Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
mir nicht verraten, wo ich auf ihn treffen kann?“
„Die Träume geben dir Antwort.“
„Daran wird sich wohl auch nie etwas ändern.“ Lewyn hasste es zu träumen. Meistens verhießen die Botschaften nichts Gutes oder ließen vergangenes Grauen sehen.
„Du solltest deine Träume nicht fürchten. Sie helfen dir auf deinem Weg.“
„Doch lassen sie zudem nicht die Vergangenheit ruhen.“
„Sagtest du nicht selbst, dass sie es ist, die jeden formt?“ Das Wesen war völlig an die Kriegerin herangekommen. Aus sanften Augen schien es sie nun anzusehen. „Du wirst weiterhin einen äußerst schweren Weg vor dir haben. Das kann dir niemand abnehmen. Du bist die Einzige, die ihn gehen kann.“
„Was ist mit meinen Freunden, die ihn mit mir teilen?“ Sie fürchtete die Antwort, hatte sie doch den Tod der Gefährten in einer ihrer letzten Visionen gesehen.
„Die beiden Gitalaner sind sterblich, können nicht ewig an deiner Seite stehen. Aber dies machen sie mit aller Freundschaft, die sie besitzen. Du solltest dich glücklich schätzen, sie in deiner Gesellschaft zu haben.“
„Das tue ich mehr, als sie ahnen können. Doch das Wissen, dass ich sie eines Tages verlieren werde, ob durch Alter oder durch Kampf, betrübt mich zutiefst.“
„Ich weiß. Aber so ist ihr Schicksal. Auch die Erbin der Macht wird es nicht ändern können.
Nun lege Yar’nael und das Sonnenamulett in die Quelle. Wenn sie gestärkt sind, werden sie dir helfen, erneut Magie führen zu können.“ Die Gestalt gab den Weg frei. „Gib auf dich acht. Der eine Dunkle scheint deinen Weg zu kennen. Er wird dir auflauern, wann immer er die Möglichkeit dazu hat. Du solltest dich unauffällig verhalten, denn es sind viele, die in seinen Diensten stehen.“ Die Gestalt löste sich vollends in einem gleißenden Lichtstrahl auf, der sich dem wolkenlosen Himmel entgegenschnellte. Dann war die Kriegerin allein. Langsam näherte sie sich der Quelle. Dort erwartete die junge Frau keine angenehme Überraschung. Sie wusste, dass sie ihre Stärke nur durch Schmerzen erlangen konnte. In diesem Bewusstsein nahm sie wieder einen Riemen zwischen die Zähne und legte Schwert und Amulett in das hervorsprudelnde Wasser. Die Halbelbin trat ein paar Schritte zurück und wunderte sich schon ein wenig, als nichts geschah. Aber nicht lange. Ein sachtes Lüftchen erhob sich, das schnell zu einem Sturm anwuchs. Die Quelle öffnete sich und verschlang die darin liegenden Gegenstände. Spätestens jetzt war ihr klar, dass dies kein einfacher Weg werden würde. Schließlich war sie es, die von den Kräften des magischen Ortes in die Tiefen gestoßen wurde.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie neben den Freunden, die voll Sorge auf sie blickten.
„Was ist geschehen? Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist die Feuerwand.“ Nirek schaute ihr jetzt neugierig entgegen.
„Ihr habt danach geschlafen.“ In diesem Augenblick fiel der Verstoßenen die Begegnung mit der Fledermaus und das nachfolgende Geschehen ein. Unwillkürlich glitten ihre Hände zu Yar’nael und dem Amulett. Beides trug sie bei sich.
„Sag, was aber ist mit dir geschehen? Die Mächte des Lichts scheinen dir immer mehr abzufordern. Du siehst furchtbar aus.“
„Ich werde um meine Stärke hart kämpfen müssen. Ich fürchte, jeder weitere Weg verlangt uns ständig mehr ab ….“
„Wir werden dich dennoch begleiten. Du kannst machen, was du willst, du wirst uns nicht los.“ Die Männer reichten der Freundin die Hände und halfen ihr hoch. Gemeinsam gingen sie zu dem nahe vorbeifließenden Bach. Dort konnten sie ihren Durst löschen.
Verdutzt blickte die Kriegerin auf ihr Spiegelbild. Sie sah wirklich furchtbar aus. Überall zeigten sich kleine offene Stellen. Was war geschehen, nachdem die Quelle sie genommen hatte? Im Augenblick konnte sich die Geschundene nicht erinnern. Das würde sicher noch kommen. Etwas anderes fiel ihr ein. Die Verletzung des Goriebspeers war durch die Krallen des Tieres erneut geöffnet worden. Darum musste sie sich kümmern.
„Was ist los?“ Die Männer reagierten auf ihr Kopfschütteln.
„Nichts, nur Magie.“ Von der Wunde gab es keine Spur mehr, nicht einmal eine Narbe.
„Ich fühle mich ausgeruht. Wie sieht es bei euch aus?“ Nirek schaute sich suchend um. Wo sollte man hier nur hin? Wo befanden sie sich überhaupt? Vom Ferehngebirge war nichts zu sehen. Hier standen sie inmitten eines wunderbaren grünen Tals mit ungewöhnlich gewaltigen
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