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Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Titel: Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Sandrock
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würden, wenn man sie miteinander teilte. In Erinnerung dessen huschte ein weiteres Lächeln über ihr Gesicht. Es verging aber sofort wieder, denn der Elb und der Mann aus Wyndor waren momentan die Einzigen, die ihr bei der Bewältigung des Weges helfen konnten.
    Cadar stand direkt bei ihr und erwiderte die freundliche Geste. Vorsichtig strich seine Hand über das dunkle Haar seiner Tochter. Dann griff er nach ihrem Arm. „Gemeinsam werden wir es schaffen. Und wir sind nicht die Einzigen, die an deiner Seite stehen. Denke an die Stadt der Könige und die, die dort voller Ungeduld auf deine Rückkehr warten. Denke an Aschiel und einen Teil seiner Männer in Agonthalith oder an die Gitalaner. Das alles sind Freunde, auf die du dich absolut verlassen kannst.“ Er hatte den Arm wieder freigegeben, nur um ihre Hand zu drücken. Die verstoßene Prinzessin sollte wissen, dass sie sich seiner Unterstützung wirklich sicher sein konnte. Im gleichen Augenblick erwartete er allerdings auch wieder, dass sie sich von ihm zurückzog, weil seine Berührung für sie noch immer quälend war. Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, dankbar blickte die Dreiundzwanzigjährige nach kurzem Nachdenken zu ihm.
    „Natürlich. Verzeiht meine Schwäche. Aber manchmal ist das Wissen um die vielen Opfer einfach zu groß.“ Sie schaute sich nach Jandahr um. Der allerdings war gerade dabei, in das hintere Drittel der riesigen Halle zu gehen. Er hielt direkt auf die Erhöhung zu. In deren Mitte war im Boden ein vieleckiges Ornament in Gold und Silber eingelassen. Harmonisch dem Muster angepasst, befanden sich zudem verschiedengroße rote und blaue Edelsteine darin. Der Zwergenherr kniete sich davor und berührte sacht und voller Ehrfurcht die glatt geschliffenen ausgemeißelten Linien. Seine Männer ließen gleichzeitig leise eine raue monotone Melodie hören. Vielfach warf die gewaltige Halle diese Klänge zurück. Bald darauf verstummten sie und ihr Führer erinnerte sich der Halbelbin und deren beider Begleiter. Er drehte sich etwas verlegen um.
    „Verzeiht. Aber die Worte der Enkelin Asnarins greifen tief und sagen die Wahrheit. Wissen und Erinnerung sind in diesen Zeiten nur allzu oft mit dem Schmerz der Trauer verwoben.
    Dies ist die Stelle, an der Olmas Thron stand. Hier hat er weise über das Bestehen unseres Volkes entschieden. Hier hat er so viele Feste eröffnet. Es ist ein Platz, der mit einem ziemlich glücklichen Leben verbunden war. Jetzt ist es ein Ort der Trauer und des Gedenkens unserer Toten. Bis ein neuer König gewählt ist, bleibt er leer.“ Der Zwerg erhob sich wieder.
    „Ist denn nicht Irog nun König Eswereghs?“
    „Nur, wenn die Krieger ihn für würdig halten. Sie werden nach seiner Rückkehr darüber entscheiden. Bis dahin führe ich unser Geschick, gemeinsam mit einem Rat der erfahrensten Männer des Shynn’talagk.“ Er grinste. Vielleicht würde er dies auch später noch tun. Denn neben Nevori galt er als wahrscheinlicher Nachfolger des gefallenen Oberhauptes. Irogs Erfahrungen waren noch nicht so groß, wie die seiner Großcousins.
    „Dann könnte jeder eures Volkes den Thron besteigen?“ Cadar begriff. Die Zwerge bestimmten gemeinsam ihr Schicksal. Nicht ein einzelner würde somit die absolute Herrschaft innehaben. Das war bei den Menschen kaum vorstellbar. Dafür waren die einfach zu machtgierig. Er hatte es selbst erfahren.
    „So ist es. Doch bevor wir einen neuen Führer erwählen, muss die Trauerzeit eingehalten werden. Die ist diesmal sehr lang. Wie ich schon sagte, wir haben viele Tote zu beklagen.“ Der verbitterte Klang kehrte in seine Stimme zurück. „Wir sollten diese Halle verlassen. Sie ist voller schwerer Erinnerungen. Ich werde euch eure Gemächer zeigen. Dann könnt ihr bis morgen ruhen. Wenn aber das Morgenhorn erschallt, möchte ich wissen, ob es wirklich Hoffnung für uns gibt.“ Überdeutlich drückten seine dunkelbraunen Augen allerdings aus, dass er nun nichts anderes mehr erwartete, als dass die Erbin der Macht ihre Aufgabe zu Ende führte. Die Worte der Kriegerin, doch gerade auch ihre Selbstzweifel ließen ihn wieder an die Prophezeiung glauben, an kommende, friedlichere Zeiten.
    Nachdem ihm die Dreiundzwanzigjährige zu verstehen gegeben hatte, dass sie damit einverstanden war, wandte er sich einer der vielen kleinen Pforten zu und war rasch dahinter verschwunden. Die drei Reisenden folgten ebenso flink, noch immer von mehreren Kriegern begleitet. Allerdings blieben

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