Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
sollten.“
„Ihr seid jung, braucht Männer, auf die Ihr Euch verlassen könnt. Viele von denen, die Euch ihre Dienste versichern, haben wohl eigene Pläne. Ich werde sie für Euch finden.“
„Das wird sicher einige Tage dauern. Bis dahin wird meine Entscheidung gefallen sein, ob sich Tondior dem Bündnis anschließt oder nicht. Bitte, ich möchte zuerst wissen, wie Dylarodh zu mir steht. Er war bisher mein engster Vertrauter.“
„Wie Ihr wünscht“, sicherte sie ihm zu.
Branastal zog sich nun rasch zurück. Er wollte nicht, dass jemand sein Fehlen bemerkte. Noch würde er nicht zeigen, dass er endlich bereit war, Tondiors König zu sein.
„Wir sollten Eure Freunde holen. Ich werde euch alle gerne meine Gäste nennen, bis sich mein Herr entschieden hat.“
„Die Gefahr der Entdeckung ist zu groß. Ihr wisst, wer mit mir reitet. Wir sollten nichts riskieren.“
„Sie werden unerkannt bleiben. Der Weg in mein Haus ist gerade in der Nacht verborgen. Niemand wird ohne meine Einwilligung hier eintreten. Niemand wird wissen, dass sie hier sind. Eure Freunde werden einem bequemen Lager sicher nicht abgeneigt sein. Zudem können Thidania und Thalamira wirklich gut kochen.“ Seine Hand glitt über den Bauch und die Zunge schnalzte vergnügt bei diesem Gedanken.
„Die Frauen werden über Eure Idee nicht besonders glücklich sein. Zudem werden Fragen aufkommen, wenn sie plötzlich mehr Vorräte als gewöhnlich benötigen. Auch wäre es mir lieb, wenn meine Begleiter außerhalb Burdlans die Augen offen halten. Ihr habt zu wenig Wachen in den Bergen.“
„Dabei haben wir ihre Zahl seit Brargals Tod bereits erhöht. Wir halten seinen Verlust auch vor dem Volk noch geheim. So können wir Veränderungen nur langsam vorantreiben.“
„Branastal wird bald zeigen, dass er der Herr eurer Lande ist. Dann braucht ihr dieses Geheimnis nicht mehr zu hüten. Er wird zeigen, dass in ihm mehr Stärke wohnt, als in seinem Vater. Die Menschen Tondiors werden neue Hoffnung erhalten.“
„Aber erst dann. Es gibt zu viele, die den jungen König lieber tot, als auf dem Thron sehen würden“, fürchtete Enoandt.
„Die werden wir finden. Glaubt Ihr, Dylarodh gehört zu jenen?“
„Er diente Brargal treu. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt anders ist, auch wenn es so aussehen mag. Seine schlechten Ratschläge mögen aus Angst oder mangelnder Weisheit geboren sein. Alles andere würde mich überraschen. Aber Ihr werdet das ja bald wissen.“
„Wo werde ich ihn antreffen?“
„Am späten Abend wird er in der ,Tanzenden Flut' essen. Danach kehrt er zu Branastal zurück.“
„Finde ich am Tag die Gelegenheit, weitere Getreue zu sehen?“
„Ich glaubte, Ihr würdet die Zeit nutzen, Eure Gefährten zu informieren. Sicher sorgen sie sich.“
„Sie wissen bereits Bescheid. – Magie“, fügte die Kriegerin an, als sie den zweifelnden Blick bemerkte. Dass Cadar in der Nähe war, verschwieg sie allerdings. Schon längst hatte ihr das Gefühl, das sie noch vom Beginn ihrer langen Reise kannte, verraten, dass ihr Vater nicht weit weg war.
„Hm. Diese Gabe sollte mir mal zur Verfügung stehen. Das würde so einiges erleichtern. Ihr könnt Euch also tatsächlich auf diese Entfernung mit ihnen verständigen?“
„So ist es. – Wo kann ich finden, wen ich zu suchen habe?“ Diese Frage stand noch immer offen. Lewyn wollte die ihr übertragene Aufgabe möglichst schnell bewältigen, hoffte sie doch auch auf eine rasche Entscheidung des Königs. War die gefallen, warteten die Andaanas.
„Ihr habt es recht eilig. Ah, ich verstehe. Ihr glaubt, meinen Herren bereits überzeugt zu haben“, meinte er zu wissen.
„Nein. Aber ich vertraue darauf, dass er sich bei seinen Überlegungen nicht zu viel Zeit lässt.“
„Nun, dann solltet Ihr in meiner Nähe bleiben, so lange ich durch die Gassen Burdlans wandle. Ihr werdet ein Zeichen von mir erhalten, treffen wir auf einen der Gesuchten. Allerdings solltet Ihr mir nicht in dieser Aufmachung folgen. Eure Kleidung ist verräterisch. Wenn Ihr es wünscht, ein Kleid meiner Tochter…“
„Auf gar keinen Fall. Es macht unbeweglich. Eines Eurer Hemden und ein Umhang genügen völlig. Sie werden auch Yar’nael verdecken.“
Als der schneelose Morgen endlich die Stadt aus ihrem Schlaf rief, befanden sich der Mensch und die junge Frau in deren Straßen. In der Schmiede, an der Mauer, vor allem aber auf dem Markt, trafen sie auf einige derjenigen, deren Absichten es zu
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