Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
sie verbreitete. Da die kleine Gemeinschaft in den vergangenen Monaten kaum Pausen zur Erholung hatte, war es wichtig für die Kriegerin, die augenblickliche Sicherheit bei den Zwergen auszunutzen.
„Zuvor werden wir hören, was Jandahr von mir verlangt. Er erwartet uns bereits.“ Sie war in der Nähe der Eichentür stehen geblieben und harrte dort aus, bis die Männer völlig angekleidet waren. Die hatten durch das kleine Fenster einen Blick in die angrenzende Halle erhaschen können. An ihrem Rand stand Jandahr. Bei ihm befanden sich einige Krieger.
War ihr Gastgeber anfangs von der Anwesenheit der drei Gefährten nicht gerade erfreut, so hatte er es letztlich doch nicht gewagt, diese in einer der engen, fensterlosen Unterkünfte unterzubringen. Der vergangene Tag hatte ihm gezeigt, dass es nicht die Halbelbin war, der man die Verantwortung für all das vermehrte Leid geben musste. Wenn überhaupt, trugen die Weisen der Elben Schuld daran, dass die Dunkelheit hatte in diesem Maße zunehmen können.
Gemeinsam verließen die Drei ihr bequemes Gemach und trafen nach kurzem Weg auf den momentanen Herrn von Hagnarem.
„Ich hoffe, ihr habt euch gut erholen können. Vor allem für dich“, er sah der jungen Frau dabei in die Augen, „ist es wichtig, ausgeruht zu sein. Ich werde keine Kleinigkeit von dir fordern. Denn es wird auch nicht nur eines geringen Kraftaufwandes bedürfen, um die Dunkelheit zu bezwingen. Schaffst du das Geforderte, so wollen wir Zwerge dir unsere Unterstützung zusichern. Bist du noch immer zu schwach, werden wir uns in unserem Gebirge verschanzen und hoffen, dass uns die Finsternis hier nicht erreicht.“ Jandahr ließ seinen drei Gästen je ein Päckchen übergeben. Es enthielt Proviant für längere Zeit. Er wies mit der Rechten zu einem der großen Tore und nahm den Weg auf. Der zog sich über mehrere Tage verschlungen und immer gut abgesichert unter dem Shynn’talagk hindurch.
„Eure Gänge sind riesig. Dennoch ist es verwunderlich, dass ihr in Hagnarem ständig frische Luft habt. Wie ist das möglich, die Magie der Drachen?“ Der Renaorianer hatte vergeblich nach Schächten gesucht, die der Belüftung dienen mochten.
„Nein. Die Fertigkeiten der Zwerge“, grinste ihr Führer. „Ihr habt bereits feststellen können, dass nicht nur ein Weg in unsere Stadt führt. Wir haben mehrere Gänge, auch recht ausgedehnte. Allein dadurch werden wir gut versorgt. Genügt dies aber nicht, so gibt es ausreichend versteckte Spalten, die wir öffnen können. Obwohl sie recht schmal sind, werden auch sie bewacht und gut verschlossen gehalten. Wir haben feststellen müssen, dass es noch andere Gegner, außer Goriebs oder Menschen gibt.“ Dabei blieb sein Auge an Cadar hängen. Er hatte ihn bereits die letzten Tage beobachtet. Vielleicht ahnte der Zwerg, wen er da vor sich hatte. „Ihr seid ein Mensch, einer aus dem nördlichen Reich. Dennoch habt Ihr es geschafft, Euch von der Dunkelheit zu lösen. Ich wünschte, alle Eures Volkes hätten diese Stärke.“
„Ja, es wäre wichtig, dass alle Reiche gegen den Feind stünden.“ Er sah zu seiner Tochter. Ohne diese wäre er bis zu diesem Tage der schwarze Zauberer. Er war es einst, der die Dunkelheit erneut gerufen hatte. Er hatte den einen Dunklen geweckt, als dessen Zeit für die Herrschaft über Garnadkan gekommen schien. Damals versprach sich Cadar davon große Macht. Lewyn war es, die ihn durch den Tod ins Leben zurückbrachte. Jetzt stand er an ihrer Seite und versuchte zu retten, was er dem Untergang hatte preisgeben wollen. Doch er hütete sich, dies dem Zwerg zu erzählen. Sicher wäre er augenblicklich niedergestreckt wurden. Selbst für die junge Frau wäre seine Offenheit zu gefährlich. Diese hatte dem kurzen Gespräch gelauscht und ihren Führer von der Seite dabei beobachtet. Schnell war sie sich sicher, dass Jandahr die Wahrheit ahnte.
Es war Abend, als sie die beklemmende Enge des endlos erscheinenden Ganges verließen. Nach einigen kurzen Biegungen traten sie endlich aus dem Fels heraus. Die Magierin erkannte diese Stelle sofort. Ein kleines Stück entfernt lag die Schlucht, über die kein Pfad zu führen schien. Hier hatte sie sich damals von Regos und Andail trennen müssen. Es waren Monate vergangen, ehe sie einander wiedersahen.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr bis zum Morgen hier ruhen. Wir ziehen uns in den Fels zurück. Dort fühlen wir uns wohler.“ Der Zwerg nickte in Richtung der Gäste und wandte sich mit seinen
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