Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
haben die so weit im Süden Garnadkans verloren? Sollten wir uns Sorgen machen?“ Thelan hielt erstaunt inne.
„Das vielleicht nicht. Aber Vorsicht ist in jedem Fall angebracht.“ Lewyn kam gerade von der Grube zurück.
„Sie sind deinetwegen hier. Du weißt es. Das Böse hat die Jagd auf dich abermals verstärkt. Es musste erkennen, dass du keineswegs so verletzlich bist, wie es gehofft hatte. Die hier waren nur der Anfang. Andere werden folgen, selbst Zauberer.“ Ashargna hatte ihren Kopf aus dem Wasser gehoben und beobachtete das Treiben der Gefährten.
„Das hatte ich befürchtet. Einen von ihnen konnte ich bereits bezwingen. Ich fürchte nur, dass uns das mächtig Ärger bringt. Ich verriet dadurch, wo ich mich gerade befand.“
„Du hattest keine Wahl. – Ich habe einen Rat für dich, wenn du ihn willst.“
„Ein guter Rat kann einen unschätzbaren Wert enthalten. Und deine Worte bedeuten mir viel.“
„Verlasse vorerst die bekannten Reiche Garnadkans. Wende dich in Richtung Pendaros und noch weiter östlich. Kehrst du zurück, bleibe wenigstens im Südwesten. Am Besten gehst du nach Agonthalith. Inmitten der vielen Menschen und den dort lebenden Elben solltest du unerkannt bleiben. Zuvor aber wende dich nach Osten. Dein Weg führt dich ohnehin in diese Lande.“
„Ah, ich sollte in dieser Nacht wohl schlafen.“
„Es wäre ratsam. Du wirst ausgeruht sein müssen.“
„Ich nehme an, du willst mir mal wieder nicht sagen, was mich erwartet? Hm, dachte ich es doch.“
Der Tag neigte sich mit einer rotglühenden Sonne seinem Ende entgegen. Die letzten Strahlen ließen nicht nur den Sand feurig erscheinen. Es war ein schaurig schöner Anblick.
„Das ist, als ob uns die Toten mahnen. Wir haben heute viel Blut vergossen.“
„Dennoch sind wir es unseren Toten schuldig, weiter gegen die Dunkelheit zu kämpfen. So viele wären sonst vergebens gefallen, mein Sohn.“ Nirek blinzelte der Kriegerin entgegen, die gerade einen der Hügel herunterkam. Er stand auf und hielt auf die Gefährtin zu. Für die nächsten zwei Stunden war es an ihm, über die Sicherheit der Anwesenden zu wachen. Wenngleich dies eigentlich überflüssig war. Ashargna war sehr wohl in der Lage, einen Feind rechtzeitig zu spüren.
„Und?“
„Nichts. Die Taseres liegt verlassen. Du musst nicht wachen.“
„Woher weißt du, dass kein Feind in der Nähe ist?“
„Dies ist ein Ort der Magie. Ich mag der meinen beraubt sein, doch Ashargnas Reich teilt seine Gabe mit mir. Kein Zauberer wird es wagen, mich hier anzugreifen. Außerdem würde uns die Hüterin des Wassers warnen, sollte Gefahr drohen.“
„Warum warst du dann auf Streifzug?“
„Ich musste mich bewegen. Wir werden sicher noch ein paar Tage hier warten müssen, bevor Feregor zu uns stößt. Ich hoffe sehr darauf, dass er bereits Antwort hat.“
„Was sagt dein Herz?“
Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Hinsichtlich Wengors hatte sie nicht wirklich Hoffnung.
„Komm schon, sei nicht traurig. Das wird noch.“
„Es muss. Aber das ist es nicht allein. Dies ist für mich ein Ort der Erinnerungen. Auf dem Weg zum Daragon’fenn weilten wir schon einmal hier.
Sie fehlen mir, meine Freunde aus der Heimat. Umodis. Er war so lange mein weiser Lehrmeister, Ratgeber, Freund. Er war mein Großvater. Niemand sagte es mir. Als ich es erfuhr, war es zu spät. Sein Blut klebt an meinen Händen. Wenn ich das doch nur ungeschehen machen könnte!“ Sie drehte wieder um. Am Nachmittag hatte sie lange mit Ashargna gesprochen. Die Schlange wusste vieles, aber bei weitem nicht alles. So berichtete die Halbelbin von der Schlacht, in deren Folge sie Umodis der Dunkelheit nur durch dessen Tod hatte entreißen können. Nachdem sie von Colgors Angriff auf die Stadt der Könige erzählt hatte und dass dies das Ende der Erbin der Macht war, ging sie in die umliegenden Dünen. Sie brauchte jetzt ein wenig Zeit, um wieder Herr über die Gefühle zu werden.
Es war beinahe ein Jahr her, dass die Weisen der Kriegerin die Magie genommen hatten. Es war ein Jahr ohne Asnarin, ein Jahr ohne Regos, ohne die anderen Freunde.
Als sie glaubte, sich wieder beherrschen zu können, kehrte die junge Frau zu den Freunden zurück. Dabei traf sie auf Nirek. Und schon war es um ihre Fassung geschehen. Dies war jedenfalls ihrer menschlichen Seite zuzuschreiben.
Gegen Morgen kehrte Asnarins Enkelin zu den Freunden zurück. Ashargna kam ihr ein Stück entgegen.
„Du hättest schlafen
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