Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
hier ruhen. Die Grenze ist nah. Doch unsere Wege trennen sich an dieser Stelle. Das letzte Stück müsst ihr allein nehmen. Uns ist es nicht gestattet, weiter zu gehen.
Lebt wohl und haltet auch in kommenden Tagen aneinander fest. So werdet ihr nicht scheitern. Es war uns eine Ehre, der Erbin der Macht und ihren Getreuen zu begegnen.“ Ehe jemand ein Wort des Dankes sagen konnte, hatte sich um die Kepalas dunkelgrüner Staub gelegt. In rasanter Geschwindigkeit nach Süden davonziehend, hatte er Grinmarg und seine Krieger mit sich genommen. Die Gefährten standen allein.
„Wir sollten seinen Rat annehmen und schnell unser Ziel erreichen.“ Lewyn half Nirek wieder auf die Beine. Dann ging es weiter. Dabei hoffte die junge Frau, rasch die nächste Heimstatt des Lichts zu erreichen. Die Freunde brauchten endlich eine längere Rast. Sie standen kurz vor der völligen Erschöpfung. Sie würde ebenfalls ein wenig Ruhe nicht abgeneigt sein. Die Kraft, die sie in Hengreth hatten schöpfen können, war bei allen längst aufgebraucht.
Es war völlig dunkel. So war die Barriere gut zu erkennen. Glitzernd legte sich ein Vorhang aus Schnee über den Wald. Ja, es war Winter und für Schnee war es kalt genug. Aber bis zu diesem Ort war seit zwei Tagen nicht eine Flocke gefallen. Da wo sie sich gerade befanden, auf dem zurückgelegten Weg und bis hin zum silbrigen Glitzern blieb es auch dabei.
Eine heftige Bö erfasste die Reiter und trieb sie der magischen Grenze entgegen. Somit entgingen die Sieben dem Zugriff ihrer Feinde. Hunderte von ihnen waren rund um sie aufgetaucht. Nur ein schmaler Weg nach vorn blieb offen. Magie sorgte dafür.
Die Kriegerin hatte abermals den Zügel zwischen den Zähnen. Doch noch blieb sie vom Schmerz unberührt. Erst als die Freunde ein gutes Stück geritten waren und der silberglänzende Schneefall sein Ende fand, forderte das neue Ziel seinen Tribut. Furchtbare Kälte hielt die entmachtete Magierin gegriffen und schien ihr Eisspeere ins Fleisch zu treiben. Sie spürte die Wucht alter Wunden und die Qualen des grünen Feuers. Als all das ein wenig nachließ, befand sie sich wieder einmal am Ufer eines Sees. Vielleicht stand sie auch an den Gestaden der Yaner kela, oder an einem Binnenmeer. In jedem Fall aber war es gefroren.
Weit draußen am Horizont erblickte die Zweiundzwanzigjährige ein unnatürliches Glitzern über der eisigen Fläche. Ärgerlich begab sie sich auf den Weg dahin. Nach endlos erscheinenden Stunden hatte sie die Lichtquelle erreicht. Wieder fluchte sie.
„Iaschtah! Das Schicksal könnte mal ein Einsehen mit mir haben.“ Zu ihren Füßen, tief unter dem Eis musste ihr Ziel liegen. Erinnerungen an die Kälte des Eismeeres wurden wach.
Langsam umrundete die Halbelbin den Ausgangspunkt des Strahlens. So, wie sie es erwartet hatte, fand sich natürlich kein Pfad, der sie auch an dessen Ursprung führte. Erneut erinnerte sie sich an ihren Aufenthalt im Breas’bregh. Dort hatte Yar’nael den eisigen Boden zum Einsturz und sie somit vor Laryds Klauen gebracht. Lewyn zog das Schwert der Elben aus dem Futteral und stieß es mit aller Kraft bis zum Heft in den tief gefrorenen Untergrund. In Erwartung, dass sie gleich von dem kalten Element geschluckt wurde, beobachtete sie gespannt das Eis. Nichts geschah. Von der Klinge aus liefen nicht einmal die allerkleinsten Risse weg.
„Mir bleibt aber auch nichts erspart!“, fluchte sie abermals. Es half nichts. Sie musste die Magie ihres Schwertes rufen, wenn auch ungern. „Ethin colgana!“ Das Eis hatte sie so schnell geschluckt, dass der Zusammensackenden nicht einmal Zeit blieb, um noch tief Luft zu holen. Das wollte die Kriegerin augenblicklich nachholen. Der Weg dazu aber war versperrt. Um nicht weiter sinnlos den wenigen Atem zu vergeuden, der verblieb, versuchte sie schnell an ihr Ziel zu gelangen. Dies aber ging weit über das hinaus, was ihr zur Verfügung stand. Die junge Frau dachte an die En’dika zurück. Dort hatte der See sie weiteratmen lassen, obwohl sie sich unter Wasser befand. So war die Hoffnung groß, dass es hier ebenso war, noch dazu, wo Yar’nael ihre ganze Kraft verschlungen zu haben schien. Sie wagte es. Enttäuscht stellte sie fest, dass der hiesige Ort ihr die Gunst versagte. Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und versuchte schneller zu schwimmen. Dem Ursprung des farbigen Leuchtens kam sie jedoch nicht näher. Schnell begann der Kampf, gegen den Reflex atmen zu wollen. Und schnell hatte sie ihn
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