Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
schillernden Schuppen hatte die Macht zu bewirken, dass die Halbwüste Eindringlingen den Weg versperrte.
„Wen hast du diesmal vertrieben?“ Asnarins Enkelin, die in vier Tagen ihren dreiundzwanzigsten Geburtstag hatte, sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem ankommenden Reptil. Sie ahnte, dass der Feind den Pfad zur Taseres gefunden hatte.
„Die Erde begrub ein paar der dunklen Kreaturen unter sich.“
„Die Erde also. Du hast damit gar nichts zu tun?“, lächelte sie Ashargna entgegen. „Aber wirst du auch einen ihrer Magier bezwingen können?“, fragte sie nach einer Weile.
„Erinnere dich. Osgh war bereits vor zwei Jahren in der Nähe. Er konnte mein Reich nicht betreten. Dieser Ort wird von der Finsternis nicht bedeckt werden.“
„So würden Cadar oder Whengra den Zauber nicht brechen können, sollten sie eines Tages zurückkehren?“
„Die Magie des Lichtes ist sehr groß.“
„Kannst du fühlen, ob einer von ihnen schon wieder sein Gift durch die Reiche trägt? Die Dunkelheit hat stark zugenommen, dass ich beinahe von Cadars Rückkehr ausgehe. Resuris sagte mir einst, dass der schwarze Zauberer ganz sicher zurückkehren würde, er nicht sein Ende fand.“
Ashargna kam dicht zu der Halbelbin, die an der Taseanare lehnte. Wie unabsichtlich legte sich ihr schwarzroter Schwanz über die Beine der Geschwächten.
„Er ist zurück.“ Die Schlange beobachtete ihr Gegenüber genau.
„Ich hatte es befürchtet. Wenn Wengor auch jetzt seinen Bruder nicht begleitet, müssen wir augenblicklich aufbrechen. Der dunkle Fürst wird schnell in der Lage sein, die Früchte seiner schwarzen Saat zu ernten. Ich muss endlich meine Stärke zurückgewinnen! Ich muss ihn endgültig besiegen!“
„Du kannst den Weg noch nicht aufnehmen. Du würdest straucheln, vielleicht fallen. Noch bist du zu viel zu schwach. Aber es wird nicht Cadar sein, den es zu bekämpfen gilt. Er stellt keine Gefahr dar. Whengra und Osgh sind es, die den Befehlen ihres Herrn folgen.“
„Cadar wird sich ihnen anschließen.“ Die Verletzte wollte sich erheben. Die Nachricht von seiner Rückkehr und der Allianz zwischen dem Verräter und dem jungen finsteren Fürsten hatten sie ordentlich aufgewühlt. Soh’Hmil aber hatte sie umklammert und hielt sie vorsichtig an den Baum gedrückt.
„Was soll das?!“
„Beruhige dich. Wir wollen nur nicht, dass deine Wunde wieder aufbricht. Ich fürchte, Ashargna war noch nicht fertig.“
„Du erzähltest mir in den letzten Tagen von euren Wegen und Kämpfen.“ Das dunkelrote Tier hielt die Beine der Halbelbin weiter in den Sand gedrückt. Der Freund hatte seinen Griff nur leicht gelockert. „Du hast mir von sonderbaren Begebenheiten berichtet, von dem Gefühl ständig beobachtet zu werden, von einer unbekannten Macht, die euch womöglich helfend zur Seite steht. Du hast Recht. Ihr wurdet auf eurer Reise begleitet. – Er ist es, der über dich wacht, bis du deine magischen Fähigkeiten wieder gebrauchen kannst.“
„Er? Wer …?“ Es dauerte einen Moment. Dann verlor sie das letzte bisschen Farbe und war drauf und dran aufzuspringen. Der Elb und auch die Schlange wussten es zu verhindern. „Er?! Aber er ist der dunkle Fürst! Er ist der schwarze Zauberer, der…“
„Ich weiß, wer er war. Aber sein Ende hat ihn von dem finsteren Gift, von den Kräften des einen Dunklen befreit. Lange Jahre hatten sie Macht über ihn. Du konntest das beenden. Die Geschöpfe des Lichts nahmen ihn auf und schickten Cadar später zu deinem Schutz. Er wurde wieder zu dem Mann, der er einst war, den Naria so sehr liebte. Gib ihm die Chance zu beweisen, dass seine Treue jetzt einzig dir gilt.“
Lewyn hatte zuletzt kaum noch zugehört. Der Mann, der ihr die geliebte Mutter genommen hatte, war zurück. Und ausgerechnet dieser Mörder sollte ihr jetzt Schutz geben?!
„Das wird eine List sein! Niemals steht der schwarze Zauberer gegen die Dunkelheit. Seine Grausamkeit wird nicht einfach so vergehen. Er ist ein Mörder, der Mörder meiner Mutter!“
„Bevor ihn der giftige Atem des Bösen erreichte, war er ein sehr starker Mann. Er war einer der widerstandsfähigsten Menschen in seinem Willen. Deshalb erwählte ihn die Dunkelheit. Denn wer im Licht mit Stärke bestehen kann, ist in der Finsternis noch mächtiger. Was glaubst du, weshalb die Gegenseite so lange versucht hat, dich in ihre Reihen zu bekommen?
Wenn du ihm jetzt nicht die Möglichkeit gibst, dass er sich dir beweisen kann, bist du nicht
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