Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
entdeckte. Er wurde durch die finsteren Mächte erneut geöffnet. Wenn auch die Menschen versuchen, ihn unbrauchbar zu machen, wissen wir doch nicht, was die Finsternis in der Lage ist zu unternehmen, wie groß ihre Kräfte noch sind. Leranoth sollte gewarnt sein. Der eine Dunkle ist längst nicht so geschwächt, wie die Elben denken mögen. Ihr müsst die Wachen verstärken, die ungesicherten Städte endlich schützen. Zieht euch zusammen! Vor allem aber braucht ihr Vertrauen in Feregor und Regos. Sie sind die Einzigen, die vielleicht stark genug sind, um dem Feind entgegenwirken zu können.“
„Regos? Er ist Krieger, kein Weiser.“
„Seit den Dham’hergh wissen wir, dass er zauberkundig ist. In ihm wohnt sehr große Kraft. Ich konnte es sehen.
Mahagil, reite schnell, denn die Gefahr ist groß. Noch etwas: Sage der Königin und meinen Freunden, dass es mir gut geht. Sie sollen sich keine Sorgen machen.“
„Ich werde es ihnen ausrichten, nur ihnen.“ Er grüßte die vertriebene Prinzessin und nahm seinen Weg weiter in die Heimat. Die einstige Thronfolgerin hingegen entfernte sich immer mehr davon. Lange blickte sie dem Boten hinterher. Wie gern wäre sie doch mit ihm geritten.
Der Herbst neigte sich seinem Ende entgegen. Die Nächte waren bereits so kalt, dass an manchem Morgen der Boden mit einer Schicht aus Reif, hin und wieder mit wenigen Flocken bedeckt war. Bäume und Büsche verloren jetzt sehr schnell ihr farbenfrohes Blätterkleid. Das war anders als in Let’weden. Ja, selbst dort wurde manches Laub bunt. Auch in der Heimat ließen die Bäume von ihrem Schmuck fallen. Doch sorgten sie gleichzeitig dafür, dass im Winter sich das Auge wenigstens an etwas Grün erfreuen konnte.
Eisiger Regen peitschte das Gesicht der jungen Frau. Ein beginnender Sturm verstärkte das Gefühl der Kälte. Da noch einige Tage bis zu ihrem Geburtstag verblieben und sie der Taseres schon nahe war, konnte es sich die Reisende leisten, Schutz vor den Elementen zu suchen. Sie wartete das Schlimmste ab und setzte dann den Weg fort. Zwei Tage später hatte die Kriegerin die weiten Ebenen vor der Halbwüste erreicht. Ihr Ritt würde hier, bei freundlicheren Bedingungen, ebenfalls gut zwei Tage hindurchführen, ehe aus Erdreich zunehmend Sand wurde. Nur wenige Pflanzen würden sie dann noch begleiten.
Die Zwanzigjährige sprang von Bakla und bat ihn, sich zu legen. Sie machte sich ebenfalls so klein wie möglich. Dann spähte sie angestrengt nach vorn. Dort hatte sie in weiter Entfernung einige dunkle Punkte in der Ebene entdeckt. Feinde?
Um diese Frage beantworten zu können, eilte die junge Frau geduckt weiter auf ihre Entdeckung zu. Gegen Mittag war sie nah genug, um das Ziel erkennen zu können. Sie rief im Stillen nach Bakla. Er sollte sich langsam von einer anderen Seite nähern. Sie aber hielt geradewegs auf die vor ihr Reitenden zu.
„Ihr seid tot!“ Endlich stand sie hinter den fünf Männern.
„Himmel! Du hast mich tatsächlich fast zu Tode erschreckt.“ Therani sprang vom Pferd und begrüßte die Freundin ebenso, wie die anderen Vier.
„Was ist los? Haben sie für euch nichts mehr zu tun? Ihr seht nicht nach einem Kampf aus. Also kann euch kaum der Feind vertrieben haben.“
„Was sollen wir sagen? Du fehlst uns eben.“ Nirek zuckte mit den Schultern und setzte sein schönstes Lächeln auf.
„Das ehrt mich sehr. Aber ihr habt wieder Verantwortung.“ Damit wies ihr Kopf in Richtung der Söhne. Doch die schüttelten energisch das Haupt.
„Die Verantwortung liegt nun vielmehr bei uns. Wir haben sehr schnell erkennen müssen, dass die Beiden ohne Euch recht mürrisch sind. Das konnten wir nicht ertragen. Da wir zudem augenblicklich nichts Besseres vorhaben, würden auch wir Euch gern ein Stück begleiten, wenn es Euch recht ist. Ich denke, so ist einem jeden von uns geholfen.“
„Wie sollte ich etwas gegen nette Gesellschaft haben? Aber habt Ihr denn keine Familie, die Eures Schutzes bedarf?“ Die junge Frau hatte zwar ein paar Tage mit den Männern verbracht, und sie hatte von Familie nichts gesehen oder gehört. Aber hieß das denn, dass es keine gab?
„Familie. Hm. Ich war einmal fast vermählt. Ihre Eltern meinten dann aber, dass ein anderer besser zu ihr passen würde. Zur Zeit verspürt wohl auch keiner von uns den Drang nach einer Frau. Naja, nach einer Frau vielleicht schon. Ach, Ihr wisst doch, was ich meine.“ Berando grinste ein wenig verlegen. Lewyn schien zurückzulächeln. Aber
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