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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der silberne Sessel
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Was mal wieder beweist, wie wenig man ahnen kann, was einem als Nächstes bevorsteht.

 
    Das Eulenparlament
     
    Es ist eine eigenartige Sache: Je müder man ist, desto länger braucht man um ins Bett zu kommen; vor allem wenn man das Glück hat, ein offenes Feuer im Zimmer zu haben. Jill hatte das Gefühl, sie könne sich nicht ausziehen, bevor sie erst einmal ein Weilchen vor dem Feuer gesessen hatte. Und als sie sich hingesetzt hatte, wollte sie nicht mehr aufstehen. Sie hatte sich schon etwa fünfmal gesagt: Ich muss zu Bett gehen, als ein Klopfen am Fenster sie auffahren ließ.
    Sie stand auf und zog den Vorhang beiseite. Zuerst sah sie außer der Schwärze der Nacht nichts. Dann e r schrak sie und wich zurück, denn etwas sehr Großes war gegen das Fenster geprallt und hatte dabei am Glas geklopft. Ihr kam ein sehr unangenehmer G e danke … Vielleicht gibt es in diesem Land Riese n motten! Igitt! Aber da kam das Ding zurück und diesmal war sie fast sicher, dass sie einen Schnabel gesehen hatte und dass er es gewesen war, der g e klopft hatte. Es ist ein riesiger Vogel, dachte Jill. Könnte es ein Adler sein? Sie legte zwar auch keinen allzu großen Wert auf den Besuch eines Adlers, doch sie öffnete das Fenster und schaute hinaus. Sofort la n dete der große Vogel mit lautem Schwirren auf der Fensterbank, wo er stehen blieb und das ganze Fenster ausfüllte. Jill musste zurückweichen um ihm Platz zu machen. Es war die Eule.
    »Du, du! Tu-huu, tu-huu«, rief sie. »Behalt deine Ruh’! Ist es euch beiden wirklich ganz ernst mit dem, was ihr zu tun habt?«
    »Du meinst, wegen des verschollenen Prinzen?«, fragte Jill. »Ja, wir haben keine andere Wahl.« Denn jetzt erinnerte sie sich an die Stimme und das Gesicht des Löwen, den sie während des Festmahls und des Geschichtenerzählens in der Halle fast vergessen ha t te.
    »Gut!«, sagte die Eule. »Dann dürfen wir keine Zeit verlieren. Ihr müsst sofort weg von hier. Ich gehe und wecke den Jungen. Dann komme ich zurück und hole dich. Du legst besser diese Hofkleidung ab und ziehst dir etwas an, worin man bequem reisen kann. Ich bin in zwei Minuten wieder hier. Tu-huu!« Und ohne auf eine Antwort zu warten war sie verschwunden.
    Wenn Jill mehr an Abenteuer gewöhnt gewesen wäre, hätte sie vielleicht an den Worten der Eule gezweifelt, aber so kam ihr der Gedanke gar nicht – und in der Au f regung über die mitternächtliche Flucht vergaß sie ihre Müdigkeit. Sie zog wieder Pullover und Hose an – am Gürtel der Hose hing ein Taschenmesser, das man vie l leicht brauchen konnte – und dann nahm sie noch ein paar von den Dingen, die ihr das Mädchen mit den we i denartigen Haaren dagelassen hatte. Sie wählte einen kurzen Umhang, der ihr bis zu den Knien reichte und eine Kapuze hatte (der ist genau richtig, wenn es einmal regnet, dachte sie), ein paar Taschen tücher und einen Kamm. Dann setzte sie sich hin und wartete.
    Gerade überfiel sie wieder Müdigkeit, als die Eule zurückkehrte.
    »Jetzt sind wir fertig«, sagte sie.
    »Du gehst besser voran«, schlug Jill vor. »Ich kenne mich hier in den Gängen noch nicht aus.«
    »Tu-huu!«, antwortete die Eule. »Wir gehen nicht durchs Schloss. Steig auf meinen Rücken. Wir werden fliegen.«
    »Oh!«, sagte Jill und vergaß den Mund zu schließen. Von diesem Gedanken war sie nicht sehr begeistert. »Bin ich nicht zu schwer für dich?«
    »Tu-huu, tu-huu! Gib Ruh’! Den Jungen habe ich schon weggetragen. So. Aber erst löschen wir noch die Lampe.«
    Sobald die Lampe gelöscht war, sah die Nacht dra u ßen vor dem Fenster weniger dunkel aus – sie war nun nicht mehr schwarz, sondern grau. Die Eule stand mit dem Rücken zum Zimmer gewandt auf der Fenste r bank und hob die Flügel. Jill musste auf ihren kurzen, dicken Körper klettern, ihre Knie unter die Flügel ste c ken und sich gut festklammern. Die Federn fühlten sich wunderbar warm und weich an, aber es gab nichts, woran man sich festhalten konnte. Ich wüsste gern, wie Eustachius sein Ritt gefallen hat!, dachte Jill. Und g e rade als sie das dachte, ließen sie mit einem schreckl i chen Sturz das Fensterbrett hinter sich zurück, die Fl ü gel umschwirrten Jills Ohren und die kühle und feuchte Nachtluft flog ihr ins Gesicht.
    Es war viel heller, als sie gedacht hatte, und obwohl der Himmel bewölkt war, sah man an einem silbernen Fleck, wo sich der Mond hinter den Wolken versteckte. Die Felder unter ihr waren grau, die Bäume schwarz. Der Wind wehte

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