Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
führend. In diesem Augenblick öffnete der Rubin in seiner Mitte die benötigte Vertiefung. Ohne Zögern legte die junge Frau den Sajangtropfen dort hinein. Das Loch schloss sich wieder, die Flammen um die Heimatlose herum begannen immer wilder zu kreisen. Schließlich stoben sie auseinander. ’Was denn, sollte es das tatsächlich gewesen sein?’ Nein, natürlich nicht. Sie rechnete damit, dass noch etwas folgte. Wieder hatte sie Recht. Die Flammen kehrten aus dem Nichts zurück und schlugen heiß in das Sonnenamulett.
Die Magie dieser Flammen hatte es den Händen der Erbin der Macht entrissen und über das Brustbein geführt. Jetzt legte sich das unterdessen glühende Metall auf ihre Haut und brannte sich tief in ihr Fleisch. Gleichzeitig verblasste die Narbe auf ihrem linken Arm. Eisige Luft stieg daraus hervor und hüllte die offene Wunde über der Brust in ihre Kälte. Nach einiger Zeit brach mit Wucht ein Strahl roten Lichts daraus hervor und warf die Kriegerin zu Boden. Dann war es vorbei. Cadar sprang zu seiner Tochter. Wieder einmal nahm er die Bewusstlose in seine Arme und trug sie hinaus. Tharondell hieß ihn, in ihre Gemächer zu gehen. Dort erhielt die Gepeinigte die Pflege, deren sie im Augenblick bedurfte.
„Sei unbesorgt. Nach dem Bad wird sie sich erholt haben. Es bringt ihr die Kraft zurück, die gerade genommen wurde.“ Der König deutete auf ein Becken, das kaltes Wasser enthielt. Die Oberfläche war sogar mit Eis bedeckt. „Das wird die Hitze aus ihrem Körper vertreiben. Ist sie erwacht, solltet ihr ruhen. Danach werden wir das Abschiedsmahl für euch reichen.“ Damit verließen die Brüder vorerst die Gemächer ihrer Gäste. Der Renaorianer aber blieb wachend an der Seite seines Kindes. Gedankenverloren blickte er ihr ins Gesicht. Es dauerte nicht lange und seine Aufmerksamkeit wurde von einem leichten roten Glimmen geweckt. Dies erhob sich unter ihrem Hemd, an der Stelle, an der das Feuer in sie gedrungen war. Vorsichtig öffnete er das Kleidungsstück. Vielleicht war doch nicht alles so in Ordnung, wie Tharondell meinte. Aber es verging nur ein Augenblick, bis er zufrieden nickend die Schnürung wieder schloss. Die Magie des Feuers hatte der Erbin der Macht das Sonnenamulett zu Eigen gemacht. Sie trug es ab sofort für immer mit sich. Niemand konnte es ihr jetzt noch nehmen.
Am Abend des zweiten Tages nach Lewyns Stärkung, richteten die Bewohner Farusias ein weiteres Fest aus, zu Ehren ihrer Gäste. Es war das Abschiedsessen. Am nächsten Morgen würden Cadar und seine Tochter die Stadt verlassen. Das neue Ziel aber war ihnen noch unbekannt. Die Flammen hatten es leider nicht preisgegeben.
„Die Träume werden dich auch jetzt wieder führen. Vertraue ihnen, wie du es bisher getan hast“, sagte Emborell zum Abschied. Dann gab er zwei seiner Männer einen leichten Wink. Die übergaben den beiden Reisenden einen kleinen Lederbeutel, der etwas Proviant enthielt.
„Das sollte euch genügen, bis ihr nach Leranoth zurückkehren könnt. Ich weiß, es sieht nicht so aus. Aber vergesst nicht, ihr seid hier in einer Stadt voller Zauber. Die Speisen, die euch gerade gereicht wurden, werden sich stets erneuern, wenn ihr nicht zu viel auf einmal davon verbraucht.
Nun solltet ihr gehen. Nehmt unsere guten Wünsche mit auf den Weg.“
Dabei hingen zwei recht traurige Augenpaare an der Kriegerin. Die Könige mochten wissen, ob ihr Weg in Leranoth beendet war oder nicht.
Langsam strebte die Gruppe in Richtung des Tores, durch das der Mensch und die verstoßene Thronfolgerin der Elben vor einigen Tagen eingetreten waren. Dabei wurden sie von den fröhlichen Liedern der Bewohner begleitet. Doch allmählich wurde der Gesang immer leiser. So wie die Musik an Stärke nachließ, verschwanden auch Menschen und Gebäude. Als die Stadtmauer erreicht war, befanden sich auf der Lichtung nur noch die Ruinen Farusias.
„Sagtet ihr nicht, eure Stadt hätte durch unser Erscheinen eine zweite Chance erhalten? Worin sollte die liegen, wenn sie doch nicht mehr Bestand hat?“, wunderte sie sich.
„Die Toten können nicht wiederkehren. Aber durch euch können wir nun den Weg für andere bereiten. Wir werden jetzt in der Lage sein, die Erde in unseren Landen zu heilen und so den Fluch von den Bergen zu nehmen. Ich konnte sehen, dass sich hier eines Tages wieder Menschen ansiedeln, Menschen, die rein in ihrem Herzen sind. Bitte behaltet dies Wissen für euch. Die Würdigen werden es selbst herausfinden, ihren
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