Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
grinste über das ganze Gesicht, während er ein weiteres Stück vom Fisch in den Mund schob.
„Was ist mit deinen Visionen? Lassen sie dich nicht sehen, was geschehen wird?“
„Seit dem Aufbruch von Leranoth blieben sie aus.“
„Das hat nichts zu sagen. Du hattest auch früher monatelang keine Voraussichten. Sie werden wiederkommen, denn sie sind nicht von Magie abhängig.“
„Das vermute auch ich. Der See machte Andeutungen dahingehend.“ Sie steckte einen letzten Bissen in den Mund, stand auf und schickte sich an, die kleine Gruppe zu verlassen.
„Wo willst du hin?“
„Ich werde wachen.“
„Wozu? Du sagtest, wir seien hier sicher. Der See wacht über uns.“ Soh’Hmil versuchte die Kriegerin zu bewegen, dass sie am Feuer wieder Platz nahm. Sie ließ sich aber nicht drängen.
„Verzeih. Ich muss mir die Beine vertreten. Wenn ich zurückkomme, werde ich ein wenig schlafen.“
„Du willst noch nicht aufbrechen? Wir befinden uns jetzt schon über einen Tag oder länger hier. Wenn unsere beiden Freunde fertig mit essen sind, sollten wir reiten.“
„Du wirst es mir doch gönnen, auch ein wenig zu ruhen. Ihr habt ja die ganze Zeit schlafen können.“
„Du brauchst Schlaf? Das ist mal was Neues. Aber es ist schön, dass du uns von der Aufgabe befreist, dich immer zur Ruhe zwingen zu müssen.
Lass mich die Wache übernehmen. Dann kannst du dich gleich schlafen legen und wir können zeitiger aufbrechen.“ Mit einem Lächeln schubste der Elb die junge Frau in Richtung des Lagers. Sie wehrte sich auch nicht mehr dagegen, musste sie doch feststellen, dass der Aufenthalt in den magischen Wassern einiges an Kraft gekostet hatte. So gab die Zwanzigjährige schnell nach und war kurze Zeit später fest eingeschlafen.
„Was ist das denn? Sie legt sich freiwillig hin? Was hast du gemacht, Soh’Hmil? Bist du unter die Zauberkundigen gegangen?“ Nirek war erstaunt, ebenso Therani. Während ihres bisherigen Weges hatten sie die Freundin immer zum Schlaf drängen, manchmal regelrecht zwingen müssen. Allerdings wussten sie auch von ihren Träumen. Sie konnten verstehen, dass sie es hasste, schlafen zu müssen.
Die nächsten Tage ritt der kleine Trupp ziemlich entspannt zwischen den nördlichen Seen. Schließlich wussten sie von deren schützender Magie. Als sie das Ende der En’dika erreichten, rief die Halbelbin noch einmal zu einer längeren Rast. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal eine sichere Pause einlegen konnten.
Auch die Verbannte legte sich zum Schlafen, obwohl sie wusste, dass sie wieder die verhassten Bilder sehen würde. Am nächsten Morgen stellte sie allerdings fest, dass die Träume langsam an Deutlichkeit, aber noch nicht an Schrecken verloren. Das dauerte sicher eine gewisse Zeit. Doch hatte sie nun die Gewissheit, dass es besser werden würde.
Nach gut zwei weiteren Tagen erreichte die Gemeinschaft den nördlichen Waldrand Palianas.
„Ich wüsste gern, was Andail macht.“
„Es hindert dich niemand, zu ihm zu reiten, Therani.“
„Sicher. Aber wir würden Lewyn damit verraten. Die Elben wissen, dass wir beide an ihrer Seite sind. Es ist nur, der Junge hat sein Herz am rechten Fleck und ich hätte mich gern von ihm verabschiedet. Ich glaube nicht, dass wir ihn wiedersehen.“
„Ich weiß, meine Freunde. Der Weg führt weg von diesen Landen.“ Die Enkelin der obersten Elbin sah zu Soh’Hmil.
„Nur er hört dich rufen?“ Er wusste genau, was sie vorhatte. Und wenn niemand Verdacht schöpfte, konnte sie den Männern aus Gitala eine große Freude bereiten.
„Wenn er mich hört.“
„Versuche es. Er kann uns dort treffen, wo Let’wedens Grenze auf den Kelreos trifft.“ Sie hatten still miteinander gesprochen. So würde es eine Überraschung für die Gitalaner sein. Sollte es jedoch nicht klappen, gab es keine Enttäuschung.
Sie rief im Stillen nach dem Freund in Paliana. Erfreut stellte sie fest, dass es selbst auf diese Entfernung funktionierte.
„Triff uns in acht Tagen am Kelreos. Therani und Nirek würden sich sehr freuen. Gib acht, dass dir niemand folgt.“ Ihre Augen verrieten dem Heerführer, dass sie Erfolg hatte. So freute der sich nicht nur auf das Wiedersehen mit dem einstigen Begleiter, sondern auch auf den Moment, wo sich Andail und die beiden Gitalaner gegenüberstehen würden.
„Diesen furchtbaren Strom hört man schon hier. Ehrlich gesagt bin ich nicht darauf versessen, seine Fluten zu sehen. Die sind bestimmt noch immer schwarz. Sein
Weitere Kostenlose Bücher