Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Kreaturen bei mir. Du lebst noch immer.“
„Ich erinnere mich nur zu gut.“ Abermals wollte Zorn in ihr hochkommen. Die Dreiundzwanzigjährige brauchte einige Augenblicke, ehe sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.
„Wieso ist es immer ein so schmerzhaftes Aufeinandertreffen?“
„Weil der letzte Sabork noch nicht gefallen ist. Zudem war es ein knöchernes Schwert, das tödlich auf dich traf. Du verdankst es einzig Yar’nael, noch am Leben zu sein. Niemals wirst du Ruhe vor diesen Geschöpfen haben – nicht so lange der eine Dunkle Gewalt über sie hat.“
„Schon wieder keine erfreulichen Nachrichten.“ Sie zögerte ihre Entscheidung weiter hinaus. Hilfe vom schwarzen Zauberer! Das war so unendlich absurd. Sie ließ ihn einfach stehen und ging ein Stück in die Dünen. Als Lewyn zurückkam, führte ihr Weg direkt auf den Renaorianer zu. Sie kam recht zügig. Soh’Hmil und Ashargna waren sofort zum Eingreifen bereit. Sie rechneten beide damit, dass die Erinnerung letztlich ausschlaggebend für das Handeln der Freundin war.
„Was wird geschehen?“ Sie nahm die Hilfe an.
„Ich werde die Wunde wieder öffnen müssen.“
„Was?!“ Die junge Frau ließ ihn nicht weiterreden. “Sie ist gerade dabei endlich Ruhe zu geben. Welchen Nutzen hätte das?“ Böse funkelten ihre Augen, bedrohlich war ihre Stimme.
„Ich will es dir gerade erklären. Heile ich deine Verletzung durch einfache Magie, wie die Weisen der Elben, wirst du daraufhin deine gekannte Stärke zurückhaben. Die nächste Begegnung mit einem Sabork aber bringt dich in das Reich der Toten. Reicht dir das?“
„Hm, ich kann es mir vorerst nicht leisten zu sterben. Der Weg, der noch vor mir liegt, scheint weit.“ Sie war dennoch von dem Bevorstehenden nicht begeistert. Seine Hilfe würde nämlich bedeuten, dass der Mann, der einst ihr ärgster Gegner war, dicht an sie herankommen musste. Und sie hatte gern eine gewisse Distanz zwischen sich und ihm.
„Ich werde dich anfassen müssen. Kannst du dich dazu nicht überwinden, wirst du weitere Zeit verlieren.“
„Auch das kann ich mir nicht leisten. Was muss ich tun?“
„Den Schmerz ertragen. Du solltest wieder einen Riemen zwischen die Zähne nehmen.“ Cadar winkte dem Heerführer.
„Es wäre gut, wenn Ihr sie halten würdet. Je mehr sie sich bewegen kann, umso heftiger wird es sie schmerzen.“ Er ging zu dem einzelnen Baum und schob seine Ärmel ein wenig nach oben. Die junge Frau kam einen Augenblick später nach. Sie hatte noch einmal tief durchgeatmet. Ihr gefiel weder das Eine noch das Andere. Wollte sie aber schnell den weiteren Weg gehen, hatte sie gar keine Wahl. Sie kam bis zur Taseanare, an der Cadar bereits wartete. Er hatte ihr ein bequemes Lager errichtet, doch so, dass der Rücken am Stamm ruhte.
Die Dreiundzwanzigjährige schüttelte ungläubig den Kopf. Sie konnte nicht fassen, dass sie sich tatsächlich freiwillig in die Gewalt dieses Mannes begab. Die Hände waren auf die Oberschenkel gestützt, sie stand gebückt. Immer noch wehrte sich die Verletzte dagegen, den einstigen Feind an sich heranzulassen. Unruhig nagte sie an den Lippen und der Atem ging immer schwerer. Ein letztes Schütteln. Sie legte die Rüstung ab und öffnete das Hemd. Dann setzte sich die Heimatlose an den Baum.
„Du wirst ein Auge auf ihn haben.“ Ihr Wort richtete sich an den Freund. Der kniete neben dem Stamm und war bereit die Enkelin seiner Herrin möglichst ruhig zu halten.
„Natürlich. Doch sorge dich nicht. Du solltest den schwarzen Zauberer vergessen. Ihn gibt es nicht mehr.“ Dann fasste er um ihre Schultern, während sie einen Riemen zwischen die Zähne nahm und darauf hoffte, das Richtige zu tun.
Cadar ließ sich rechts von ihr nieder. Er sah seiner Tochter in die Augen. Dabei glaubte sie ein weiteres Mal, sich in den seinen verlieren zu können.
„Fang endlich an.“
Das machte er. Vorsichtig schob er ihr Hemd zur Seite, hob seinen Arm und presste die Finger zusammen.
Entsetzen packte Soh’Hmil. Die Freundin schien starr vor Schreck. Mit bloßer Hand riss der Renaorianer im nächsten Moment die geschundene Seite der Kriegerin auf. Obwohl die auf das Leder biss, entließ ihre Kehle dennoch einen Schrei. Sie schlug ihren Kopf wieder und wieder gegen den Baum, hoffte, so schnell von den Schmerzen erlöst zu werden. Bald spürte sie, wie Blut über den Nacken lief. Der gewünschte Erfolg stellte sich dabei nicht ein. Dann verhielt sie. Ihr Haupt lehnte ganz
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