Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
dieser Allianz zustimme, wenn ich wirklich meine Männer in die große Schlacht entsende, was wird dann weiter geschehen? Wer wird für alle entscheiden? Wo werden wir den Gegner stellen?“ Branastal hatte wohl noch mehr Fragen, hielt aber erst einmal inne, als er das Schmunzeln in den Gesichtern der beiden anderen sah.
„Im Augenblick kann keiner von uns Euch darauf verlässlich antworten. Doch solltet Ihr bedenken, dass es im Interesse eines jeden liegt, aus dem gewaltigen Aufeinandertreffen siegreich hervorzugehen. Selbst wenn ein einzelner entscheiden sollte, wird er versuchen dies möglichst weise zu tun. Doch gehe ich davon aus, dass auch in dieser Schlacht ein Rat der obersten Heerführer für deren Ausgang verantwortlich ist. Bereits in den letzten Jahren war eine solche gemeinsame Führung erfolgreich.
Wo unsere Heerscharen auf die des Feindes stoßen, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe lange keine Kunde über die Bewegung des Feindes oder unserer Kämpfer erhalten. Vielleicht weiß Enoandt, wohin sich die Truppen bewegen, wie stark sie sind. Kennen wir diese Antworten, wird sich daraus auch ergeben, wo und wie die Schlacht geführt wird. Darauf werde ich aber kaum Einfluss haben. Allerdings bin ich mir sicher, dass Euer Heerführer äußerst hilfreich in dieser Allianz sein wird. Er scheint mir ein Mann mit großer Weisheit zu sein.
Mein Herr, versucht nicht an die Überlieferungen aus längst vergangenen Zeiten zu denken, in denen sich die Völker noch äußerst feindlich gegenüberstanden. Das muss vergessen werden. Jetzt bricht eine Ära an, in der nur der gemeinsame Weg zählt. Alles andere führt zum Untergang.“
„Das sind eindringliche Worte, Worte die überzeugend wirken. Ihr werdet dennoch auf meine Entscheidung warten müssen. Ich will in Ruhe darüber nachdenken, ob es noch andere Möglichkeiten gibt.“
„Es gibt keine. Aber ich kann Euch verstehen. Ihr entscheidet nicht nur für Euch, sondern über das Schicksal von ganz Tondior. Doch bitte, grübelt nicht zu lange. Mit jedem Tag rückt der Gegner näher. Jeder Tag bringt weitere Tote, die in Einzelkämpfen sinnlos sterben.“
„Ich werde es bedenken.“ Der Bursche erhob sich und wandte sich zum Gehen. Doch dann schien ihm noch etwas einzufallen. „Wollt Ihr in Burdlan auf meine Entscheidung warten?“
„Meine Zeit ist knapp bemessen. Doch möchte ich in der Nähe bleiben. Vielleicht habt Ihr noch Fragen, die ich dann beantworten könnte. Zudem haben meine Freunde Ratschläge, wenn Ihr sie wollt. Warten möchte ich dennoch bei meinen Gefährten.“
„Auch sie sind in der Stadt willkommen.“
„Ihre Anwesenheit würde verraten, worüber Ihr nachdenkt. Vergesst nicht, Ihr habt bereits Feinde in den eigenen Reihen.“
„Das ist leider richtig. Auch Enoandt warnte mich davor. Nach meinem Entschluss wird es kaum besser aussehen.“
„Mein König, dann kennt ihn aber jeder und Eure Widersacher werden nicht wagen dagegen zu sprechen.“ Der Heerführer hoffte jedenfalls, dass es so sein würde.
„Ich habe einen ersten Rat, falls Ihr ihn hören wollt.“ Auch die Vierundzwanzigjährige hatte sich erhoben und stand wieder vor dem jungen Branastal.
„Nur zu. Ihr habt ja bereits festgestellt, dass meine Erfahrungen leider ziemlich gering sind. Ich bin also für ehrliche Unterstützung sehr dankbar.“
„Zum einen solltet Ihr herausfinden, wem Ihr vertrauen könnt. Die anderen schließt am besten aus dem Rat aus. Und dann solltet Ihr nicht völlig allein über die Lage grübeln. Enoandt, ihm könnt Ihr Euch anvertrauen, wird dabei hilfreich sein.“
„Wie könnt Ihr Euch über seine Gesinnung so sicher sein?“
„Es ist eine Gabe, die vielen Elben gegeben ist, in jedem Fall aber allen, die der Magie fähig sind. Wir vermögen es, das Innere unseres Gegenübers zu erkennen.“
Die Männer waren erneut ziemlich verblüfft. „So etwas gibt es? Das ist natürlich äußerst vorteilhaft.“ Der König schwieg einen Moment, wobei er die Halbelbin jedoch nicht aus den Augen ließ. Schließlich kniff er die Augen etwas zusammen. Er war sich nicht schlüssig, ob er seine Bitte wirklich stellen sollte. Lewyn erkannte dies und lächelte ihm etwas entgegen. Es war wie eine freundliche Einladung.
„Ich hoffe, Ihr haltet mich nicht für unverschämt. Aber ist es Euch möglich, diese eben genannte Fähigkeit bei den Männern einzusetzen, die mich umgeben? Ich würde mir gern derer sicher sein, die helfend an meiner Seite stehen
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