Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
ihren Waffen. Bevor sie die aber zogen, blickten sie zu dem flimmernden Schutz über sich. Würde Dahnikg eingreifen oder war dieser Mann wirklich nicht mehr ihr Feind?
Cadar durchschritt das große Tor und kam sehr zögerlich auf seine Tochter zu. Lächelnd streckte sie einen Arm nach ihm aus, ihn dann um die Schulter des Vaters legend. Der allererste Drache ließ es geschehen. Der Mann konnte die Stadt der Könige ungehindert betreten. Abermals war leises Gemurmel zu vernehmen. Das Schicksal hielt seltsame Wendungen für Garnadkans Bewohner bereit. Wengors Worte über den Wandel des einstigen Gegners mussten wahr sein. Die Andaanas hatten natürlich nicht gelogen. Sie waren nicht nur die Höhlen der Erinnerung, sondern auch der Weisheit. Damit ließen die meisten Männer doch ziemlich beruhigt von ihren Waffen. Nur wenige mochten weiter an ein hinterlistiges Treiben des Bösen glauben und hielten weiterhin ihre Hände an den Klingen. Sie würden wachsam bleiben. Es waren die Krieger, die auch weiterhin der Genesung ihres Heerführers und Lewyns Kraft skeptisch bis feindlich gegenüberstanden.
Umringt von den Freunden, auf der einen Seite Asnarin und auf der anderen Cadar, bewegte sich die Tochter Leranoths ruhigen Schrittes auf den Palast zu. Dort warteten bereits die Gitalaner.
„Du hast dir viel Zeit gelassen.“ Nirek schlug leicht seine Faust gegen ihre Schulter. „Du hättest ruhig mal an uns denken können. Wir wissen von herrlichen Speisen, die darauf warten vertilgt zu werden und können uns nicht daran laben, weil du dich einfach nicht an so etwas Wichtiges wie Essen erinnern willst. Uns knurrt gewaltig der Magen.“
„Nun, ich verspüre im Augenblick keinen Hunger. Wenn du mir aber sagst, dass auch Kartoffeln zum Verzehr bereitstehen, wird mein Schritt sicher etwas schneller. Außerdem konnte ich doch meine Freunde nicht wegen eures unersättlichen Appetites stehen lassen. Sie wollten alle begrüßt werden.“
„Dann werden wir wohl noch warten müssen. Ihr Elben solltet mehr Handel treiben. Tondior hat viele Kartoffeläcker.“
Lewyn hatte geglaubt, sich erst einmal in die Gemächer zurückziehen zu können. Die Großmutter aber drängte zuvor in den Festsaal. Dort waren die Tische reichlich gedeckt, nur die geliebten Kartoffeln fehlten.
Nach dem Mahl begleitete Asnarin die junge Frau zu deren Räumlichkeiten. Erfreut stellte die Prinzessin fest, dass es die waren, die sie bereits vor ihrer Verbannung bewohnt hatte. Ganz langsam öffnete sie die kunstvoll verzierte Tür. Doch trat sie nicht sofort ein. Zuvor ließ sie ihren Blick kreisen. Nichts hatte sich verändert. Alles war genauso wie an jenem Tag, als sie gezwungen wurde Leranoth zu verlassen. Das war gut vier Jahre her.
„Ich hatte geglaubt, du würdest dich über deine Rückkehr mehr freuen.“ Asnarin blickte ihrer Enkelin in die Augen.
„Ich freue mich sehr, bitte glaube mir. Diese letzten Jahre waren furchtbar. Daran konnten auch unsere kurzen Treffen nichts ändern. Jetzt aber wieder in diesen Räumen zu sein, rückt die Vergangenheit sehr nah. Beinahe erwarte ich hier jeden Moment die Weisen, die mir alles genommen haben, was mir lieb war.“
„Soll ich für dich andere Gemächer bereiten lassen? Ich möchte nicht, dass du ständig an Vergangenes erinnert wirst.“
„Hm, das wird schwierig. Ganz Leranoth tut das. Du willst doch deswegen nicht die gesamte Stadt niederreißen und dann mit anderem Antlitz wieder aufbauen lassen?“ Sie grinste und trat endlich ein. In diesem Augenblick entdeckte sie doch eine winzige Änderung. Auf ihrem Bett lag ein zartfarbenes Kleid. Es war das Gleiche, was sie zu ihrem zwanzigsten Geburtstag von der Großmutter erhalten und zu Andails Vermählung getragen hatte. Sie kniff die Augen zusammen, legte den Kopf schräg und ließ ihren Blick zwischen der Herrin der Elben und dem Geschenk von einst hin und her wandern.
„Willst du mir damit etwas sagen?“
„Ja, dass du mich erfreut siehst, wenn du es morgen Abend trägst. Es wurde vor Jahren eigens für glückliche Anlässe gefertigt. Das Fest zu Ehren deiner Heimkehr ist ein solcher.“ Die Königin trat völlig an die Kriegerin heran. Und jetzt, da sie unbeobachtet waren, dauerte es sehr lange, ehe sie ihre Umarmung wieder löste. „Möchtest du eine Weile für dich haben? Oder darf ich hören, wie dein Weg verlaufen ist?“
„Ich werde dir davon berichten. Aber zuvor möchte ich in die Gewölbe. Schon so lange war mir der Zutritt zu
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