Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Volk gut
war. Dennoch gibt es das nicht mehr. Heute zieht der Tod durch ihre Berge.“
„Doch sorgten sie zu Lebzeiten für friedliche Tage.
Dieses Grauen, von dem du sprachst, was ist das? Wie kann ich ihm entkommen? Wir erlebten bereits ein lautloses Vergehen im Ketragagebirge. Vielleicht ist es ähnlich.“ Ehe ihr Begleiter zu fragen begann, berichtete die Halbelbin von ihrer Beobachtung des grauen staubigen Dunstes in den östlich gelegenen Bergen. Dort hatten sie gesehen, wie dieses Gift große Bäume beim bloßen darüber Hinwegstreichen verdorren ließ, wie selbst die Luft voll des Todes war und Vögel leblos vom Himmel stürzten.
„Dieses Verderben scheint mir sichtbar zu sein. Euer Ziel aber wird von einem unsichtbaren Grauen bewohnt. Niemand weiß, worin es besteht. Ich kann dir deine Frage nicht beantworten. Wie aber wollt ihr etwas entkommen, was ihr nicht kennt?“
„Vielleicht gibt uns der Weg die Antwort. Möglicherweise hilft Magie. Ich weiß es nicht. Aber es gibt keinen anderen Pfad für mich. Es ist das Schicksal, was mich führt.“
„Dann wird es dir auch helfen dieser Gefahr zu begegnen. – Lewyn, etwas beunruhigt mich“, sagte er nach einer Weile. Ernst und beinah wieder bedrohlich wurde seine Stimme. „Der Mensch in deiner Begleitung, ist er der, für den ich ihn halte, der schwarze Zauberer, dein Vater? Ich fragte bisher nicht, weil meine Männer zu nah waren. Bitte, sag mir die Wahrheit. Weshalb ist dein größter Feind an deiner Seite?“ Sie hatte also Recht. Jandahr hatte die richtigen Schlüsse gezogen.
„Er ist es. Die Mächte des Lichts schickten ihn zu meinem Schutz. Ich weiß, es ist so schwer zu verstehen, wie es beinah unmöglich zu glauben ist. Für mich ist es selbst heute noch unbegreiflich, obwohl er bereits seit Monaten bei mir ist.“
„Weshalb sollte das Schicksal so etwas machen? Dieser Mann ist durch und durch von Finsternis durchzogen.“
„Das war er einst. Der Tod nahm ihm den Schrecken. Das Böse wurde aus seinem Herzen vertrieben.“
„Es ist wirklich schwerlich zu glauben. Bitte verzeih mir, aber ich werde ihn weiter beobachten.“
In diesem Augenblick legten sich dunkle Schatten über das in goldene Strahlen getauchte Tal. Riesige Flügel durchschnitten die Luft. Endlich, die Drachen waren da.
„Du kannst ihr Glauben schenken. Cadar gehört seit seinem Tod in die Reihen unserer Kämpfer. Er hat seiner Tochter mehrmals geholfen, am Leben zu bleiben.“ Hergew neigte seinen gewaltigen Kopf vor der Halbelbin. „Es ist schön, dich lebend zu sehen.“ Der Fürst der Drachen merkte schnell, dass der Zwerg auch weiter kein Vertrauen in die Worte der Kriegerin finden wollte. „Lege deine Hände auf seine Stirn und dein Herz. So wird unser Freund die Wahrheit erblicken.“ Lewyn tat wie ihr geheißen. Nach einiger Zeit ließ sie vom Herren Eswereghs ab und sich abermals auf dem Boden nieder. Diese Bilder zeigen zu können, hatte Kraft gekostet. Jandahr musste sich ebenfalls setzten. Zum einen war er ebenfalls geschwächt und andererseits völlig überwältigt von dem, was er gerade erfahren hatte.
„Er war also nicht immer so? Kaum vorstellbar, dass in ihm einmal ein mitfühlendes Herz schlug.“
„Das tut es heute wieder“, sagte sie lächelnd. Sie konnte die Verwirrtheit des stämmigen Kriegers sehr gut verstehen. Ihr war Cadar selbst jetzt noch unheimlich. Immer wieder erwischte sie sich dabei, wie sie den Mann voller Misstrauen und Abscheu beobachtete. Doch gerade eben war ihr wieder ins Bewusstsein gerufen wurden, dass sie dafür keinen Grund mehr hatte. Sie blickte mit gespieltem Vorwurf in den Augen zu Hergew.
„Schlau gemacht. Ich danke dir.“ Die große silberne Echse, wie auch Resuris, der sich neben ihm befand, nickten.
„Du solltest es langsam wissen.“
Nun war es Jandahr, der grinste. Nicht einmal die Erbin der Macht vermochte es, das Zurückliegende zu vergessen.
„Natürlich werde ich immer daran denken, wer er einmal war. Die Vergangenheit gehört zu jedem von uns wie die Fische ins Wasser oder die Vögel an den Himmel gehören. Aber auch ich muss wohl lernen, dass sich nicht nur die Zeit wandeln kann.“ In Gedanken blieb sie bei dem Mann, der so lange ihr erbittertster Feind war. Seit einigen Monaten, sogar Jahren, allerdings war er ein helfender Gefährte. Die junge Frau stellte gerade fest, dass Cadar ihr mittlerweile doch wesentlich näher stand, als sie gedacht hatte. Sie begann in ihm zu sehen, was er
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