Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Lage, mir mein Lager selbst zu suchen?“ Durch den immer stärker werdenden Schneefall hindurch kam der Heerführer Leranoths auf seine Prinzessin zu. Für die aber war es nun endgültig zu viel. Sie verlor völlig die Fassung. Es dauerte einige Zeit, ehe die Männer und Asnarin die Vierundzwanzigjährige wieder halbwegs zur Ruhe gebracht hatten. Am Ende lagen ihre Arme um Soh’Hmils Schultern. Sie konnte einfach nicht fassen, dass er noch am Leben und nicht seinen Verletzungen erlegen war.
„Wie ist dies möglich? Ich sah dich sterben.“ Glücklich, aber auch völlig unsicher, blickte sie ihm entgegen.
„Ureaen gab mir von seiner Kraft und schickte mich zu Regos. Diesen beiden habe ich zu verdanken, dass ich noch unter den Lebenden weile. Unser junger Freund ist wirklich sehr stark geworden. Ich weiß mittlerweile auch, welche Ahnung du in der Taseres damals hattest. Doch sei gewiss, du bist die Erbin der Macht, auch wenn Regos mitbestimmend für unser Volk sein mag. Dieser beendete Weg war nur für dich bestimmt, weil du bist, was uns die Prophezeiung schon vor langer Zeit berichtete. Ich freue mich, den weiteren Pfad wieder mit dir gehen zu können.“ Nun nahm Soh’Hmil ihr Gesicht in seine Hände und drückte der jungen Frau einen Kuss auf das Haar. Seine letzten Worte aber brachten sie endlich in die Gegenwart zurück.
„Nein, mein Freund. Du wirst mit unserer Königin und Regos nach Leranoth zurückkehren. Ich nehme an, der Feind schlägt weiter gegen Let’weden.“ Sie schaffte es, sich zu erheben und die menschliche, gefühlsbetonte Seite in sich zu unterdrücken.
„Es gibt zwei Gründe, weshalb dich Soh’Hmil auch in den kommenden Tagen begleiten wird: die Elben und die Drachen.“ Asnarin wusste, dass ihre Enkelin zugunsten Leranoths auf den Freund verzichtet hätte. Sie wusste aber ebenso, dass sie sich sehr über seine Gesellschaft freute. „Unsere Krieger, so sehr sie ihren ersten Heerführer einst achteten und ehrten, so fürchten und hassen ihn nun viele. Sie glauben selbst jetzt noch, du hättest ihn von den Toten zurückgeholt. Sein Leben wäre bedroht, käme er mit uns zurück.“
„Sie sollten eingesehen haben, dass es nicht so war. Anderenfalls stünde er bereits auf Seiten der Finsternis.“
„So ist es. Dies trifft auch auf dich zu. Dir wollen sie ebenfalls nicht vertrauen. Sie fürchten deine Macht. Jetzt, da sie größer ist als vormals, wird es nicht besser werden.“
„Die Drachen, konnten sie helfen?“
„Sie kamen zur rechten Zeit. Die letzten freien Städte unseres Volkes wurden von gewaltigen Heeren angegriffen. Doch verloren sie ihre Überlegenheit, als Hergew mit seinen Kindern in den Kampf eingriff. Schnell waren die Goriebs vernichtet. Wir versuchten den angreifenden Menschen das Licht wieder nahe zu bringen, doch blieben sie blind dafür. Nichts lag ihnen mehr am Herzen, als unser Untergang. Auch sie verloren ihr Leben. Die Drachen kehrten danach nicht ins Daragon’fenn zurück. Sie wollen weiter über die wenigen Siedlungen wachen, die in Let’weden Bestand haben. – Hab Dank dafür. Ich weiß, dass allein du sie schicken konntest.“
„Du irrst. Ich habe sie nicht entsandt. Es war allein die Entscheidung von Hergew und seinem Volk. Aber es freut mich, dass ihr derzeit sehr starke Verbündete an eurer Seite habt. Bitte, erzählt mir von unseren Freunden. Jandahr berichtete von einer Schlacht am Paiaros. Er konnte mir jedoch nicht sagen, wer lebend aus ihr hervorging. Was brachte euch die Zeit weiter seit unserem letzten Treffen?“
„Ich fürchte, wir haben die Zeit nicht, dir alles zu erzählen. Regos und ich, wir müssen zurück. Unser Fehlen würde auffallen. Du hörtest doch, dass sich unser Volk noch immer entzweit. Verzeih. Aber wir können nicht länger bleiben.“
„Das ist grausam! Ich kann euch nicht gehen lassen, nicht jetzt schon. Seid ihr denn nur gekommen, mich zu quälen?“ Dabei wusste sie, dass es natürlich nicht so war. Aber der Augenblick des Wiedersehens war so furchtbar kurz. Sie wollte so viele Fragen beantwortet haben, wollte ihre Tage mit denen verbringen, die ihr so viel bedeuteten. Doch zwei davon durften nicht verweilen. Asnarin hatte Recht, das sah sie ein. Sie mussten zurück, wollten sie nicht einen offenen Bruch in den eigenen Reihen riskieren.
„Niemand will dir wehtun. Aber wir hofften, dir mit unserem Kommen eine Freude bereiten zu können. So hast du wenigstens erfahren, dass wir am Leben sind, es uns gut geht.
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