Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
hatte ihr eine sanfte Stimme eröffnet, dass sie einen Sieg errungen hatte, von dem sie noch gar nicht wusste. Erst jetzt erinnerte sich die Kriegerin dieser Worte. Was mochte damit wohl gemeint sein? Sie ließ sich nieder. Vielleicht kehrte der magische Wind zurück und beantwortete ihre Fragen. Natürlich tat er es nicht, sonst wäre es sicher gleich geschehen. Stattdessen gesellte sich Cadar zu ihr.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
„Bitte. Vielleicht kannst du mir gleich meine Frage beantworten.“ Sie erzählte ihm davon.
„Weißt du es wirklich nicht?“ Er hatte sich endlich gesetzt und sah seiner Tochter forschend entgegen. „Du hast der Finsternis durch meinen Tod eine mächtige Waffe entrissen. Ich besaß die größte Macht aller dunklen Magier. Es hat den einen Dunklen sehr viel an Zeit und Kraft gekostet, mich zu dem zu machen, was du so sehr hasst. Um Osgh oder Whengra dauerhaft mit gleicher Stärke zu versehen, wird er einiges aufbieten müssen.“
„Er wird dadurch schwächer werden?“
„Vermutlich.“
„Das wäre allen sehr willkommen. Aber von einem Sieg würde ich dennoch nicht reden.“
„Bis dahin vielleicht nicht. Du solltest aber bedenken, dass ich lange Jahre sein erster Diener war.“
„Ja und?“ Augenblicklich wusste sie noch nicht, was er bezweckte. Dann begriff sie. „Natürlich. Er hat dich sicher in viele seiner Geheimnisse eingeweiht. Du wirst wissen, wo seine Stärken liegen. Du weißt aber ebenso, was seine Schwachpunkte sind. Möglicherweise wird uns das den erhofften Sieg bringen.“
„So wird es sein. Denn ich kenne ebenfalls den Weg, den du gehen musst, wenn du mächtig genug für den Kampf mit ihm bist.“ Bei diesen Worten wurde er leiser. Er wusste, was dieser Pfad am Ende für seine Tochter bereithielt. Doch bis es soweit war, würde sicher einiges an Zeit vergehen. Der Mann hob den Kopf. Er sah Asnarin einen der Hügel herunterkommen. Da sie weiter auf ihre Enkelin zu hielt, nahm er an, dass die Königin mit ihr reden wollte. Er zog sich zurück.
„Ihr müsst aufbrechen?“
„Regos und ich, ja. Wie müssen zurück in eine Stadt, die ihr schönes Antlitz zu verlieren beginnt. Der Verrat an dir hat unser Volk gespalten. Viele der Ältesten werden immer dreister. Einige von ihnen wenden sich sogar offen gegen Feregor. Er zeigte seine Freundschaft zu dir zu deutlich.“
„Ich hatte es befürchtet. Deshalb werden wir uns im nächsten Jahr bereits früher treffen.“
„Du hoffst, dass ihnen so das Ziel unserer Reise verborgen bleibt. Sie werden es dennoch wissen. Zudem fürchte ich, wird es ohnehin vergebens sein. Weder Wengor noch sein Bruder werden Regos und mich begleiten können. Auch wenn Feregor versuchen wird, die Antworten zu finden, die Zeit wird nicht für ihn reichen. Die Andaanas scheinen weit entfernt zu liegen.“
„Ihr werdet dennoch kommen?“ Lewyn wollte nicht wieder so lange warten müssen, ehe sie die Großmutter oder Regos sah. Da wenigstens der junge Mann bei der Königin weilte, konnten sie jedenfalls die gefahrlose Reise in die Taseres antreten.
„Wann werden wir uns wiedersehen?“
„Erinnere dich des Tages, da wir aufbrachen den Leichnam deiner Tochter zu bergen.“
„Sollte es uns möglich sein, werden wir dich hier treffen.“
„Asnarin, die Weisen gehen verkehrte Wege. Und du sagst, dein Volk entzweit sich. Das kann entscheidend sein. Du wirst diesen Bruch nicht unterstützen und die Elben damit weiter schwächen, indem du dich offen gegen die Ältesten stellst?“
„Obwohl es mir äußerst schwer fällt, ich versuche Ruhe in unsere Reihen zu bringen. Regos berichtete mir vor zwei Jahren von deiner Sorge und gab mir die Pergamente. Du glaubst gar nicht, welche Überwindung es mich kostet, in ihrer Nähe nicht meiner Wut nachzugeben. Sie haben so viel Unglück über Let’weden gebracht.
Mein Kind, ich sehne sosehr deine Rückkehr herbei, auch für den Frieden in unserem Volk. Du würdest es wieder einen. Du würdest dafür sorgen, dass die Weisen ihre Aufgabe erfüllen, die ihnen seit ewigen Zeitaltern bestimmt ist. Sie sollten beraten, nicht herrschen. Ich habe genau zugehört, als Regos deine Worte wiederholte.“
Die beiden Frauen saßen noch einige Stunden im Sand. Asnarin hatte so viel aus der Heimat zu berichten, doch war es wenig Gutes. Lewyn aber wollte alles genau erfahren. Vielleicht konnte man einen Schwachpunkt bei den Feinden erkennen. Vielleicht gab es einen Weg auch bei den Elben wieder Hoffnung
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