nur Lucy wußte, daß er ihr zugeflüstert hatte: »Mut, mein liebes Herz!«, als er den Mast umflog, und die Stimme, da war sie ganz sicher, war die Stimme Aslans gewesen.
    In Sekundenschnelle verwandelte sich die Dunkelheit vor ihnen in Dämmerlicht, und dann, bevor sie es wagten, Hoffnung zu schöpfen, schossen sie ins Sonnenlicht hinaus und fanden sich wieder in einer warmen, blauen Welt. Fast sofort wurde allen klar, daß es nichts gab, wovor man sich fürchten mußte, und daß es auch nie etwas gegeben hatte. Sie blinzelten und sahen sich um. Die Helligkeit des Schiffes verwunderte sie: halb hatten sie erwartet, die Dunkelheit würde an dem Weiß, dem Grün und dem Gold in Form von Schmutz oder Schaum klebenbleiben. Dann begann einer zu lachen und dann noch einer.
    »Ich glaube, wir haben uns aufgeführt wie die Narren«, sagte Rynelf.
    Lucy verlor keine Zeit und kam rasch auf das Deck herunter, wo sie die anderen um den Fremden versammelt fand. Dieser war lange Zeit zu glücklich, um zu reden. Er starrte das Meer und die Sonne an und tastete die Seitenwände und die Taue ab, als wolle er sicherstellen, daß er nicht träumte. Tränen rannen über seine Wangen hinab.
    »Danke«, sagte er schließlich. »Ihr habt mich gerettetaus … aber ich will nicht darüber reden. Und nun sagt mir, wer ihr seid! Ich bin ein Telmarer aus Narnia, und einst, als ich noch etwas darstellte, nannte man mich Lord Rhoop.«
    »Und ich«, sagte Kaspian, »ich bin Kaspian, König von Narnia, und ich bin unterwegs, um Euch und Eure Gefährten zu finden, die Ihr die Freunde meines Vaters wart.«
    Lord Rhoop fiel auf die Knie und küßte die Hand des Königs. »Herr«, sagte er, »Ihr seid der Mann, den ich mir am meisten zu sehen gewünscht habe. Gewährt

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