Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
besser, als es die Weisen deines Volkes sind.“
„Meines Volkes! Doch steht es hier etwas anders. Ich habe der dunklen Seite nie gedient. Mein Herz ist nicht schwarz.“
„Wäre es eine List, sage mir wozu? Er hätte dir die ganze Zeit über den Tod bringen können. Gib ihm die Gelegenheit ihn als den warmherzigen Mann zu sehen, in den deine Mutter so viel Vertrauen gesetzt hatte. Es ist keine List, glaube mir.“
„Naria! Ich vermisse sie unendlich. Noch immer schmerzt ihr Verlust so furchtbar. Ich wünschte, ich hätte kein Herz. Dann würde ich nicht so viel Leid durchleben, nicht das anderer und auch nicht meines.“
„Aber dein Herz ist es, was dich zu dem macht, was du bist.“
„Aber es macht mich auch schwach. Ich weiß nicht, wie ich die Grausamkeiten noch weiter ertragen kann. Es ist mein Versagen, das so unendlich viel Leid nach Garnadkan bringt. Es ist mein Fehlgehen, das mich aus dem Volk der Elben trieb und mir nicht die Möglichkeit gibt, eine neue Heimat zu finden. Dieses Wissen macht mich schwach.“
„Dann erinnere dich deines Zieles und der Worte von Umodis. Er sagte dir schon vor Jahren, dass dieser steinige Pfad vor dir liegt. Es liegt einzig an dir, dass er auch bezwungen wird. Wenn du ihn nicht nehmen kannst, wer gibt Garnadkan dann noch Hoffnung? Dein Mut und auch dein Herz werden über das Schicksal aller entscheiden. Das solltest du nicht vergessen, egal wie groß die Opfer sein werden.“
Die junge Frau versuchte sich zu beruhigen. Es klappte nur nicht. Irgendwann hatte sie es endlich geschafft, sich ihrer Umklammerung zu entreißen. Sie konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Nachdem sie sich erhoben hatte, nahm sie langsam, da längst nicht bei Kräften, den Weg zwischen die Dünen. Bilder vergangener Tage drängten sich auf. Sie spürte die Folter in Morosad. Die unendliche Grausamkeit dieses Mannes sollte einfach so vorbei sein? Niemals!
„Du hast dir keinerlei Versagen vorzuwerfen. Du hast einen größeren Sieg errungen, als du ahnen kannst.“ Sanft war die Stimme, die zu ihr sprach. „Erlaube, dass wir dir Cadar völlig an die Seite stellen. So wird er dir von weitaus größerem Nutzen sein, als es bisher möglich war.“ Lauer Wind umspielte leicht den Kopf der verstoßenen Prinzessin. Sacht strich er durch das dunkle Haar und schien ihr Ruhe geben zu wollen.
„Sagt, ihr Mächte des Lichts, weshalb sollte er seine finstere Vergangenheit vergessen? Weshalb sollte er nun ein Verfechter friedlicher Zeiten sein? Diesen Weg hätte er schon vor Jahren nehmen können, doch tat er es nicht. Warum wohl wurde sein Herz von schwärzester Dunkelheit durchdrungen?“
„Die Vergangenheit wird ihn begleiten. Denn auch er wurde von ihr geformt. Er wird nie vergessen, welches Leid durch ihn entstand. Dieses Wissen wird ihn noch stärker machen. Du gabst ihm die Gelegenheit dazu. Erst durch den Tod konnte Cadar den Fängen des einen Dunklen entrissen werden. Nun ist er wieder in der Lage, den ihm vorbestimmten Weg zu gehen.
Lewyn, es gibt nur wenige, die das tückische Treiben der Finsternis durchschauen. Dein Vater hat ihr lange widerstanden. Nur durch List und dunklen Zauber wurde er ihr Opfer.“
„Ich höre die Worte. Ihnen Glauben zu schenken fällt mir sehr schwer. Wenn ich Cadar erblicke, werde ich immer den Mörder in ihm sehen.“
„Versuche dich zu erinnern, wie viele Male er dir auf deinem Weg schon beigestanden hat. Er half euch nicht nur den Weg nach Brahadel beschreiten und dort den Feinden entkommen zu können. Die Pferde kamen nie ohne Hilfe zu euch. Wind und Licht wiesen den richtigen Weg oder entrissen euch den Klauen der Gegner. Er sorgte vor Gitala dafür, dass die Goriebs den Fels hinunterstürzten und er gab dir deine Waffen zurück. – Ich sehe, du erinnerst dich.“
„Als Osgh mich hinter dem Keneras Tekheraya angriff, war er es, der mir dessen Standort verriet? War er es, der auf dem einsamen Hügel Yar’nael so tödlich machte?“
„Es war dein Vater.“
Abermals lief die Kriegerin grübelnd durch den Sand. Sie bemerkte jedoch schnell, dass die Schwäche sie gleich wieder zu Boden werfen würde.
„Wenn du bereit bist, seine volle Stärke anzunehmen und ihm gegenüber treten zu können, dann sage es Ashargna. Sie kann ihn in körperlicher Gestalt zurückbringen. Doch nun solltest du ruhen. Deine Wunde droht erneut aufzubrechen.“ Ein weiteres Mal strich ihr der Wind durch die Haare. Dann war es ruhig. Lewyn ließ sich in den Sand nieder. Sie war
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