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Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Titel: Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Sandrock
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zu aufgewühlt, um jetzt zum Wasserloch gehen zu können. Sie sah die vielen tausend Toten vor sich, die durch Cadars Schuld nicht mehr unter den Lebenden weilten. Sie erblickte Narias Leichnam, wie Umodis halb vom Boden verschluckt im Tunnel lag und Dharyns zerfetzten Körper vor Leranoth. Die Schmerzen seiner Folter wurden spürbar. Sie stöhnte. Das Schicksal trieb ein grausames Spiel mit ihr.
    Die Verbannte hatte die Arme über die angezogenen Knie geschlagen und legte dort ihren Kopf auf. Erst nach Stunden kehrte sie zu den Wartenden zurück. Erschöpft legte sie sich sogleich auf ihr Lager und versuchte Schlaf zu finden. Der aber war sehr unruhig. So ging es ihr am nächsten Tag wieder etwas schlechter. Auf Soh’Hmils fragenden Blick erklärte sie ihm, was sich zwischen den Dünen zugetragen hatte.
    „Meinst du nicht, das Licht wird wissen, wie es im Inneren eines jeden aussieht? Es würde dir Cadar nicht zur Seite stellen, wenn ihm nicht zu trauen wäre, der leiseste Zweifel bestünde. Ich entnehme deinen Worten, dass er sich lange gegen das Finstere wehrte. Du kannst nicht ihm die Schuld für diesen Sieg geben. Zudem erzählte dir Asnarin von seiner früheren Sanftmut und Großherzigkeit. Er kam als gerechter Mann in unsere Stadt. Denke an Umodis! Er hat zwar bis zuletzt das Richtige getan, auch als er dich um seinen Tod bat. Aber hättest du die nötige Stärke dafür nicht aufgebracht, würde er heute ohne eigenes Verschulden gegen uns stehen.“
    „Du hast Recht“, antwortete sie nach einigem Überlegen. „Umodis wusste, dass er gegen uns kämpfen würde. Deshalb bat er um seinen Tod. Er wollte nicht Teil von etwas werden, dem solange sein Kampf gegolten hat. Dennoch fällt es mir schwer, den schwarzen Zauberer an meiner Seite zu dulden.“ Sie blickte zu Ashargna, die ihren Kopf gehoben hatte.
    „Bist du bereit für ihn?“
    „Habe ich denn eine Wahl? Aber bitte, ich will ihm die Chance geben. Ich will nicht ebenso blind sein, wie es die Ältesten sind. Aber glaubt mir, es fällt mir nicht leicht.“ Sie hatte der Hüterin der Taseres zugenickt. Die drehte blitzschnell um. Mit dem letzten Drittel ihres Körpers peitschte sie das Wasserloch. Feinste Tröpfchen hingen nach einiger Zeit in der Luft. Ashargna begann daraufhin, den Boden aufzuschlagen und eine kleine Kuhle hineinzutreiben. Der feine Dunst verband sich sogleich mit den Sandkörnern. Leichter weißer Nebel zog auf und sank nach einiger Zeit in die Mulde neben der Schlange. Als der sich aufgelöst hatte, war er da! Cadar lag am Boden. Langsam erhob er sich, ja unsicher. Als er sich aufgerichtet hatte, nahm er die Arme nach oben, betrachtete und befühlte sie schließlich ausgiebig. Bauch und Beine, alles erfuhr durch seine Hände eine Untersuchung. Ja, er war wirklich zurück.
    „Du solltest ein Bad nehmen. Danach wird es dir besser gehen.“ Er nickte. Kurz darauf befand er sich im Wasser. Von dort aus blickte er immer wieder zu seiner Tochter. Die ließ ihn nicht aus dem Auge. Ihre Hand hielt das Schwert dermaßen verkrampft umklammert, dass sich ihre Knöchel weiß färbten. Schwer ging der Atem der jungen Frau. Auch wenn sie gehört hatte, wie er zu dem wurde, was sie einst bekämpfte, fiel es ihr doch schwer, nicht einfach mit der Klinge auf ihn loszugehen.
    „Zügel deinen Zorn! Er würde den Falschen treffen.“ Das mächtige Tier hatte sich der Kriegerin zugewandt, hatte sie doch deren hasserfüllte Augen gesehen. „Du wirst lernen müssen, ihm zu vergeben, dass er nicht die gewaltige Stärke hatte, die in dir wohnt. Du wirst lernen müssen, ihm zu vertrauen, wenn er dir auf deinem weiteren Weg schützend zur Seite stehen soll.“ Ihre Stimme wurde sanfter. Das dunkelrote Reptil, dessen schwarze Seitenschuppen auch jetzt das Licht schillernd zurückwarfen, konnte sehr gut verstehen, welch Kampf es im Inneren der einstigen Magierin gab. Der Mann, der die Schuld am Tod so vieler trug, sollte nun ihr ständiger Begleiter sein. Und doch war dieser Mann nicht für das dunkle Verderben verantwortlich.
    „Ich will versuchen ihm zu vertrauen. Ihr tut es auch. Ich fürchte, es wird einige Zeit dauern, bis ich nicht mehr die hässliche Fratze des Todes in ihm erblicke. Vielleicht lehrt mich die Zeit, in ihm den Mann zu sehen, den meine Mutter einst kennen lernte.“ Doch bei dem Gedanken, dass er ihr Vater war, wurde es der Heimatlosen übel.
    „Ich habe Zeit. Ich werde dir nicht mit Macht beweisen, dass ich nun ein anderer bin, als du

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