Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
überall seine Geschichte.
„Ich kenne viele alte Erzählungen. Aber noch nie habe ich von dem gehört, was ihr gerade benanntet. Wie heißt das Ding?“
„Dann will ich dir davon erzählen: Njagranda gehört zum Beginn der Zeit. Er war einer der hellsten Sterne, die den Elben den Weg wiesen, vor allem in Zeiten des Krieges. Davon gab es leider bereits sehr viele, meine Freunde.
In unzähligen Schlachten stand er am Himmel und versuchte denen einen Ausweg aus der Gefahr zu zeigen, die für ihre Freiheit kämpften. Dabei war es egal, um welches Volk es sich handelte. Der Himmel ist klüger als wir. Er kennt keine Unterschiede, keiner steht über dem Anderen.
Wieder einmal verlangte das Böse nach der Herrschaft über unsere Welt. In Anbetracht der enormen Gefahr schlossen sich viele Völker zusammen, um gegen die Dunkelheit zu kämpfen. Doch eine Schlacht nach der anderen verloren sie. Sie kämpften zwar Seite an Seite, aber nicht gemeinsam. Es waren schließlich die Menschen, die für den Untergang so vieler verantwortlich sein sollten. Sie ersannen einen Plan, wie der Feind in eine Falle gelockt werden konnte. Dabei sollten Zwerge und Elben diesen Teil durchführen. Obwohl ihnen dabei nicht wohl war, taten sie es. Es ging um das Überleben aller. Sie wurden von Grienogs, Trollen und anderen Kreaturen in eine Schlucht gejagt, aus der es keinen Ausweg gab. Die Verfolgten brachen ihre Flucht ab und stellten sich dem Kampf, der durch die Menschen zum Sieg gelangen musste. Doch diese standen untätig auf dem Felsen und sahen zu, wie der Gegner die Verbündeten allmählich unter großen Verlusten abschlachtete. Als sich der Feind dem Freudentaumel hingeben wollte, musste er bemerken, dass er sich in einer tödlichen Falle befand. Die Menschen konnten endlich gefahrlos den geschwächten Widersacher schlagen. Sie sollten aus dieser Schlacht als alleinige Sieger hervorgehen, denn sie hatten gleichzeitig die alten Rivalen vernichtet. Doch auch die Menschen durften diesen Ort nicht verlassen. Der Himmel entschied, dass Njagranda zu Boden stürzen sollte, um denen den Tod zu bringen, die so viele tausende Leben geopfert hatten, der Herrschaft über Garnadkan wegen. An jenem Tag gab es nur sehr wenige, die dem Ende entkamen. Sie sind unsere Urväter. Sie hinterließen uns den Bericht über das Geschehen von dem Tag, an dem Njagranda vom Himmel stieg, um den Verrat zu bestrafen. Seither ist er der Stern der unschuldig Getöteten. Nur wenige vermögen es noch, ihn zu rufen. Nur wenigen gibt er die Macht, siegreich gegen den Feind zu bestehen.
Der Stern ist nicht wieder zum Himmel aufgestiegen. Er wollte nie wieder sehen müssen, wie sich jene gegenseitig vernichten, die gemeinsam hätten gegen das Böse bestehen können.“
Für lange Zeit herrschte bedrückende Stille. Während der gesamten Rast wurde kein einziges Wort gesprochen. Nirek und Therani waren voller Wut und Trauer über das soeben Gehörte. Es waren ihre Vorfahren, die so viel Leid verursacht hatten.
„Es waren wirklich die Menschen?“
„Nun versteht ihr sicher das große Misstrauen.“
„Aber wir sind nicht alle so!“
„Ich weiß. Die Völker lernten in späteren Zeiten wieder einander zu vertrauen. Doch leider zeigt die Vergangenheit, dass es auch immer wieder Verrat gegeben hat. Im Volk der Menschen gibt es jene, die über alles Macht haben wollen, unendlich gierig sind. Sie verstehen es, Angst und Schrecken zu verbreiten, sich damit andere hörig zu machen. Diese Wenigen verstehen es aber ebenfalls, liebliche Worte in willige Ohren zu säuseln. Zu spät bemerkt der Betrogene das Gift darin.
Erst wenn die Menschen es schaffen, sich gegen jene in ihren Reihen zu behaupten, die Freundschaft vortäuschen, um dann gefahrlos zustechen zu können, werden sie wieder das Vertrauen der anderen Völker spüren.
Nun, meine Freunde, lasst euch das Herz davon nicht schwer machen. Euer Volk ist im Wandel. Es sind die schwachen Herzen, die es dem Bösen erlauben, Machtgelüste und Habgier zu wecken. Und schwache Herzen gibt es in jedem Volk.“
Endlos schien der Schrei nachzuhallen. Obwohl selber von Schmerzen erfüllt, vernahm ihn auch Whengra. Ruckartig hatte er sich aufgerichtet und versuchte herauszufinden, von wo das Gehörte zu ihm drang.
„Diese Stimme! Ich kenne sie.“
„Ja, sie ist es“, ließ sich der eine Dunkle hören. „Ist es nicht ein wunderbarer Klang? Zuletzt hörte ich Lewyn so, als sie sich in Cadars Gesellschaft befand. Er hat mir
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