Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Soh’Hmil ihr Lager. Der wurde geweckt. „Beschütze sie mit deinem Leben. Sie darf nicht sterben. Sie ist die Einzige, die uns Hoffnung gibt.
Folge mir jetzt, denn ihr werdet Wasser benötigen. Das eure ist aufgebraucht.“
Der Heerführer tat, wie ihm geheißen. Nach einiger Zeit kehrte er mit prall gefüllten Wasserschläuchen zurück. Er ließ sich neben den Gefährten nieder, die in diesem Augenblick erwachten. Nur Lewyn lag weiter am Boden. Soh’Hmil griff nach ihrer Stirn. Sie glühte. Schnell hatte er ein Tuch mit Wasser getränkt. Das legte er der Freundin auf die Stirn. Ständig die Kühlung erfrischend, warteten die Männer darauf, dass sie endlich zu sich kam. Das allerdings geschah erst einiges später. Die Gefährten hatten sich, nachdem sie munter wurden, schnell vom Lichtsee zurückgezogen. Sie wollten nicht eine Erblindung riskieren. Die Augen des Elben waren bereits stark angegriffen. Er war der Herrin des Lichts schließlich zur Quelle gefolgt.
Asnarins Enkelin begann sich unruhig zu bewegen, bis sie mit einem Sprung auf den Beinen war. Wieder war ihr Aufstöhnen zu vernehmen.
„Ruhig. Du hast es hinter dir.“ Der Gefährte irrte jedoch. Die Schmerzen waren zwar nicht mehr so furchtbar wie im See, aber sie waren noch mächtig genug. Die Verstoßene drehte sich in Richtung der Stimme um. Sehen konnte sie nichts. Dafür war ihr Aufenthalt im Licht zu intensiv. Es würde sicher ein paar Tage dauern, ehe sie wieder sehen konnte. Der Freund aus Leranoth legte einen Verband an, immer wieder mit Wasser benetzend. So kam die Kriegerin nicht in Versuchung, die Augen öffnen zu wollen, erhielt jedoch gleichzeitig Linderung.
„Und nun? Was machen wir jetzt?“
„Ich denke, der Zweck dieser ungewöhnlichen Reise ist erfüllt. Lewyn?“ Soh’Hmil hielt kurz in seinem Bemühen inne.
„Wir können gehen.“
„Wohin? Ich wüsste nicht, wie wir hier wieder hinauskommen.“
„Das Licht, es wird uns führen.“
„Nun ja. Jetzt mag das noch gehen. Aber dann? Anfangs hast nur du den Weg sehen können.“
„Bis es so weit ist, sollten meine Augen geheilt sein.“ Sie wollte sich erheben, musste aber feststellen, dass der Lichtsee ihre Kraft verzehrt hatte. Die Beine knickten ein, bei dem Versuch aufzustehen. Erschöpft ließ sich die junge Frau nach mehreren Anläufen wieder auf dem Boden nieder.
„Ich fürchte, wir können noch nicht gehen.“ Sie ließ sich auf den Rücken sinken und schlief sofort ein. Auch die Männer fielen nochmals in einen erholsamen Schlaf. Einige Stunden später aber war der kleine Trupp dann unterwegs. Soh’Hmil hatte vorerst die Führung übernommen. Die Gitalaner wollten der Freundin behilflich sein. Schnell konnten sie feststellen, dass sie dessen nicht bedurfte.
„Ich kann den Weg erkennen. Danke.“
„Dies ist ein wirklich sonderbarer Ort. Für euch Elben mögen solche Begebenheiten normal erscheinen. Aber ich finde es unheimlich. Bist du sicher, dass hier nicht die dunkle Seite ihren Machenschaften nachgeht? Mich würde es nicht wundern.“
„Was hätte sie davon?“
„Freude daran, uns einen Irrweg zu schicken, Freude an Verzweiflung.“
„Hab Vertrauen, Nirek. Wir befinden uns in den Höhlen des Berges des Lichts. Die Herrin der Dostellal weist uns den Weg.“
„Gehören die Träume dazu?“
„Ich denke ja. Aber die Antwort darauf müssen wir selber finden. Die Herrin des Lichts sagte, es würde für jeden von uns etwas anderes bedeuten.“
„Ich denke, ich weiß, was sie mir sagen sollen. Ich gehöre an deine Seite. Es ist meine Aufgabe, dich vor allem Unheil zu schützen, soweit es in meiner Macht liegt.“ Der Heerführer war zu der jungen Frau getreten und hatte ihr die Hände um die Schultern gelegt. Immer wieder war er glücklich über die Entscheidung, sie während ihrer Verbannung zu begleiten. Als er Narias Tochter vor über vier Jahren kennen lernte, war er nicht gerade angetan von ihr. Sie hatte einen unwahrscheinlich überheblichen Eindruck hinterlassen, wenigstens die ersten Tage. Dabei war es nur die unendliche Trauer um die geliebte Mutter, die das Mädchen damals so erscheinen ließ. Im Kampf aber und auch später zeigte sich ihr wahrer Charakter. Die junge Magierin hätte keinen ihrer Begleiter im Stich gelassen. Und was der Heerführer ihr besonders hoch anrechnete, sie hatte nie versucht, sich über einen anderen ihres Volkes zu stellen. In den Tagen der Not hatte er sie schätzen gelernt. Sie war ihm die Tochter geworden,
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