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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der silberne Sessel
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fielen ihr ein. Und sie wollte sagen: »Es tut mir Leid!«, doch sie konnte nicht reden. Dann zog der Löwe sie beide mit seinen Augen zu sich her, beugte sich nieder, b e rührte ihre blassen Gesichter mit seiner Zunge und sa g te:
    »Denkt nicht mehr daran. Ich werde nicht schim p fen. Ihr habt den Auftrag erfüllt, für den ich euch nach Narnia geschickt habe.«
    »Bitte, Aslan«, sagte Jill, »dürfen wir nach Hause?«
    »Ja. Ich bin gekommen um euch nach Hause zu bringen«, sagte Aslan. Dann öffnete er weit das Maul und blies. Doch diesmal hatten sie nicht das Gefühl, durch die Luft zu fliegen; stattdessen schienen sie stil l zustehen und der mächtige Atem des Löwen blies das Schiff und den toten König und das Schloss und den Schnee und den Winterhimmel fort. Das alles flog wie Rauchwölkchen in die Luft hinauf und plötzlich sta n den sie auf weichem Gras, unter mächtigen Bäu men und neben einem lieblichen frischen Bach in der stra h lenden Helligkeit mittsommerlichen Sonnen scheins. Sie sahen, dass sie wieder auf dem Berg Aslans sta n den, weit über und weit hinter dem Ende der Welt, in der Narnia liegt. Aber eigenartigerweise klang die T o tenmusik für König Kaspian immer noch fort, obwohl keiner wusste, woher sie kam. Sie gingen neben dem Bach her und der Löwe schritt voraus: Und er wurde so wunderschön und die Musik wurde so traurig, dass Jill nicht wusste, was von beidem ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Dann blieb Aslan stehen und die Kinder schauten in den Bach. Und dort, auf dem goldenen Kies des Bac h bettes, lag der tote König Kaspian und das Wasser floss über ihn wie flüssiges Glas. Sein langer weißer Bart schlängelte sich darin wie eine Wasserpflanze. Und alle drei standen da und weinten. Selbst der Löwe weinte:
    Er weinte große Löwentränen, jede kostbarer als die ganze Erde, bestünde sie auch aus einem einzigen ma s siven Edelstein. Und Jill merkte, dass Eustachius w e der wie ein weinendes Kind aussah noch wie ein we i nender Junge, der seine Tränen verbergen will, sondern wie ein weinender Erwachsener. Zumindest war das die genaueste Beschreibung, die ihr einfiel: denn, wie sie sagte, die Leute scheinen auf diesem Berg kein b e stimmtes Alter zu haben.
    »Sohn Adams«, sagte Aslan. »Geh in dieses Di c kicht und brich den Dorn ab, den du dort finden wirst, und bring ihn her zu mir.«
    Eustachius gehorchte. Der Dorn war fast einen ha l ben Meter lang und so scharf wie ein Dolch.
    »Stoß ihn in meine Pfote, Sohn Adams«, befahl A s lan. Er hob seine rechte Vorderpfote hoch und spreizte den großen Fußballen.
    »Muss ich?«, fragte Eustachius.
    »Ja«, sagte Aslan.
    Eustachius biss die Zähne zusammen und trieb den Dorn tief in die Pfote des Löwen. Und ein großer Blutstropfen trat hervor, röter als jedes Rot, das du je gesehen hast oder dir vorstellen kannst. Und er fiel ins Wasser auf den toten Körper des Königs. Im gleichen Augenblick verstummte die traurige Musik. Und der tote König begann sich zu verändern. Sein weißer Bart wurde grau, dann blond, wurde immer kürzer und ver schwand schließlich ganz; seine eingefallenen Wangen wurden voll und frisch und seine Falten glätteten sich. Seine Augen öffneten sich und sein Mund und seine Augen lachten. Und plötzlich sprang er auf und stand vor ihnen – als sehr junger Mann oder als Junge. (Jill konnte es nicht genau sagen, weil die Leute im Lande Aslans ja kein bestimmtes Alter haben.) Und er rannte zu Aslan und warf die Arme um seinen riesigen Na c ken, so weit sie nur reichen wollten, und er drückte A s lan den herzhaften Kuss eines Königs auf die Stirn und Aslan gab ihm den herzhaften Kuss eines Löwen.
    Schließlich drehte sich Kaspian zu den anderen. Er brach in lautes Gelächter der Verwunderung und der Freude aus.
    »Was! Eustachius!«, rief er. »Eustachius! Also hast du doch das Ende der Welt erreicht! Was ist mit me i nem zweitbesten Schwert, das du an der See schlange zerbrochen hast?«
    Eustachius streckte beide Hände aus und machte e i nen Schritt auf Kaspian zu, doch dann wich er mit e i nem etwas verblüfften Gesicht zurück. »Wie? Was?«, stammelte er. »Das ist ja alles schön und gut. Aber bist du nicht…? Ich meine, hast du nicht…«
    »Ach, sei doch nicht so dumm!«, sagte Kaspian.
    Eustachius schaute Aslan an und fragte: »Ist er nicht – hm – tot?«
    »Ja«, antwortete der Löwe mit sehr leiser Stimme und fast so (meinte Jill), als lachte er. »Er ist gestorben. Die meisten Leute

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