Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
„Du wirst mit mir Geduld haben müssen. Ich kann den Tod nicht einfach vergessen.“
„Ich auch nicht“, sagte er leise. Schnell erhob er sich nun und war bald zwischen den Dünen verschwunden.
„Endlich, du bist wach!“ Regos kam herangeflogen und schloss die Freundin fest in seine Arme. „Du lebst! Nichts ist schöner, als dich jetzt vor mir zu sehen.“ Er ließ sich ihr gegenüber nieder. Lange betrachtete er die geliebte Freundin. „Im letzten Jahr glaubten wir dich schon verloren. Die dunklen Kreaturen hatten nicht nur Let’weden wie eine Seuche überschwemmt. Wir erfuhren vom Fall der nördlichen Regionen Agondhars und Tondiors. Renaor und Dangistar sind gänzlich verloren. Seranidh steht völlig im Bann der Dunkelheit. Da die finsteren Heerscharen zudem immer zahlreicher wurden und du nicht in die Taseres kamst, gingen wir davon aus, du seist gefangen oder gefallen. Glücklicherweise wusste Ashargna mehr als wir. Sie sagte uns, dass der Weg, den du zu nehmen hattest, sehr weit war. Wir gaben die Hoffnung also nicht auf.“
„Dennoch kommt ihr recht spät. Wieder die Ältesten?“
„Nein. Diesmal war es der Feind. Wir werden Let’weden nicht mehr lange erfolgreich verteidigen können. Der einzig sichere Ort scheint die Stadt der Könige zu sein, vielleicht noch Paliana. Deine Magie beschützt sie auch in diesen Tagen. Der dunkle Zauber, der dagegen steht, ist jedoch sehr mächtig.“
„Dahnikg wacht weiterhin über Leranoth? Gut. Das war meine Hoffnung. Du konntest dir also die Worte merken, die ihn halten. Sein Schutz müsste dennoch bereits versiegt sein.“
„Nein. Er wird uns ewig schützen. Er versprach es an dem Tag, als du Colgor vernichten konntest.“
„Ich hatte es vergessen“, meinte sie nach einem Moment. „Versteht es Feregor mittlerweile, die Worte des ersten Drachen zu vernehmen?“
„Nein.“ Er grinste sie an. Seine Freude wurde breiter, als er der Dreiundzwanzigjährigen in die Augen schaute. Auch sie lächelte. Himmel, wie sehr hatten beide diesen Anblick doch vermisst. Sie erhob sich auf die Knie und beugte sich zu ihm. Ihre Hände griffen seinen Kopf. Den ihren lehnte sie dagegen.
„Ich möchte nicht noch einmal so lange auf deine Gesellschaft verzichten müssen.“ Erst nach einiger Zeit ließ sie wieder los. „Ihr solltet weiter versuchen, den Weg zu Dahnikg zu finden. Seine Ratschläge sind sehr wertvoll.“
„Ich weiß. Nach unserer Rückkehr aus der Taseres erzählte er mir von deinem langen Weg durch die Lande, die südlich des Shynn’talagk liegen würden.“
„Du bist es, der ihn hören kann?! Deine Stärke muss sehr gewachsen sein. Ich freue mich für dich und für das Volk der Elben. Du wirst Hoffnung sein, wo es bald keine mehr geben wird.“ Sie stand vollends auf, da in diesem Moment Feregor und Asnarin nahten. Von Wengor gab es jedoch keine Spur. Ihr beschwerlicher Weg würde also weitergehen.
Schnellen Schrittes ging die Heimatlose der Großmutter und Herrin entgegen. Die kam ebenso rasch auf die junge Frau zu. Lange hielten sie einander gefasst. Schließlich begrüßte Lewyn auch den väterlichen Freund ausgiebig. Sie ließen sich alle unter dem einsamen Baum nieder. Nur der Mensch blieb in den Dünen. Er wusste, dass ihm mit großem Hass und Misstrauen begegnet wurde.
Nachdem am Quell lange über das Vergangene gesprochen war, wandte sich die Aufmerksamkeit dem Renaorianer zu.
„Er soll dir Schutz geben?! Das Schicksal hält uns zum Narren!“ Die Kriegerin konnte die Reaktion mehr als nur gut verstehen. Dann rief sie nach dem Mann, der auch ihr Vater war.
„Können sie dein Leben ebenso sehen, wie wir es vermochten?“
„Es käme auf einen Versuch an. Aber sie werden ebenfalls meine Berührung dulden müssen.“
„Nicht sie. Halte deine Tochter gefasst.“ Ashargna peitschte wieder das Wasser. Als die Bilder nach einiger Zeit gemeinsam mit dem Dunst vergingen, verstanden auch die drei Elben.
„Asnarin, Herrin über Let’weden. Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen, dass Naria mit mir Leranoth verließ und nach Wyndor ging. Es war ihre, nicht Eure Entscheidung.“
„Doch trieb ich sie dazu. Sie hatte mehr Vertrauen in die Menschen als ich. Das Dunkel hätte Euch nie zu fassen bekommen, wärt Ihr in der Stadt verblieben.“
„Niemand konnte das ahnen. Ihr wolltet nur das Beste für Euer Kind. Wenn nicht ich, wäre es ein anderer gewesen, den die Finsternis zu einer blutgierigen Bestie gemacht hätte.“ Der Mensch und die
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