Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
reiten. Das blieb auch bis zum nächsten Tag so, denn nun lief das Hiradhgebirge sanft zum Kelreos hin aus.
Die Halbelbin und ihre Begleiter waren während der ganzen Zeit natürlich äußerst aufmerksam. Allerdings hatten sie weiterhin nichts von einem Verfolger feststellen können. Vielleicht war am Abend der Begegnung mit den Renaorianern das Schicksal auf ihrer Seite. Vielleicht hatte ein Vogel für die Bewegung in den Büschen gesorgt. Vielleicht.
Die vier Reiter waren noch am Diskutieren über jenen Abend, als der Elb und die verstoßene Prinzessin gleichzeitig ihre Tiere zügelten. Sie hatten fast die Ebene erreicht und die dicht gewachsenen Baumreihen schon beinahe verlassen. Nun wichen sie wieder zurück.
„Schnell tiefer in den Wald. Dort sind wir sicher vor den giftigen Dämpfen.“ Soh’Hmil hatte im selben Augenblick wie die Gefährtin gesehen, dass die Bäume krank waren und ein gutes Stück weiter vorn Zeichen eines Brandes zeigten. Er hatte zudem schon vor einiger Zeit den stechenden Geruch bemerkt.
„Was ist hier geschehen? Dort vorn sollte das Städtchen Gijar liegen. Nun fürchte ich aber um sein Bestehen.“
„Das Drachenfeuer hat nichts verschont.“ Endlich wusste Lewyn, was den beißenden Geruch verursacht hatte.
„Drachenfeuer?“ Therani sah die Freundin ungläubig an. Er hatte doch in Brahadel selbst gesehen, was solche Flammen anrichteten. Ja, das Feuer war vernichtend. Aber diesen starken Geruch hatte er im Tal der Weisen nicht bemerken können. Er machte jedenfalls krank. Nur die wenigen Minuten, die er ihm bisher ausgesetzt war, hatten nichts Gutes gebracht. Der Mann musste feststellen, dass ihm übel wurde und die Umgebung vor den Augen zu tanzen begann. Er wiederholte die Frage. „Drachenfeuer?“
„Ja.“
„Aber in Brahadel und auch in Leranoth hat es bei weitem nicht so furchtbar gestunken. Mir ist schon ganz schlecht davon.“
„Das hat einen einfachen Grund“, erklärte die verbannte Prinzessin. „Diese beiden Orte lagen im Schutz mächtiger Magie. Die Barrieren mögen gefallen sein, aber verminderten dennoch die Wucht der Flammen. Leranoth hat nicht allzu viel Schaden erlitten. Auch in der Stadt der Weisen wird das Leben in einigen Jahren wieder Einzug halten können. Was wir aber da vor uns haben, ist im Augenblick nicht einmal zu betreten. Es ist tote Erde. Was in seine Nähe gerät, stirbt. Wir sollten diesen Flecken großzügig umrunden.“
„Woher wissen wir, wie weit wir reiten müssen? Und dann wüsste ich noch etwas gern. Drachenfeuer, aber von wem?“
„Hoffen wir, dass es Colgor war. Ich möchte jetzt keinem anderen dieser Art begegnen. Unsere Nasen werden uns warnen, kommen wir zu nah an die verbrannte Erde. Soh’Hmil hatte es längst wahrgenommen.“
„Es ist nichts mehr da? Bist du sicher, dass es ein Drache war? Ich hatte Freunde in dieser Stadt.“
„Vielleicht konnten sie fliehen.“
„Wir können nicht nachsehen? Ich mag es nicht glauben.“
„Nirek, es tut mir leid. Aber da ist nichts mehr, nur der Tod.“
Der Berg des Lichts
Die Gefährten zogen sich ein Stück weiter in den Wald zurück. Östlich konnten sie sich hier noch nicht wieder wenden. Der Weg zum Kelreos wurde durch fast senkrecht abfallende Felsen blockiert. Westwärts war im Augenblick ebenfalls an ein Vorwärtskommen nicht zu denken. Der Wald wurde dort zu dicht und wieder war es der Berg, der sich den Reisenden entgegenstellte. So blieb der kleinen Gruppe vorerst nur die Strecke, die sie gerade gekommen waren.
Am zeitigen Abend machten sie Halt. Der Weg nach Westen war nun begehbar. Den wollten sie allerdings erst am nächsten Tag nehmen.
Lewyn sah zu ihrem ersten Krieger und konnte erfreut feststellen, dass es ihm schon wesentlich besser ging. Dennoch löste sie den Verband und legte frische Kräuter auf die recht tiefe Wunde. Die Verletzung bestätigte ihre Annahme. Er war eben ein Elb. Die hatten das Glück, sollten sie verletzt werden, dass ihre Blessuren ziemlich rasch heilten.
„Du hältst doch nicht meinetwegen?“
„Keineswegs. Doch diese Lichtung ist überschaubar. Wir wissen nicht, ob wir einen solch guten Lagerplatz auch später finden würden.“ Natürlich hatte sie schon hier gehalten, um Soh’Hmil völlig zu Kräften kommen zu lassen. Das musste er aber nicht wissen. Allerdings vermutete er es wohl. Sein zweifelnder Blick verriet es der jungen Frau.
„Bereitet das Lager. Ich sehe, ob wir allein sind.“ Kurz darauf war sie im Unterholz
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