Lewis, CS - Narnia 6
i nes Hühnchen. Ich erinnere mich an dich, als du noch ein Ei warst. Komm bloß nicht an und versuche mich zu belehren. So wahr ich Tru-huuu-humpkin he i ße.‹«
Die Eule konnte Trumpinks Stimme gut nach machen und von überall erschallte eulisches Gelächter. Die Kinder begannen zu begreifen, dass die Narnianen für Trumpkin die gleichen Gefühle hegten wie Schüler für einen kauzigen Lehrer, vor dem jeder ein bisschen Angst hat, über den sich alle ein wenig lustig machen und gegen den eigentlich niemand etwas hat.
»Wie lange wird der König weg sein?«, fragte E u stachius.
»Wenn wir das nur wüssten!«, antwortete Glimm feder. »Wisst, in letzter Zeit geht das Gerücht um, A s lan sei auf den Inseln gesehen worden – es war, glaube ich, in Terebinthia. Und der König sagte, er wolle vor seinem Tod noch einen Versuch machen, Aslan von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten und ihn um Rat zu bitten, wer nach ihm König sein solle. Aber wir befürchten alle, dass er – wenn er Aslan in Terebinthia nicht trifft – weiter nach Osten reisen wird: zu den Si e ben Inseln, den Einsamen Inseln und immer weiter. Er spricht nicht darüber, aber wir alle wissen, dass er di e se Reise zum Ende der Welt nie vergessen hat. Ich bin sicher, dass er im Innersten seines Herzens den Wunsch hegt, wieder dorthin zu gelangen.«
»Dann hat es also keinen Zweck, zu warten, bis er zurückkommt?«, fragte Jill.
»Nein, das hat keinen Zweck«, antwortete die Eule. »Ach, was für ein schreckliches Durcheinander! Wenn ihr ihn doch nur erkannt und mit ihm gesprochen hä t tet! Er hätte sich um alles gekümmert – vermutlich hä t te er euch für eure Suche nach dem Prinzen ein Heer mitgegeben!«
Jill hielt den Mund und hoffte, Eustachius werde kameradschaftlich genug sein den Eulen nicht zu s a gen, wieso es nicht dazu gekommen war. Das war er auch, oder zumindest fast. Er brummte nur vor sich hin: »Also meine Schuld war es nicht«, bevor er laut sagte:
»Na gut. Wir müssen es eben auch so schaffen. Aber da ist noch etwas, was ich wissen möchte. Wenn dieses Eulenparlament, wie ihr es nennt, so ohne Fehl und Tadel ist und nichts Unehrenhaftes dahinter steckt, warum muss es dann so geheim gehalten werden, dass man sich mitten in der Nacht in einer Ruine trifft?«
»Tu-huu, tu-huu!«, flöteten einige Eulen. »Wo sol len wir uns denn sonst treffen? Und wann sollte man so eine Versammlung abhalten, wenn nicht bei Nacht?«
»Wisst ihr«, erklärte Glimmfeder. »Die meisten G e schöpfe in Narnia haben so unnatürliche Gewohn heiten. Sie erledigen alles bei Tag, in strahlendem Sonnen schein – puh! –, wenn jedermann eigentlich schlafen sollte. Und deshalb sind sie nachts derart blind und dumm, dass nichts mit ihnen anzufangen ist. Da r um haben wir Eulen uns angewöhnt, uns zu vernünft i gen Zeiten und allein zu treffen, wenn wir etwas b e sprechen wollen.«
»Ich verstehe«, sagte Eustachius. »Und jetzt wollen wir fortfahren. Erzählt uns, was es mit dem verschol lenen Prinzen auf sich hat.«
Nicht Glimmfeder, sondern eine alte Eule erzählte die Geschichte.
Vor etwa zehn Jahren, als Rilian, der Sohn Kaspians, ein sehr junger Ritter war, ritt er an einem Maimorgen mit seiner Mutter, der Königin, in die nördlichen G e biete von Narnia. Sie waren von vielen Kavalieren und Damen begleitet und alle trugen einen Kranz aus fr i schen Blättern auf dem Haupt und ein Horn an der Se i te. Hunde hatten sie keine dabei, denn sie wollten nicht jagen, sondern den Maien feiern.
Um die Mittagsstunde kamen sie zu einer schönen Lichtung, wo eine Quelle aus der Erde entsprang. Dort stiegen sie vom Pferd, aßen, tranken und waren frö h lich. Nach einer Weile wurde die Königin müde und man breitete auf der grasbewachsenen Böschung U m hänge für sie aus. Prinz Rilian und die anderen gingen etwas abseits, damit die Königin von ihrem Reden und Lachen nicht gestört würde.
Bald darauf kam eine große Schlange aus dem Wald und biss die Königin in die Hand. Alle hörten ihren Aufschrei und rannten zu ihr. Prinz Rilian erreichte sie als Erster. Er sah, wie sich die Schlange davonschlän gelte, und er verfolgte sie mit gezogenem Schwert. Sie war riesengroß und schimmerte so giftgrün, dass sie leicht zu sehen war; aber sie glitt in das dichte Unt e r holz, wohin er ihr nicht folgen konnte. So kehrte er zu seiner Mutter zurück, die von den anderen umsorgt wurde. Doch alle Sorge war vergebens, ein Blick auf ihr Gesicht genügte
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