Lewis, CS - Narnia 6
gesagt, dass die Zeit hier a n ders vergeht als bei uns zu Hause.«
»Wie meinst du das?«
»In der Zeit, die wir hier verbringen, vergeht für uns keine Zeit. Verstehst du? Wie lange auch immer wir hier sein mögen, werden wir doch im gleichen Augen blick wieder in der Experimentalschule sein, in dem wir sie verlassen haben …«
»Wie schade …«
»Ach, sei still! Unterbrich mich nicht immer! Und dort in England – in unserer Welt – weiß man nicht, wie viel Zeit hier vergeht. Vielleicht verstreichen in Narnia viele Jahre, während es für uns zu Hause nur ein Jahr ist. Edmund und Lucy haben mir alles erklärt, aber ich Idiot habe es vergessen. Und jetzt sind also offensichtlich etwa siebzig Jahre – narnianische Jahre – vergangen, seit ich das letzte Mal hier war. Verstehst du jetzt? Und nun, wo ich wieder da bin, ist Kaspian ein uralter Mann.«
»Dann war der König also ein alter Freund von dir?«, fragte Jill. Ein schrecklicher Gedanke war ihr gekommen.
»Das kann man wohl sagen«, antwortete Eustachius unglücklich. »Einen besseren Freund kann man gar nicht haben. Und letztes Mal war er nur ein paar Jahre älter als ich. Diesen alten Mann mit dem weißen Bart zu sehen und mich an den Kaspian von damals zu eri n nern, so wie er an dem Morgen aussah, als wir die Ei n samen Inseln einnahmen, oder beim Kampf gegen die Seeschlange – oh, es ist schrecklich! Es ist schlimmer, als ihn tot zu finden.«
»Ach, halt den Mund«, sagte Jill ungeduldig. »Es ist viel schlimmer, als du denkst. Wir haben das erste Ze i chen verpasst.« Natürlich verstand Eustachius das nicht. Jill erzählte ihm von ihrer Unterhaltung mit A s lan, den vier Zeichen und dem ihnen erteilten Auftrag, den verschollenen Prinzen zu finden.
»Siehst du«, meinte sie dann, »du hast also einen a l ten Freund gesehen, genau wie Aslan gesagt hat, und du hättest sofort hingehen und ihn begrüßen müssen. Doch du hast es nicht getan, also geht gleich von A n fang an alles schief.«
»Woher hätte ich das denn wissen sollen?«, fragte Eu stachius.
»Wenn du mir nur zugehört hättest, als ich es dir s a gen wollte, dann wäre jetzt alles gut«, erwiderte Jill.
»Ja, und wenn du nicht am Rand des Felsens ve r rückt gespielt und mich fast ermordet hättest – ja, ich sagte ermordet und das werde ich sagen, sooft ich will, du brauchst dich also nicht aufzuspielen –, dann wären wir beide zusammen hergekommen und hätten beide gewusst, was zu tun ist.«
»Ich nehme an, er war der erste gute Bekannte, dem du hier begegnet bist?«, sagte Jill. »Du musst ja Stu n den vor mir hier gewesen sein. Bist du sicher, dass du vorher niemand anders getroffen hast?«
»Ich war nur etwa eine Minute vor dir da«, meinte Eustachius. »Er muss dich schneller geblasen haben als mich um die Zeit wieder aufzuholen, die du ver schwendet hast.«
»Sei nicht so gemein, Eustachius!«, rief Jill. »Oh, was ist das?«
Es war die Schlossglocke, die zum Essen rief, und so wurde das, was aussah, als würde es sich zu einem ausgewachsenen Streit entwickeln, glücklicherweise unterbrochen. Beide hatten in der Zwischenzeit einen Mordshunger.
Das Abendessen in der großen Halle des Schlosses war das Großartigste, was die Kinder je erlebt hatten. Eustachius war ja schon einmal in dieser Welt gew e sen, aber damals hatte er die meiste Zeit auf See ve r bracht und so kannte er die Pracht der narnianischen Haus-und Hofhaltung nicht.
Banner hingen von der Decke und jeder Gang wurde unter einem Tusch von Pauken und Trompeten herei n gebracht. Da gab es Suppen, die einem schon das Wa s ser im Mund zusammenlaufen ließen, wenn man nur an sie dachte, herrliche Fische, Wildbret und Pasteten, Eiskrem, Pudding, Früchte und Nüsse und alle mögl i chen Weine und Fruchtsäfte. Sogar Eusta chi u s ließ sich aufmuntern und gab zu, dass dies »nicht ohne« sei. Und als alle satt und zufrieden waren, trat ein blinder Poet vor und stimmte die große alte Geschichte vom Prinzen Cor und Aravis und dem Pferd Bree an. Die Geschichte handelt von einem Abenteuer, das sich in Narnia, Kalormen und den Ländern dazwischen begab, und zwar im goldenen Zeitalter, als Peter König in Feeneden war. (Ich habe jetzt keine Zeit, sie zu erzä h len, aber es lohnt sich, sie einmal anzuhören.) Als E u stachius und Jill sich, in einem fort gähnend, nach oben ins Bett schleppten, sagte Jill: »Ich wette, dass wir he u te Nacht gut schlafen werden«, denn es war ein a n strengender Tag gewesen.
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