Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
ich diesen gewaltigen Hunger auch jetzt verspüre, ist ein gutes Zeichen.“ Es verging noch einige Zeit, ehe die erhoffte Stärkung eintrat. So setzte sich Jandahr erst einmal neben sie. Lange blickte er zu ihr, beobachtete sie eingehend. Nach einer Weile erhob er sich aber wieder.
„Ich wollte so sehr deinen Tod, machte dich für unser Unglück verantwortlich. Die letzten Tage haben mir jedoch gezeigt, dass du dafür keinerlei Verantwortung trägst. Es war die Hoffnung, die uns in den Kampf ziehen ließ. Dieser Gedanke kam mir schon früher, dennoch suchte ich die Schuld bei dir. Du warst es schließlich, die uns diese Hoffnung gab. Es ist leichter, andere für sein Unglück verantwortlich zu machen, als nach der Wahrheit zu suchen. Ich habe sie endlich gefunden. – Lewyn, wenn du sie willst, gehört meine Treue auf immer dir!“ Er hatte seine Axt in der Faust und schlug mit dieser gegen die Brustpanzerung. Anschließend beugte er sein Knie.
„Nein, nicht.“ Zuerst glaubte der Zwergenherr, dass sie sein Angebot ablehnte. Als ihm die Erbin der Macht, die sich jetzt erhoben hatte, die Hand reichte, wusste er, dass sie es annahm.
„Bitte, beuge nicht dein Knie vor mir.“ Lewyn war mehr als nur überrascht. Die Worte des rotblonden Zwergs bedeuteten, dass er sie als seine Herrin anerkannte. Nach der Begrüßung, die sie durch ihn und seine Krieger erfahren hatte, konnte sie mit allem rechnen, nicht aber mit einem Treueschwur.
„Du bist mir als Freund und Verbündeter sehr willkommen.“ Ein offenes Lächeln zu ihm hinüber ließ den kleinen Mann erstrahlen. Er hatte nicht nur die Hoffnung wiedergefunden, sondern beschritt augenblicklich einen Weg, den Olma bereits vor Jahren als den richtigen erkannt hatte. Nevoris Bruder ließ die Vergangenheit ruhen und blickte in die Zukunft, die im Verband mit den anderen Völkern wieder heller werden musste.
„Jandahr, du sagtest, die Feinde, die uns jagten, ziehen westlich am Shynn’talagk entlang. Folgen deine Männer ihnen noch immer?“
„Du fürchtest, der dunkle Gegner kennt deinen Weg?“
„Ich vermute es. Ich würde ihnen vorerst ungern begegnen.“
„Vielleicht solltest du mir dein Ziel nennen. Dann will ich sehen, ob du im Verborgenen dorthin gelangen kannst. Es gibt viele Gänge in unserem Gebirge. Wir Zwerge waren fleißig, nicht nur, wenn wir nach Metall und Edelsteinen suchten.“
„Unser kommender Pfad soll uns zu den Bergen der zwei Könige führen. Liegt dieser Ort hinter mir, sollte ich vermehrt der Magie fähig sein.“
„Ihr drei scheint euer Ende zu suchen! Der Wald dort ist verflucht. Das Verderben lauert in ihm. Es heißt, ein unsichtbares Grauen gehe dort um.“
„Du warst noch nicht da?“
„Nein, wir Zwerge meiden den Tod, wenn wir können. Schon lange hat niemand aus dem Reich Esweregh den Pfad dorthin genommen. Dennoch kenne ich den Tunnel zu deinem Ziel. Wenn du es wünschst, werde ich dich an einer recht nahen Stelle zu diesen verfluchten Wäldern zum Fuße des Gebirges geleiten. Vom Nebelwald, dem Athis’enwa aus werdet ihr dann sicher noch vier Tage zu den Bergen um Farusia benötigen.“
„Ich denke, du solltest bei deinem Volk bleiben. Nevori und Irog verweilen schon nicht in eurer Heimat. Verlasse nicht auch du sie noch. Nenne den Weg oder gib mir einen Führer. Das ist Hilfe genug.“ Sie hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt.
„Ich hätte dich wirklich gern begleitet. Doch verstehe ich auch deine Bedenken. Da es zudem ungewiss ist, wann die Beiden zurückkehren, will ich deinen Rat befolgen.“
„Das ist eine kluge Entscheidung. Du wärst den Zwergen sicher ein guter König. Doch dein Bruder besitzt ebenso viel Erfahrung und Verständnis. Vielleicht vermögt ihr euer Volk gemeinsam führen, so wie es einst die Brüder in den nun verfluchten Landen taten.“ Der kleine muskulöse Krieger sah sie ohne Verständnis an. „Du kennst ihre Berge, nicht aber die Geschichte dazu?“ Als er der Heimatlosen bedeutete, dass es genauso war, erzählte sie ihm rasch, was zu jener Zeit geschah.
„Ich werde darüber nachdenken und mit unseren Männern reden. Am Ende wird es ihre Entscheidung sein.“
„Ihr Zwerge besitzt wesentlich mehr Weisheit, als man euch nachsagt. Ich bin froh, diese Einsicht erhalten zu haben. Wenn ich gehe, wird sie mich begleiten und weitergegeben. So wird das Verständnis für die Bewohner Eswereghs größer werden.“
„Die beiden Brüder, die Könige, wussten auch, was für ihr kleines
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