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Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Titel: Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Sandrock
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ruhig am Stamm. Ihre Augen waren auf etwas für die Anderen wohl nicht Sichtbares gerichtet.
    Cadar hatte seine Hand längst tief zwischen ihr Fleisch geschoben. Selbst die Rippen brachen wieder auseinander. Als er seine Finger fester in die Wunde hineindrückte, wurde er ebenso unbeweglich, wie seine Tochter und deren Gefährte. Sogar Ashargna war augenblicklich in Starre gefangen. Alle sahen dieselben Bilder. Die hellen Mächte wischten die letzten Zweifel fort. Sie ließen die beiden Elben, die Schlange und auch den Menschen sehen, wie Renaor einst friedlich und wunderbar grün lag. Nichts war von Dunkelheit in diesen Landen zu sehen. Nichts war vor langer Zeit so, wie es momentan war. Die Vision zeigte Cadars Weg, von Geburt bis zum derzeitigen Augenblick. Anschließend wurde er von der jungen Frau gerissen.
    Heller Dunst durchzog den Kern der Halbwüste und verbarg alles, was sich darin befand. Das Wasserloch und die Taseanare wurden in dichteren Nebel gehüllt. Die kleine Oase würde von niemandem entdeckt werden können. Sie wurde von der Taseres verborgen, wie eine im Ozean treibende kleine Insel, auf der sich die Schlafenden befanden. Zu denen zählte ebenfalls die Hüterin dieses Ortes, die sich dem Zauber nicht hatte entziehen können. Ihr riesiger Leib lag schützend wie ein Wall um die beiden Elben und den Menschen.
    Neuerlich legte sich weißer Nebel über die Oase. Als er sich langsam verzog, gab er den Blick auf Feregor frei. In seiner Begleitung befanden sich Regos und Asnarin. Die waren äußerst beunruhigt, als der Blick auf die Ruhenden fiel. Für einen Moment mochten sie das Schlimmste annehmen. Aber schnell bemerkten sie, dass alle ganz ruhig atmeten. Sie schliefen.
    Die drei Elben brauchten nicht lange zu warten, bis sich die Schwere der Müdigkeit zurückzog. Alle hatten die Augen geöffnet, bevor der Weise mit seinen Begleitern sich hatte gründlich umsehen können.
    Die Königin war starr vor Schreck. Auch der Älteste erkannte sofort den schwarzen Zauberer. Während er mit Magie den augenscheinlichen Gegner versuchte zu bezwingen, ging Regos mit seinen Saborkschwertern auf ihn los. Yar’nael fing die Wucht, der Sajangschild und ihr Vater den Zauber ab.
    „Steckt die Waffen weg! Sie werden nicht benötigt.“ Lewyn ließ sich wieder nieder. Auch jetzt verursachte die Wunde enorme Schmerzen. Cadar fing dafür einen wütenden Blick von ihr auf.
    „Aber …“ Entsetzte und verwunderte Blicke gleichermaßen trafen auf die einstige Thronerbin. Wie konnte sie nur den finsteren Hexenmeister so unbeachtet lassen, ihn gar schützen?
    „Nehmt die Waffen endlich runter. Dann werdet ihr erfahren, was geschehen ist.“ Sie sah zu ihrem Vater. Der nickte. „Bitte, lasst ihn gewähren.“ Sie selbst verspürte keinerlei Lust, lange Erklärungen von sich zu geben. Dazu hatte die Heilung zu viel von ihr gefordert.
    Während die anderen den Worten des Menschen lauschten, fiel die junge Frau abermals in einen tiefen Schlaf. Besorgnis wollte sich breit machen. Doch Ashargna hatte alle schnell beruhigt. Der Erbin der Macht wurde ihr kommender Weg gewiesen. Sie erwachte erst am nächsten Vormittag. Danach waren endlich auch die Qualen der Heilung erträglich.
    Lewyn blickte sich um. Sie hatte die Freunde sofort in den Dünen ausgemacht. Die schienen in einer heftigen Diskussion gefangen. Ihr Auge fiel auf den Renaorianer, der in ihrer Nähe verweilte. Seine Mine zeugte von Besorgnis.
    „Verzeih, ich tat dir Unrecht. Ich konnte es nicht wissen.“ Unsicher war sie, was den Mann betraf, gegen den sie einst kämpfte. Doch die Visionen hatten gezeigt, wie lange er gegen die dunklen Mächte bestanden hatte, durch welche List er zu einem Teil von ihnen wurde. Sein Mitgefühl und seine Hilfsbereitschaft hatten den etwa Fünfzigjährigen in die Finsternis getrieben.
    „Es gibt nichts zu verzeihen.“ Er rückte näher. „Geht es dir wieder besser? Ich konnte nicht ahnen, dass die Heilung dir so viel abverlangen würde.“
    „Es geht.“ Unruhig fuhren ihre Finger durch den Sand. Der Mann, der jetzt besorgt neben ihr saß, war ein völlig anderer, als sie vermutet hatte. Und doch sah sie in ihm immer noch den Mörder. Die Prinzessin wurde von Vergangenheit und Gegenwart hin und her gerissen.
    „Es ist die Zukunft, an die wir glauben müssen“, sagte er.
    „Dennoch ist es unsere bisher zurückgelegte Reise, die uns weitertreibt.“ Es entstand eine kleine Pause, in der sie nach den richtigen Worten suchte.

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