Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Titel: Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Sandrock
Vom Netzwerk:
zum heutigen Tage in meinen Träumen. Nacht für Nacht fragen sie mich, warum sie in den Tod gehen mussten. Nichts hat sich geändert, nicht zum Guten. Der Tod findet weiterhin seine Opfer.“ Hatte sie gerade noch versucht, Jandahr Hoffnung zu vermitteln, so war nun sie es, die Worte des Trostes und vor allem der Zuversicht bedurfte. Doch gerade diese Schwäche war es, die den kleinen rotblonden Krieger und seine Gefolgsleute beeindruckten.
    „Verzeih. Ich hielt dich bisher für herablassend, dachte du würdest dein Schicksal nicht ernst nehmen. Die Schlacht um die Stadt der Könige hätte mich eines Besseren belehren müssen. Doch erst jetzt begreife ich.“ Ja, das tat er. Endlich konnte er den unendlichen Schmerz in den dunkelgrünen Augen der jungen Frau sehen. Er glaubte ihr, dass sie die vielen Toten nicht nur betrauerte. Sie schien sich dafür zu verfluchen, dass es ihr nicht vergönnt war, etwas dagegen tun zu können.
    „Lewyn, nicht. Der Tod darf dich nicht schrecken.“ Soh’Hmil schloss die Freundin wieder einmal in seine Arme, und still ließ sie es geschehen. An diesem Tag merkten alle, dass der Kampf um den Rückgewinn ihrer Fähigkeiten, und damit der Kampf gegen die Dunkelheit von der Kriegerin mehr forderte, als sie zugeben wollte.
    Es verging einige Zeit, in der die beiden Männer und auch die Zwerge still verhielten. Nicht nur die junge Frau kämpfte mit der Erinnerung an den Tod. Zusätzlich drückten die gewaltigen Ausmaße der Halle die Stimmung. Die Halbelbin kam sich gerade hier wieder verloren vor. Wie sollte sie, eine einzelne Kämpferin schaffen, was von allen erwartet wurde?
    Soh’Hmil, der noch immer einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte, bemerkte, wie ein neuerliches leichtes Beben durch ihren Körper lief. Vorsichtig drehte er die Freundin zu sich um.
    „Du darfst nicht zweifeln. Es ist dein Schicksal, so oft dem Tod zu begegnen. Aber nur du kannst vollbringen, dass er nicht auch zum ständigen Begleiter aller wird. Umodis sagte dir schon vor vielen Jahren, dass du einen sehr entbehrungsreichen Weg haben wirst, dass du Entscheidungen treffen musst, die dir selten gefallen werden. Vertraue auf die Stärke, die in dir wohnt. Sie hat dir bisher den Weg gewiesen und wird dies auch weiter tun.“
    „Aber war es denn immer der richtige Weg? Wohl kaum. Die Dunkelheit ist wesentlich stärker als vormals. Ich konnte sie nicht ansatzweise zurückdrängen. Jede einzelne meiner Entscheidungen machte mich einsamer. Ich habe keine Heimat mehr, kein Volk, zu dem ich gehöre. Nur wenige kann ich als Freund bezeichnen. In meiner Nähe gibt es nur Leid und Tod. Mein Wille hat mir alles genommen. Den Meisten wäre es lieb, der Feind hätte mich besiegt. Überall begegnet mir Hass. Und da sagst du, dass nicht auch ich einmal zweifeln darf?“ In diesem Augenblick sah sie abermals die mit tödlichem Hass versehenen Augen der Elben vor sich, denen sie am Waldrand nach der Taseres begegnet waren. Kopfschüttelnd drehte sie sich weg von ihrem Heerführer und Freund.
    „Hadere nicht mit deiner Bestimmung! Du bist die Erbin der Macht. Du musst Entscheidungen treffen, mit denen nicht jeder zufrieden sein wird. Du kannst nicht das Schicksal eines Einzelnen über das vieler, aller stellen. Es ist wie bei denen, die das Geschick der Reiche Garnadkans lenken. Auch ihre Entscheidungen führen dazu, dass sie nur wenige einen Freund nennen können. Es geht jedem so, der für das Leben anderer Verantwortung trägt. Vergiss nicht: Wo Leben ist, gibt es auch Vergang.“
    „Ich weiß, doch der Tod ist schon so lange mein Begleiter, schon immer. Naria berichtete mir einst, dass bereits kurz nach meiner Geburt der Tod in den Reihen der Elben einkehrte, meinetwegen. Im Verlauf der Jahre wurden es immer mehr.“ Die junge Frau hatte ihren Blick starr auf den Fels gerichtet, sie schien beinahe abwesend. „Ich fürchte, daran wird sich nichts ändern. Resuris sagte in den Shen’enwas, dass mein ganzes Leben aus Kampf bestehen wird. Da, wo Schlachten zu schlagen sind, wird ebenfalls der Tod zugegen sein. Soh’Hmil, ich weiß das alles. Aber das macht es nicht leichter. So bin ich froh, wenigstens dich an meiner Seite zu haben – und meinen Vater.“ Zaghaft schenkte sie beiden Männern ein ganz leichtes Lächeln. Die Bürde, die sie trug, wog sehr schwer. Dennoch gab sie ungern zu, dass ihr diese Last so unglaublich stark auf die Schultern drückte. Therani war es, der einst sagte, dass die Aufgaben leichter

Weitere Kostenlose Bücher